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      Kirchenleute in Tansania engagieren sich im Kampf gegen die Pandemie

      Zum Handeln getrieben

      Tansanias Präsident John Magufuli schien das Coronavirus nicht zu fürchten. Bis in die jüngste Zeit. Dann verschwand der 61-Jährige plötzlich aus der Öffentlichkeit – und wenige Wochen später, am 17. März, teilte Tansanias Regierung den Tod des Staatschefs mit. Offiziell starb Magufuli an Herzproblemen, Gerüchte über eine tödliche Coronainfektion stehen jedoch im Raum. Über die Lage in Tansania und im Würzburger Partnerbistum Mbinga nach Magufulis Tod äußert sich Burkhard Pechtl, Referent der Diözesanstelle Weltkirche.

      Herr Pechtl, nach dem Tod von Präsident John Magufuli hat Tansania eine Präsidentin bekommen – Samia Suluhu Hassan. Ist für Sie absehbar, was dieser Wechsel bedeutet?

      Zum jetzigen Zeitpunkt ist das schwer vorhersehbar. Als der Tod von Präsident Magufuli bekanntgegeben wurde, verfiel Tansania in Trauer. In der Woche danach wurde der Leichnam in mehreren Städten des Landes aufgebahrt. Hunderttausende scheuten das lange Anstehen nicht, um sich von ihrem Präsidenten zu verabschieden. Alle katholischen Bischöfe und die Führungspersönlichkeiten anderer religiöser Gemeinschaften wohnten der Beisetzung Magufulis in seiner Heimatstadt bei. Wie es die tansanische Verfassung vorsieht, rückte Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan an die Staatsspitze. Tansania ist eines der wenigen Länder Afrikas, in denen die Fäden der Macht jetzt in den Händen einer Frau liegen. Hassan ist eine erfahrene Politikerin. Anders als ihr Vorgänger bekennt sie sich nicht zum Christentum, sondern zum Islam. Nach Einschätzung des Bischofs unseres Partnerbistums Mbinga, John Ndimbo, wird dies die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat in Tansania aber nicht erschweren. Bischof John kennt Hassan seit vielen Jahren. Sie tritt besonnen und moderat auf. In Tansania funktioniert das Zusammenleben von Christen und Muslimen traditionell recht gut. Nichts deutet darauf hin, dass sich dies negativ verändern wird.

      Wie gut sind die Menschen in Tansania über die Corona-Pandemie informiert?

      Da kann ich nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben. Als im Frühjahr 2020 Corona die Welt aus den Angeln hob, wurde das Thema auch in Tansania hoch gehandelt. Schulen und Unis wurden geschlossen, der Fernverkehr eingestellt. Für Hygiene wurde geworben, in den Kirchen auf Abstand geachtet und auf den Friedensgruß verzichtet. Die erwartete Infektionswelle blieb aber aus. Im Sommer letzten Jahres pendelte sich die Zahl der Corona-Fälle in Krankenhäusern auf sehr niedrigem Niveau ein. Allerdings standen auch keine Tests zur Verfügung. Man konnte nur schauen: Sterben Menschen mit Corona-Symptomen oder nicht? Aufgrund der offensichtlich geringen Fallzahl hat der damalige Präsident Magufuli, der sein Land sehr autoritär und streng geführt hat, im Juni 2020 die Pandemie für beendet erklärt. Vorsichtsmaßnahmen galten nicht mehr und Corona wurde bei Todesfällen ausgeschlossen.

      „Lungenentzündung“ lautet seitdem die Todesursache. Auch als im Januar und Februar die Zahl der Menschen anstieg, die mit schweren Lungenerkrankungen in Krankenhäuser eingeliefert wurden, durfte weiterhin nicht getestet werden. Denn das hätte den Präsidenten unglaubwürdig gemacht. Das heißt: Die Menschen wissen, dass es Corona gibt, aber viele Leute bis in die gebildete Mittelschicht hinein glaubten, dass die Gefahr vorbei sei. Das hat sich erst seit kurzem geändert. Die Menschen nehmen wahr, dass häufiger Kranke mit Corona-Symptomen in Krankenhäuser kommen.

      Gibt es keine verlässlichen Daten zum Ausmaß der Pandemie?

      Leider nicht, das ist genau das Problem. In der Zeit, in der Tansania niedrige Zahlen hatte, wurde versäumt, Zählungen und Tests systematisch einzuführen. Das macht eine genaue Einschätzung unmöglich.

      Wie geht die Kirche mit der Situation um?

      Die katholischen und evangelischen Bischöfe Tansanias stehen in engem Kontakt. Sie haben früh erkannt, dass die Infektionszahlen steigen, weil die Kirchen im Gesundheitsbereich landesweit eine starke Säule sind. Ein großer Teil der Gesundheitseinrichtungen wird kirchlich betrieben. Die tansanischen Bischöfe haben Ende Februar begonnen, Corona wieder zum Thema zu machen – und sie haben dem Präsidenten damit widersprochen. Das ist riskant gewesen, auch für Kirchenleute. Aber die Erkenntnis, dass Menschenleben unnötig aufs Spiel gesetzt werden, hat die Bischöfe zum Handeln getrieben. Pfarrer wurden angewiesen, in Gottesdiensten auf Corona hinzuweisen. In den Kirchen wird Abstand gehalten, es findet keine Mundkommunion statt, die Besucher tragen Masken. Und die Gottesdienste sind kürzer, finden dafür aber öfter statt. Die Kirche geht in ihrem eigenen Raum als Vorbild voran.

      Hat das Wort von Kirchenleuten so viel Gewicht, dass sie gesellschaftlich etwas erreichen können?

      Die Stimme der Kirchen hat sehr großes Gewicht, weil sie einen Großteil der Menschen erreichen und im Vergleich zu staatlichen Institutionen eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen. Im Bistum Mbinga sind ungefähr 95 Prozent der Bewohner katholisch, und viele sitzen sonntags in der Kirche. Was dort in der Predigt besprochen wird, spricht sich herum.

      Können sich die Menschen auf dem Land vor dem Virus schützen, etwa durch Zugang zu sauberem Wasser und zu Schutzmasken?

      Das Händewaschen mit Seife ist in Tansania flächendeckend möglich. Das ist kein Problem, jedenfalls nicht im Bistum Mbinga. An öffentlichen Gebäuden gibt es Desinfektionsspender und Hygiene­appelle auf Plakaten. Einfache Schutzmasken werden von Schneidern genäht und sind weit verbreitet. Auch von Engpässen bei FFP2-Masken habe ich noch nichts mitbekommen, aber solche Masken muss man sich leisten können. Die Ausstattung der Leute mit solchen Masken wird noch lange dauern.

      Ändert sich die Einstellung der tansanischen Staatsführung zur Pandemie jetzt?

      Bisher war es verboten, im Gesundheitswesen zu testen. Das hätte der Linie des Präsidenten widersprochen. Zuletzt duldete es Magufuli immerhin, dass Corona thematisiert wurde. Die Einstellung der neuen Staatsführung und eventuelle Änderungen der offiziellen Corona-Politik werden mit Spannung erwartet. Ich persönlich hoffe auf eine Rückkehr Tansanias zu den internationalen Standards der Pandemiebekämpfung.   

      Interview: Ulrich Bausewein

      Unterstützen: In den Würzburger Partnerbistümern Mbinga (Tansania) und Óbidos (Brasilien) versuchen Kirchenleute unter schwierigen Bedingungen, die Corona-Pandemie einzudämmen. Ihre Arbeit kann unterstützt werden durch Spenden auf das Konto „Diö­zese Würzburg Weltkirche“, IBAN: DE40 7509 0300 0603 0000 01; Verwendungszwecke: „Mbinga Coronahilfe“ oder „Óbidos Coronahilfe“. Bei Angabe der Spenderadresse wird die Spende bescheinigt.