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      Pädagogisch-Soziale Assistenz – individuelle Förderung sozial benachteiligter Kinder

      Zukunftsperspektiven eröffnen

      „Die soziale Lage in Bayern ist so gut wie nie zuvor“, vermeldete die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2017. Bei einer Armutsquote von etwa elf Prozent gibt es aber noch immer zahllose Familien, in denen Resignation und Chancenlosigkeit herrschen. Am stärksten leiden oft die Kinder, was sich in Verhaltensauffälligkeiten, schlechten Schulnoten und geringen Zukunftsperspektiven niederschlägt.

      Abhilfe schafft hier die Pädagogisch-Soziale Assistenz (PSA), eine bundesweit einzigartige Jugendhilfemaßnahme in Trägerschaft des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF). Dass es diese Form der sozialpädagogischen Kinder- und Jugendhilfe in Würzburg gibt, ist Pfarrer Werner Schindelin zu verdanken. Gemäß seiner Grundmaxime „Kein Kind soll auf der Strecke bleiben“ und aus dem großen Bedauern heraus, dass die Gesellschaft nicht alle abfangen kann, gründete der evangelische Seelsorger in den 1970er Jahren die Ökumenische Tee­stubengemeinde, woraus 1980 der Ehrenamtliche Sozialdienst e.V. wurde. Im mittlerweile abgerissenen „Haus mit der Sonne“ am Friedrich-Ebert-Ring bekamen Kinder, Jugendliche und Familien Unterstützung in den unterschiedlichsten Problemlagen. Ab 2006 lag der Schwerpunkt dann in der „Pädagogisch-Sozialen Assistenz“ (PSA), mit deren Hilfe sozial benachteiligte Kinder individuell gefördert wurden.

      Individuell unterstützen

      Um die PSA für die Zukunft auf sichere Beine zu stellen, übergab der mittlerweile 85-jährige Schindelin im Jahr 2019 die Trägerschaft seiner Hilfe an den SkF Würzburg. Für die Leiterin des Psychotherapeutischen Beratungsdienstes und Bereichsleiterin des SkF Würzburg Dr. Verena Delle Donne ist das eine optimale Lösung, denn: „Die PSA passt genau in das Angebot des SkF.“

      Das Besondere daran ist zum einen, dass die Hilfe sich in erster Linie an die betroffenen Kinder richtet. Wesentliches Anliegen ist es, das Kind individuell zu unterstützen, um soziale Kompetenzen zu fördern, unangemessene Handlungsweisen abzubauen und das Lernverhalten zu verbessern. „So können selbst Kinder, deren Laufbahn vorgezeichnet scheint, neue Berufs- und Zukunftsperspektiven entfalten“, illustriert Verena Delle Donne.

      Nahe an den Kindern und ihren Familien

      Um nah an den Kindern und ihren Familien zu sein und einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zu gewährleisten, ist die Maßnahme direkt an das Spieli angebunden. Zwischen 30 und 50 Kinder tummeln sich täglich in dem Kinderzentrum im Herzen des Stadtteils Zellerau, um zu spielen, zu lernen, sich zu bewegen, zu basteln, zu gärtnern, zu backen oder zu lesen. „Viele werden dort aufgefangen, bei manchen reicht das aber einfach nicht“, sagt Verena Delle Donne. Diese Kinder kommen oft aus benachteiligten Familien mit beengten Wohnverhältnissen, finanziellen Problemen, vielen Geschwisterkindern, Arbeitslosigkeit oder getrennten Elternteilen.

      Bei Justin wurden die Betreuer vor Ort hellhörig, weil er immer wieder gegen Spieli-Regeln verstieß und in Prügeleien verwickelt war. Zugleich wirkte der Drittklässler verschlossen, unglücklich und hatte massive Schwierigkeiten in der Schule. In einem ersten Schritt nahmen Spieli-Leitung Schwester Ruperta Krieger und die beiden Sozialpädagoginnen Ulrike Büdel und Carina Köhler Kontakt zu Justins Eltern auf. Eine Hemmschwelle gebe es dabei meist nicht, weil man sich – wie auch im Fall von Justin – bereits aus dem Spieli kennt. Darüber ­hinaus sei die PSA „derart ­begehrt, dass es sogar eine Warteliste gibt“. Wenn nach den Eltern auch das Jugendamt, das die Hilfe finanziert, zustimmt, kann es losgehen.

      Genaues Hinhören und viel Zuwendung

      „In einem ersten Gespräch geht es um ein näheres Kennenlernen und vorsichtigen Vertrauensaufbau“, berichtet Verena Delle Donne. Bei Justin hat Ulrike Büdel bei der Hausaufgabenbetreuung angesetzt. Durch genaues Hinhören und viel Zuwendung hat sie erste Einblicke in Justins Alltag und eine Idee der benötigten Hilfe bekommen. Ziel ist der Aufbau einer Beziehung, damit das Kind noch eine zusätzliche Anlaufstelle für Sorgen und Probleme hat. Gemeinsam mit Justin hat Ulrike Büdel dann einen individuell zugeschnittenen Hilfeplan aufgestellt. Recht schnell wurde klar, dass Justin sich große Sorgen um seine Mutter macht, weil diese oft antriebslos und depressiv sei. In einem Gespräch in der Familie legte Büdel der Mutter eine Psychotherapie ans Herz, was diese nach erstem Zögern annahm.

      In vielen Gesprächen erarbeitete Ulrike Büdel dann mit Justin alternative Problemlöse-Strategien, mit denen er Dampf ablassen kann ohne andere zu verletzen. Um die Schulprobleme in den Griff zu bekommen, nahm sie Kontakt zu Justins Lehrerin auf, die den Drittklässler jetzt individuell fördert. „Bis die einzelnen Schritte greifen, dauert es oft sehr lange“, weiß Verena Delle Donne aus Erfahrung. Ein Teil des Erfolgskonzepts sei deshalb die langfristige Begleitung der Kinder zwischen einem und drei Jahren für mehrere Stunden pro Woche.

      Kontakt fehlt

      14 Spieli-Kinder können aktuell von der individuellen PSA-Betreuung profitieren. Doch die Corona-bedingten Einschränkungen machen die Arbeit nicht leichter. Momentan können die Kinder nur nach einem festen Zeitplan und mit Eltern ins Spieli kommen. Ziel ist möglichst wenig Kontakt untereinander. Aber genau der Kontakt ist es, der vielen Kindern fehlt. Keinesfalls in Frage komme ein Abbruch der Hilfe, denn: „Extrem-Bedingungen wie diese verschärfen die prekäre Situation in manchen Familien oft noch zusätzlich“.

      Schon jetzt spüren die PSA-Fachkräfte, dass viele Familien nur schwer mit dem Mangel an Unterstützung, mit Strukturlosigkeit und Ungewissheit klarkommen. „Ohne Hilfe von außen verfestigen sich viele Probleme erst recht“, sagt Verena Delle Donne. Die Psychologin befürchtet sogar, dass die große Welle erst noch auf Hilfseinrichtungen wie den SkF zurolle. Insofern sei man im Spieli „froh über jede Familie, die wir sehen“, denn: „Nur so können wir helfen!“     

      Anja Legge