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      Vor 200 Jahren wurde Prinzregent Luitpold von Bayern in der Domstadt geboren

      Würzburgs liebstes Kind

      Am frühen Morgen des 12. März 1821 schrecken die Würzburger aus dem Schlaf. Was ist das? Salutschüsse! Sie geben die Geburt eines königlichen Prinzen bekannt: In der Residenz Würzburg hat Bayerns Kronprinzessin Therese, Frau des späteren Königs Ludwig I., kurz vor zwei Uhr ihren dritten Sohn zur Welt gebracht. Bei der Taufe, die am selben Tag im Weißen Saal stattfindet, erhält das Kind den Namen Luitpold – und wird mit ihm später als Prinzregent in die bayerische Geschichte eingehen.

      Wie der Historiker Thomas Heiler schreibt, „war die Geburt eines Wittelsbacherprinzen in den Mauern der Hauptstadt eines untergegangenen Fürstbistums mit einer über tausendjährigen Geschichte ein symbolisches Ereignis, das die Integration der am Verhandlungstisch hinzugewonnen Gebiete (Unterfranken kam 1814 zu Bayern, Anmerkung der Redaktion) nur fördern konnte.“ Luitpolds Weg zur Herrschaft ist zu Beginn allerdings noch weit. Er steht bei der Geburt in der Thronfolge des jungen Königreichs Bayern nur auf Platz vier.

      Seine ersten vier Lebensjahre verbringt Luitpold in Unterfranken: in Würzburg, Brückenau und Aschaffenburg. Nach dem Tod des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph wird sein Vater 1825 König. Ludwig I. zieht mit der Familie nach München, ins Schloss Nymphenburg. Bereits mit 14 Jahren wird Luitpold von seinem Vater zum Artilleriehauptmann ernannt. Als Soldat macht er Karriere: 1841 wird er Oberst, später Generalmajor, Generalleutnant, Feldzeugmeister und 1876 schließlich Generalfeldzeugmeister.

      Mit 65 Jahren Regent

      Dann die Zäsur: Im Juni 1886 kommt Luitpolds Neffe, König Ludwig II., unter mysteriösen Umständen im Starnberger See ums Leben. Sein anderer Neffe, König Otto, ist wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig. Luitpold übernimmt – im damals hohen Alter von 65 Jahren – als Prinzregent die Regentschaft. Seine Regierungszeit charakterisiert der Historiker Hans-Peter Baum so: „Sein Herrschertitel gab einer ganzen Epoche der bayerischen Geschichte, die bis heute als eine Ära des Friedens und des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs nahezu verklärt gesehen wird, den Namen ,Prinzregentenzeit'.“

      Bereits Ende September 1886 stattet „des Königreichs Bayern Verweser“ – so lautet Luitpolds offizieller Titel – seiner Geburtsstadt einen offiziellen Antrittsbesuch ab. Dabei setzt er als Zeichen der Verbundenheit einen Gedenkstein an der nach ihm benannten neuen Luitpoldbrücke, die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg später als Friedensbrücke wieder errichtet wurde. Das Fränkische Volksblatt zieht eine positive Bilanz des Besuchs: „Prinz Luitpold nimmt sehr freundliche Eindrücke von Würzburg mit; die Bürgerschaft hat ihm einen sehr herzlichen und festlichen Empfang bereitet und sich bemüht, ihre loyale, echt bayerische Gesinnung so recht zu documentiren.“

      Der Artikel würdigt auch die Persönlichkeit des neuen Herrschers, dessen „persönliche Liebenswürdigkeit, seine Leutseligkeit und Herablassung (…) ihm selbst kühler schlagende Herzen gewonnen“ hätten. Thematisiert wird zudem die Bedeutung des Prinzregenten für die Verbundenheit Unterfrankens mit Bayern und dem Haus Wittelsbach: „Er hat auch in unserer Stadt die Bande der Liebe zwischen Volk und Dynastie enger geknüpft und das bayerische Bewusstsein gekräftigt. Blau-weiß war die Losung in diesen Tagen.“

      Monumentalbrunnen

      Wenige Jahre später, zum 70. Geburtstag des Prinzregenten 1891, plant das „Unterfränkische Kreiskomittee für die Feier des siebzigsten Geburtsfestes seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten“, ein fränkisches Denkmal. Ein Monumentalbrunnen soll vor der Residenz dauerhaft an das Ereignis erinnern. Die Planung des Luitpoldbrunnens, heute als Frankoniabrunnen bekannt, übernimmt der Münchner Architekt Gabriel von Seidl. Frankonia, die Verkörperung Frankens, hält über ein Porträtmedaillon des Prinzregenten einen Lorbeerkranz als Ruhmeszeichen. Im Juni 1894 wird der Brunnen eingeweiht. Für das Fest besucht der Prinzregent seine Geburtsstadt Würzburg erneut.

      Und Luitpold zögert nicht, sich standesgemäß mit einem weiteren Monumentalbrunnen zu revanchieren: Am Bahnhofsvorplatz lässt er den Kiliansbrunnen errichten. Um die Künstler in der Region nicht zu verärgern, überträgt der Prinzregent die Bauleitung dem Würzburger Stadtbaurat Peter Bernatz. Das Modell für den Frankenpatron Kilian formt der aus Aschach bei Bad Kissingen stammende Bildhauer Balthasar Schmitt. Am 8. Juli 1895, dem Kilianstag, wird der Brunnen in Gegenwart des Prinzregenten eingeweiht – und symbolisiert bis heute auch die Versöhnung des bayerischen Staats mit der katholischen Kirche nach dem Ende des sogenannten Kulturkampfs. Die Begeisterung der Würzburger Bevölkerung für den Prinzregenten als prominentesten Sohn ihrer Stadt kennt fortan kaum Grenzen.

      Festdîner

      Zu Luitpolds 80. Geburtstag wird 1901 östlich vom Hauptbahnhof der Grundstein für ein Prinzregentendenkmal gelegt. Bei der Einweihung 1903 fehlt Luitpold allerdings altersbedingt. Aufwändig feiern die Würzburger auch den 90. Geburtstag 1911. Beim sogenannten Prinzregentendîner feiern 268 Teilnehmer mit Festessen und Tafelmusik. „Zweifellos war er (Luitpold, Anmerkung der Redaktion) damals Würzburgs ,liebstes Kind’, denn ob er nun anwesend war oder nicht, stets wurden seine Geburtstage und Regierungsjubiläen in Würzburg ausgiebig gefeiert“, schreibt Kulturhistorikerin Eva Prillmann.

      Am 12. Dezember 1912 stirbt der Prinzregent mit 91 Jahren in München. Luitpolds Sohn wird König Ludwig III. Von Bayern. Damals ahnt kaum einer, dass er Thron und Titel schon 1918 wieder verlieren und Bayern Freistaat werden wird. Das Prinzregentendenkmal besteht zwar länger, doch die Bronzefiguren des Prinzregenten und der Wirciburgia, der Personifikation Würzburgs, werden 1943 im Krieg zum Einschmelzen abtransportiert. Ganz verschwunden ist Luitpolds Antlitz aus Würzburgs Stadtbild heute aber nicht: Neben dem Medaillon am Brunnen vor der Residenz erinnert eine, an einem Pfeiler des ehemaligen Prinzregentendenkmals befestigte Büste auf der Friedensbrücke an den Prinzregenten als Würzburgs liebstes Kind.

      Stefan W. Römmelt