Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Kommentar von Alexandra Thätner

      Wo will ich mich positionieren?

      Sie werden ja wohl nicht die Spiele der Fußball-WM schauen!? Wer nämlich nicht möglichst laut kundtut, die WM zu boykottieren, gilt schnell als menschenverachtend und unmoralisch. Ja, die WM ist aus bekannten Gründen problematisch! Aber viele „ich boykottiere”-Rufer, vor allem diejenigen, die ohnehin keinen Fußball schauen, echauffieren sich künstlich, weil es aktuell zum guten Ton gehört. Ich bin gespannt, wie viel Interesse an den Menschenrechten in Katar (und anderswo) nach dem Finaltag bleibt.

      Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen, ausgebeutete und wegen fehlenden Arbeitsschutzes ums Leben gekommene Arbeiter – das sind schwerwiegende Probleme. Aber der Fan ist das kleinste Rad des Ganzen. Ja, er muss sich zur WM verhalten. Schauen oder nicht schauen – beides ist ein Statement. Aber wir brauchen nicht so zu tun, als ließe sich durch ausgeschaltete TV-Geräte die Welt verbessern. Es ist ein kleines Zeichen, das der Einzelne setzen kann – aber eben auch nicht mehr.

      Wenn ich meinen Fernseher ausschalte, geht es für mich also weniger darum, etwas zu verändern, als vielmehr um die Frage: Wo will ich mich positionieren? Wer zuschaut, wird zum Teil des Ganzen. Andererseits: Darf ich Menschen verurteilen, ohne die Motive für ihr Verhalten zu kennen? Die Welt ist komplex, sie lässt sich nicht einfach in Gut und Böse einteilen.

      Gerade wir Katholiken sollten doch vorsichtig sein, Menschen, die ein kritikwürdiges System mittragen, zu verurteilen. Es kann sehr wohl gute Gründe geben, Teil des Ganzen zu sein oder zu bleiben, auch wenn andere das kritikwürdig finden. Ich verurteile niemanden, der sich anders entscheidet als ich. Auch wenn ich das Handeln nicht nachvollziehen kann. Letztlich muss sich jeder selbst entscheiden, egal ob als Fan oder als Katholik: Wer Teil des Ganzen ist, trägt es mit und hält es am Leben – und sollte sich gefragt haben: Will ich das? Was sind meine Gründe? Und wo ist meine rote Linie?

      Alexandra Thätner