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      Gedanken zum Evangelium – Palmsonntag

      Wir sind unglaublich stark!

      Der Evangelist Markus führt uns in eine alte Geschichte, die sich vor den Toren der Stadt Jerusalem abspielt. Diese Stadt wird für Jesus seine letzte Lebensstation sein.

      Evangelium

      Es war einige Tage vor dem Paschafest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger aus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet das Fohlen los und bringt es her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht es; er lässt es bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße ein Fohlen angebunden und sie banden es los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten das Fohlen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!     

      Markus 11,1–10

      Die Alte Mainbrücke in Würzburg. Mein täglicher Weg zur Arbeit. Etwa in der Mitte der Brücke entdecke ich an diesem Morgen ein Foto des Russen Alexej Nawalny. Gestern erst kam die Nachricht von seinem Tod. Neben seinem Bild liegen bunte Frühlingsblumen. Einige Kerzen brennen.

      Ich bin von diesem Anblick berührt. Ist nicht mit dem Tod dieses mutigen Mannes eine Hoffnung gestorben? Zurückgelassen bleibt für viele Menschen weltweit Ohnmacht, Trauer und Wut. Hatte er überhaupt eine Chance gegenüber einer übermächtigen Obrigkeit, die ihn bewusst hat sterben lassen? Oder wird ihm eines Tages die Geschichte Recht geben?

      Der Evangelist Markus führt uns in eine alte Geschichte, die sich vor den Toren der Stadt Jerusalem abspielt. Diese Stadt wird für Jesus seine letzte Lebensstation sein. Merkwürdig ausführlich erzählt uns der Evangelist von den Details bei der Beschaffung eines Tieres. Jesus schickt zwei seiner Jünger mit einigen Anweisungen voraus. Sie sollen in ein Dorf gehen und Vorkehrungen für seinen Einzug in die heilige Stadt treffen. Sie sollen ein Fohlen losbinden und dieses zu ihm bringen.

      Ganz bewusst wählt Jesus einen jungen Esel als Reittier. Dieses soll ihn hinauf in die „Heilige Stadt“ bringen. Er setzt sich nicht auf ein prächtig geschmücktes Pferd, auf dem zur damaligen Zeit die großen Feldherren nach gewonnener Schlacht in die eroberten Städte einzogen. Gerne ließen sie sich dabei von der Menge mit Zweigen in den Händen bejubeln. Kennen wir das nicht auch aus unserer heutigen Zeit? Despoten unterdrücken ganze Völker. Sie speisen ihre Machtstellung mit brutalen Kriegen und mit rücksichtsloser Menschenverachtung. Dabei lassen sie sich auch noch von der Menge feiern.

      Jesus ist ein ganz anderer „Heilsbringer“. In seiner Art zu handeln und zu reden gab er jedem Menschen Würde und Ansehen. Wenngleich auch ihm von den Umstehenden zugejubelt wird – der rote Teppich und laute Parolen fehlen. Segen wird auf ihn herabgerufen, abgerissene Grasbüschel und die am Leib getragenen und nun abgelegten Kleider legen die Spur. Der junge Esel ist dabei. Auf seinem Rücken erscheint mir Jesus mit einer besonderen Kraft und eigenen Würde ausgestattet. Er ist von Gott gesegnet. Nicht Gewalt und ein machtvolles Auftreten geben ihm Ansehen. Er kommt in aller Freiheit.

      Jesu Gewaltfreiheit lässt mich nach meiner eigenen Haltung im Blick auf Macht und Freiheit fragen. Was schenkt mir bleibende Würde? Wie bewahre ich meine innere Freiheit?

      Da kommt mir noch einmal ein Foto von Alexej Nawalny in den Sinn, das ihn kurz vor seinem Tod hinter Gittern zeigt. Er hat ein Lächeln auf den Lippen und wirkt angstfrei. Offensichtlich fürchtete er auch an dem kalten, eisigen Ort, wo er bald sterben sollte, seinen Tod nicht. Immer wieder machte er Gleichgesinnten mit einer Botschaft Mut: „Gebt nicht auf! Wenn sie beschlossen haben, mich zu töten, bedeutet das, dass wir unglaublich stark sind.“

      Otmar Schneider (otmar.schneider@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent
      und arbeitet im Referat Geistliches Leben, Würzburg.