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      Betrachtung zum Sonntagsevangelium – 33. Sonntag im Jahreskreis

      Windstille im Auge des Taifuns

      Lukas lässt Jesus ein Schreckensbild malen. Nicht gerade ein­ladend. Die Zeitgenossen damals erkannten sofort die Zeichen der Endzeit. Wer vom Weltende sprach, verwendete solche Bilder: Kriege, Erdbeben, kosmische Katastrophen.

      Evangelium

      In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll? Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.     

      Lukas 21,5–19

      Lukas lässt Jesus ein Schreckensbild malen. Nicht gerade ein­ladend. Die Zeitgenossen damals erkannten sofort die Zeichen der Endzeit. Wer vom Weltende sprach, verwendete solche Bilder: Kriege, Erdbeben, kosmische Katastrophen. Man glaubte: Es geht dem Ende zu. Denn die Gegenwart ist unerträglich. Gott muss eingreifen. Sein Reich muss endlich anbrechen. Diese Überzeugung hatten auch die frühen Christen. Jesus selbst hatte doch gepredigt: „Es ist so weit: Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden“ (Mk 1,15).

      Diese Naherwartung war inzwischen verblasst. Lukas gehört der dritten Christengeneration an. Er hat erlebt, dass einige der Endzeitbilder tatsächlich in Erfüllung gegangen sind. Der jüdische Aufstand gegen die Römer war niedergeschlagen worden, der Tempel zerstört: kein Stein mehr auf dem andern. Die Konflikte der Christen mit den Juden, die Verfolgung durch die römische Staatsmacht, der Riss durch die Familien, Gefangenschaft und Martyrertod – all das war Realität.

      Lukas will keine Endzeithysterie schüren. Dreht jetzt nicht durch! Lauft nicht falschen Heilsbringern nach! Denn „das Ende kommt noch nicht sofort“. Es klingt wie ein Aufruf zur Gelassenheit: Verfol- gungen um meines Namens willen müssen geschehen. Damit müsst ihr rechnen. Das liegt „im Plan“, bevor die Schrecken des Endes kommen. Das ist eure Chance, Zeugnis abzulegen und standhaft zu bleiben.

      Ein merkwürdiger Trost! Er ist auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar. Und doch macht es einen Unterschied, darauf zu hoffen, dass das gegenwärtige Leid nicht die ganze Wahrheit ist. Dass die schlimmen Zustände eine Kehrseite haben. Dass Gott auf dieser Kehrseite sichtbar wird als der, der das letzte Wort haben wird, als der, der das Ende herbeiführen wird, wenn die Zeit gekommen ist. Nicht das Chaos regiert, nicht das Böse triumphiert. Wenn alles zerbricht, ist Gott der letzte Anker.

      Ein Satz berührt mich besonders: Es „wird euch kein Haar gekrümmt werden“. Ein wunderbares Versprechen! Doch wie viele, die darauf vertrauten, wurden getötet, wurden verwundet, starben im Straßengraben oder auf dem Operationstisch?

      Vordergründig scheint das Wort Jesu widerlegt. Lukas überliefert es trotzdem. Vielleicht muss man tiefer sehen. Könnte es sein, dass man fallen kann und trotzdem gehalten ist? Dass alles in Trümmer geht und jemand sie behutsam auffängt? Dass hinter dem Todesdunkel ein Licht leuchtet? Ich bin überzeugt, dass die Worte Jesu auf einer tieferen Ebene wahr sind: Im Letzten kann uns kein Haar gekrümmt werden. Die heilige Teresa von Ávila beendet ihr berühmtes Gebet mit den Worten: „Wer Gott hat, / dem fehlt nichts: / Gott nur genügt.“

      Dr. Klaus Roos, langjähriger Mitarbeiter in der diözesanen Bildungsarbeit, ist seit seinem Ruhestand als Dozent, Supervisor und Autor tätig.