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      Katholischer Mönch malt Altargemälde für den „evangelischen Dom“ von Mainz

      Wie eine Predigt in Farbe

      Bruder Stephan Oppermann, katholischer Mönch aus der Eifel, arbeitet gerade an einem monumentalen ab­strakten Altargemälde, das aus drei Teilen besteht. Bald soll das Werk einen ganz besonderen Raum schmücken: den alten Dom von Mainz – die heutige evangelische St. Johanniskirche.

      St. Johannis ist die älteste Kirche in Mainz und nach dem Trierer Dom die zweitälteste erhaltene deutsche Bischofskirche. Sie ist der einzige noch bestehende Dom aus merowingischer, spätkarolingischer und frühottonischer Zeit in Deutschland. Von 910 bis zur Weihe des neuen Mainzer Doms 1036 war sie die Bischofskirche des Erzbistums. 1828 übernahm sie die evangelische Kirche. Nun ist ein katholischer Mönch hier am Werk.

      50 Schichten Farbe

      Bruder Stephan trägt die bescheidene dunkle Mönchskutte der Benediktiner. Doch eine Haarsträhne, die versehentlich einen ordentlichen Klecks blauer Ölfarbe abbekommen hat, verrät seine Leidenschaft. Besucher, die sein jüngstes Werk sehen wollen, führt er vorbei an Keramikformen, Brennöfen und zum Trocknen aufgehängten Stoffbildern. Die stammen noch von einem „Action Painting“-Kurs für Manager.

      Oppermann, der seit 15 Jahren im Kloster Maria Laach in der Eifel lebt, hat mit etwa 50 Schichten Farbe aufgemalt, wie er sich den Beginn der Welt vorstellt. „Und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“, heißt es in der Schöpfungsgeschichte. Man sieht ruhiges Dunkelblau an den Rändern und zur Mitte hin immer mehr chaotisches weißes Licht. „Mir ist es wichtig, Menschen teilhaben zu lassen, wie mein Weg des Glaubens aussieht“, sagt der Künstler, „das ist wie eine Predigt in Farbe!“

      Der 40-Jährige entspricht nicht dem Klischee eines katholischen Mönchs. „Unser Leben hat mit Lebensfremdheit nichts zu tun, ich leite fünf Betriebe“, erklärt er. Er ist auch für die Keramikwerkstatt des Klosters zuständig, in der Geschirr für den Klosterladen ebenso produziert wird wie individuell gestaltete Urnen. Denn das Kunsthandwerk hat bei den Benediktinern in der Abtei am Laacher See eine lange Geschichte.

      Kunstaktionen

      In den vergangenen Jahren entstanden hier Kunstaktionen, mit denen der Benediktinermönch von sich reden machte. Hinter den Werkbänken sind noch immer zwei überdimensionale weiße Gipsfüße zu bestaunen, die für einen Karfreitagsgottesdienst in eine katholische Kirche nach Nordrhein-Westfalen gebracht worden waren. Dort schlug dann ein junger Messdiener riesige Nägel hinein.

      Die kleinen Ton-Kreuze auf einem Tisch an der Eingangstür sind Restbestände, die als Teil einer „Segensbox“ an Familien aus dem überfluteten Ahrtal verschenkt wurden. Vor dem Eingang stehen Holzskulpturen, die Bruder Stephan mit der Kettensäge geschaffen hat. Wie passt eine Kettensäge zum vermeintlich beschaulichen Klosterleben? „Hier arbeiten 290 Leute, die machen alle mal Krach“, entgegnet er lapidar.

      Grabungschaos

      Dass sein blau-weißer, sechs mal drei Meter großer Bild-Schöpfungsakt in eine evangelische Kirche kommen soll, findet der Künstler nicht ungewöhnlich. „Ich mache natürlich schon gerne Arbeiten für Räume, in denen gebetet wird“, stellt er klar, „die Konfession spielt für mich aber keine Rolle.“

      Nach St. Johannis dürfte das Triptychon mit all seinen blau-weißen Turbulenzen gut passen. Die enorme kulturhistorische Bedeutung der rund 1500 Jahre alten Basilika wurde erst bei archäologischen Grabungen klar. Seit fast zehn Jahren gleicht die einstige Mainzer Bischofskirche aufgrund dieser Grabungen allerdings einer riesigen Baustelle. Wie der riesige Innenraum nach Abschluss der Arbeiten einmal aussehen wird, ist noch völlig offen.

      Ganz pragmatisch

      Die Gemeinde bemüht sich aber nach Kräften, den historischen Ort schon jetzt wieder mit Leben zu füllen. Das Altarbild soll zum Blickfang für die Gottesdienstgemeinde werden. Wie lange Oppermanns Schöpfungswerk in St. Johannis bleiben wird, muss noch besprochen werden. Auch die Details zum genauen Standort stehen noch nicht fest, aber Gemeindepfarrer Volker Truschel ist sich sicher: „Wir kriegen das hin.“

      Angst davor, dass das Kunstwerk in der Kirchenbaustelle Schaden nehmen könnte, hat Bruder Stephan nicht: „Wenn es zustaubt, saugt man es halt wieder ab“, sagt er pragmatisch.

      Karsten Packeiser (epd)/jes