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      Autorin Andrea Langenbacher zeigt Wege zur Glaubenspraxis in der Familie

      Wie das Beten mit Kindern gelingt

      „Wie soll man ein frohes Dankgebet sprechen, wenn es ekligen Spinat gibt?“ „Es ist total ungerecht, dass Jonas so schwer krank ist!“ „Warum musste Oma sterben? Ich hab‘ doch so viel für sie gebetet.“ Wer mit Kindern betet, kennt solche Fragen. Doch wie darauf antworten und trotzdem weiter beten? Andrea Langenbacher hat mit ihrem jüngst im Gütersloher Verlagshaus erschienenen Buch „Das Große im Kleinen“ diese Herausforderung angenommen.

      Eine Gebrauchsanleitung nach Schema F will das 128 Seiten schmale Bändchen keineswegs sein. Eher eine „Landkarte“ für das gemeinsame Nachdenken, Suchen und Erforschen. Erklärtes Ziel der Autorin, diplomierten Theologin und Mutter ist ein Beten, das „authentisch, lebendig und wohltuend“ ist und „Kindern einen Weg zeigt, auch dann betende Menschen zu sein, wenn wir nicht mehr an der Bettkante sitzen“.

      Dass Beten einen Mehrwert für Familie bedeutet, steht für Andrea Langenbacher außer Frage. Auf diese Weise könne man „den Spalt offenhalten. Den Spalt, der das hereinlässt, was größer ist als wir selbst und wichtiger als ein umgekipptes Saftglas, Hausarbeit und Hausaufgaben; das, was uns zwischen voller Mailbox und vollen Wäschekörben wirklich ausmacht.“
      Halt für Kinder,

      Entlastung für Eltern

      Kindern vermittle das regelmäßige gemeinsame Gebet Sicherheit und Halt und schaffe Inseln des Innehaltens, der Entspannung und des Zuhörens. Konkret empfiehlt die Autorin deshalb wiederkehrende Rituale wie das Segenskreuz beim Gehen, das Tischgebet vor dem Mittagessen oder ein kurzes Abend-Ritual vor dem Einschlafen. Oder aber: Nach einem langen Tag erst mal zusammen ein Buch anschauen oder bei Keksen und Tee erzählen, was heute los war, statt vor dem Abendessen noch schnell die Wäsche zu falten.

      Für Eltern wiederum könne Beten eine Entlastung sein. Als Eltern tue man sein Bestes für die eigenen Kinder, doch der Einfluss bleibe begrenzt. In solchen Momenten sei es wohltuend, Verantwortung abgeben zu können und einen Anker zum Festhalten in schweren Zeiten zu spüren.

      Natürlich spielen beim Beten stets die eigenen Erfahrungen und Prägungen der Eltern mit hinein, weiß die Mutter aus Erfahrung. Doch diese zu erkennen und zu reflektieren, sei der erste Schritt zu authentischem Beten. Ist das eigene Gottesbild auch als Erwachsener tragfähig, sei das wunderbar. Wenn nein, ist Arbeit angesagt: Denn Gottesbilder können und dürfen sich ändern.

      Zweifel und Fragen

      Der „liebe Gott“ in Gebetbüchern für Kinder spricht für die Theologin Bände über die Unsicherheit Erwachsener, welche Vorstellungen vom Göttlichen Kindern zuzutrauen sind. Das Bemühen, Gott kindgerecht zu formulieren, führe dazu, „dass wir Gott klein denken und zeigt, wie wenig wir unseren Kindern zutrauen“. Ihrer Erfahrung nach ist die kindliche Vorstellungskraft riesig und die Fähigkeit, auch Paradoxes anzunehmen, erstaunlich. Deshalb plädiert sie dafür, Kinder ernst zu nehmen statt ihre Fragen zu verniedlichen. Gott ist eben keine billige Vertröstung oder Wunscherfüllungsmaschine; mit Gebeten müsse man erwachsen werden können.

      Sehr deutlich betont die Expertin, dass beim Beten nicht nur Dankbarkeit und Vertrauen erlaubt sind. Auch Zweifel und ungelöste Fragen gehören dazu, und Eltern müssen dabei keineswegs auf jede Frage eine Antwort haben. Schmerz, Wut, Zweifel und Unverständnis dürfen, ja müssen formuliert werden, ermutigt sie. Statt an der Bettkante für die Heilung der todkranken Oma zu beten, darf das Kind wüten und zetern, weil die Oma im Sterben liegt – Gott hält das aus.

      Individuelle Gebete

      Mit welchen Worten man betet, ist für Andrea Langenbacher ganz individuell: „Jede Familie darf einen eigenen Weg des Betens finden!“ Zu allen Zeiten stehen Beter im Spannungsfeld zwischen Tradition und Individualität. Gebete aus der Tradition verbinden die Menschen von heute mit dem Strom der Beterinnen und Beter vor ihnen. Doch „aus den Wurzeln der Tradition dürfen frische Triebe wachsen“.

      Mehr als ein festes Konzept oder besonderes Wissen brauchen Eltern ein gutes Gefühl für den Moment und die aktuelle Situation, die eigenen Bedürfnisse. Was an der Oberfläche liegt, hat Priorität, meint Langenbacher. Beten sei ein vielschichtiges Beziehungsgeschehen und brauche Verbindung und Verweilen in der Gegenwart statt reflexhaftes Aufsagen eines auswendig gelernten Textes. Wenn Eltern und Kinder den Mut haben, eine eigene Sprache zu finden, und auch Widerstände annehmen, könnten Kinder in eine Gottesbeziehung hineinwachsen, in der das Göttliche uns zugewandt, aber immer auch unbegreiflich ist.

      Fürbitten, Gesten und Rituale

      Neben gereimten Versen, Fürbitten und Segensliedern können Eltern auch mit Gesten, Handlungen und Ritualen beten. Es mache Beten ganzheitlich und begreifbar, eine Kerze anzuzünden, einander an den Händen zu fassen oder den ganzen Körper mitzunehmen. Eine besonders schöne Dimension des Betens zeigt Andrea Langenbacher mit Stille und absichtslosem Gegenwärtigsein auf. Während Erwachsene das Schweigen mühsam in Meditationskursen neu erlernen müssen, bringen Kinder diese Fähigkeit von Natur aus mit.

      Wenn Eltern und Kinder „gemeinsam den Ameisen beim Arbeiten zuschauen, dem toten Regenwurm beim Totsein, den Wolken beim Weiterziehen, wenn sie hören, wie der Bach gluckert, die Amsel singt und die Stille still ist“, können daraus nach Erfahrung der Autorin magische Momente werden und „Gespräche entstehen, die beim Kleinen anfangen und plötzlich beim ganz Großen ankommen.“

      Anja Legge

      Buchinfo: Andrea Langenbacher, Das Große im Kleinen. Beten mit Kindern, Gütersloher Verlagshaus, 2021, 128 Seiten, kartoniert, 10 Euro;  ISBN: 978-3-579-07167-1. Das Buch hat die Auszeichnung „Religiöses Buch des Monats“ für Oktober erhalten, die seit über 20 Jahren von Michaelsbund und Borromäusverein vergeben wird.