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      Der Autor, Paul Weismantel, ist Priester und leitet das Referat Geistliches Leben im Bistum Würzburg.

      Welche Stimmen haben das Sagen?

      Der Autor, Paul Weismantel, ist Priester und leitet das Referat Geistliches Leben im Bistum Würzburg.
      Evangelium
      In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum Ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der Zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt. Matthäus 21,28–32
       
      Wie im richtigen Leben. Jesus scheint seine Zuhörer und damit auch uns gut zu kennen. Er weiß, wie viele große Versprechungen und bestgemeinte Vorsätze es gibt, die leere Lippenbekenntnisse bleiben. Nicht selten hören sich auch in den Gremien des Sitzungskatholizismus Leute gerne reden, wenn es aber darum geht, mit anzupacken, fehlt von denselben jede Spur. Natürlich gibt es auch das Gegenteil: blinden Aktionismus und sinnlose Geschäftigkeit.
       
      Paul M. Zulehner, ein großer Pastoraltheologe, meint wir würden als Kirche oft am „Wortdurchfall“ leiden. Er legt damit den Finger – auch auf dem Hintergrund des heutigen Evangeliums – sicher auf einen wunden Punkt. Wobei es sicher auch die Gefahr der „Wortverstopfung“ gibt. Wenn man einfach einmal fragt, worüber in unseren Gottesdiensten und Zusammenkünften gesprochen wird, und wovon eben nicht gesprochen, was eher totgeschwiegen wird?
       
      Jesus beginnt seine Rede im heutigen Sonntagsgleichnis mit der Frage nach unserer Meinung. Wir sollen uns selbst eine Meinung bilden, zur Einsicht kommen, zum tieferen Verstehen, worum es ihm geht. Dazu ist es hilfreich, die beiden Brüder in uns zu entdecken, sie kennen zu lernen, Tuchfühlung mit ihnen aufzunehmen. Ein solches inneres Kennenlernen und Anfreunden mit sich selbst kann erstaunlich und erschreckend zugleich sein. Wenn ich bemerke, was hinter meinen Zu- und Abneigungen steckt, welche Stimmen in mir das Sagen haben und mich beeinflussen. Wie oft sitzen Nörgler und Antreiber, Oberlehrer und Schmeichler in uns selbst.
       
      Um diesem Geschwisterpaar in mir näher auf die Spur zu kommen, kann ich mich mit jedem von ihnen unterhalten, sie befragen, mir von ihnen erzählen lassen. Was würde wohl der zuerst gefragte Sohn in mir alles zu sagen haben? „Ich habe gelernt, meinen Eltern nicht zu widersprechen. Ich bin so erzogen und aufgewachsen, dass man zu tun hat, was die Eltern sagen.
       
      Zunächst wollte ich auch wirklich in den Weinberg gehen, um dort zu arbeiten. Dann kam so vieles unvorhergesehen dazwischen, dass ich einfach keine Zeit mehr hatte. Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich es vergessen. Und Lust hatte ich auch keine besondere; schließlich kann sich doch im Leben nicht alles nur um die Arbeit drehen. Richtig finde ich mein Verhalten nicht, aber um es zuzugeben oder mich zu entschuldigen, bin ich zu stolz. Leid tut es mir schon. Es ist so ein ungutes Gefühl, sein gegebenes Wort nicht zu halten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, merke ich, wie oft bei mir angebliche gute Gründe eigentlich nur faule Ausreden sind.“
       
      Was würde der zweite Sohn in mir von sich alles erzählen können? „Bitten und Aufforderungen, die an mich herangetragen werden, lehne ich zunächst ab, weil ich nicht weiß, ob ich sie überhaupt einhalten kann. Ich mag es nicht, wenn man nur leere Versprechungen gibt. Das ist für mich wie Falschgeld. Ich sage direkt, was ich denke. Ich mag das falsche Getue nicht. Damit ecke ich zwar öfter auch an, aber es ist für mich der ehrlichere Weg. Manche Leute vertragen das nicht so gut.
       
      Manchmal wird mir auch unterstellt, ich sei faul. Das stimmt so nicht. Ich bin kein Freund von Sprüchen. Ich bin ein Mann der Tat. Geschwätz bleibt für mich Geschwätz, egal ob es fromm oder dumm ist. Im Nachhinein sehe ich manchmal ein, dass ich zu schnell Nein sage. Das reut mich. Dann tue ich das, was ich für richtig halte.“
       
      Welcher Bruder hat in mir und meinem Alltag mehr zu sagen? Wie bringe ich in meinem Leben das in Einklang, was ich sage und tue? Wie kann ich durch den Anspruch der Botschaft Jesu die Widersprüche in mir erkennen und bearbeiten? Mit Worten von Huub Oosterhuis will ich beten: „Ja sag ich dir, nein tu ich dir. Vergilt den Zweifel mit Freundschaft siebenmal tausendmal!“