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      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Klaus König, Rottenberg

      Weg mit dem Hirten?

      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Klaus König, Rottenberg
      Evangelium
      In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
      Johannes 10,11–18

       

      Natürlich können wir uns sofort alle darauf verständigen, dass Jesus der „Gute Hirte“ ist und damit die Betrachtung dieses Evangeliums in allgemeiner Zufriedenheit beenden, wenn dieses Bild vom Guten Hirten nicht auch noch eine Geschichte hätte.
      Im Pfarrhaus von Rottenberg hat eine ganz bestimmte Deutung ihren bildlichen Ausdruck gefunden. Wenn jemand zu mir ins Pfarrhaus kommt, dann geht er/sie durch eine schöne Eingangstür und schaut geradeaus auf eine Figur des Guten Hirten in fast lebensgroßer Darstellung, die in einer Nische der Diele steht. Dieser Hirte hat einen Wanderstab in der Hand, trägt ein Schäfchen auf seiner Schulter und scheint sich vorwärts auf den Besucher hinzubewegen. Die Botschaft dieser Figur scheint deutlich und klar: Wer in ein Pfarrhaus kommt, der soll es mit einem Guten Hirten zu tun bekommen beziehungsweise der, der dort wohnt hat etwas mit dem guten Hirten zu tun. Dieser Gedankengang stammt aus der Erbauerzeit des Hauses, die auf dem Eingang mit 1921 angegeben ist. Inzwischen wurde das Pfarrhaus öfter renoviert. Anfang der siebziger Jahre wurde die Nische zugemauert, der Gute Hirte auf den Dachboden verbannt und an seiner Stelle eine Garderobe an die Wand gehängt. Es war jene Zeit, in der ein neues Kirchenbild die Runde machte: Das Volk Gottes unterwegs durch diese Zeit verbunden mit dem Allgemeinen Priestertum des gesamten Gottesvolkes. Verträgt dieses Kirchenbild noch den Gedanken an Leitung? Da Neues gern ins Extrem verlängert wird, galt: Weg mit dem Hirten, weg mit solchen, die führen. Wir brauchen höchstens noch einen, der uns die Wolle krault, wenn eine Laus uns belästigt! Die Garderobe versinnbildlicht in Zukunft das Neue (nämlich Sitzungen gleich nebenan im Zimmer).
      Vor sechs Jahren wurde das Pfarrhaus wieder renoviert und diesmal musste die Garderobe weichen, die Nische wurde geöffnet und der Gute Hirte steht wieder da, wo er einmal hingehört hat. Er verkörpert dort wiederum, trotz seines beträchtlichen Alters, deutliche Anzeichen von Vorwärtsbewegung, andererseits auch den fast unlösbaren Spagat zwischen Seelsorge (Schäfchen) und Leitung (Hirtenstab). Ist dies ein Bild aus längst vergangenen Tagen, überholt, nostalgisch und überaltert? Oder hat es etwas Zeitloses an sich. Immerhin scheinen diese Fragen wichtig zu sein, da zwar ein Kirchenbild vorliegt, aber um ein Priesterbild immer noch heftig gerungen wird, sonst wären bestimmte Verlautbarungen aus Rom nicht erklärbar. Wie oft wird diese Nische mit dem Guten Hirten noch zugemauert und wieder aufgemacht werden, so frage ich mich oft, wenn ich vor meinem „Guten Hirten“ sitze und die Gedanken schweifen lasse. Aufpassen muss man auf jeden Fall auf das, was die Zeichen der Zeit uns sagen, denn es könnte ja sein, dass das eine Extrem dem anderen folgt, wenn wichtige Fragen nicht geklärt sind.
      Hellhörig hat mich in diesem Zusammenhang die klagende Bemerkung eines Teilnehmers bei einer kürzlich stattgefundenen Tagung im Würzburger Burkardushaus gemacht: Der Priester werde von vielen gegenwärtig nur noch „funktional“, das heißt als Gemeindeleiter gesehen, wobei die Funktion des Pfarrers verstanden wird, aber nicht das Priesterliche an ihm. Der Hirtenstab hat also wieder Hochkonjunktur. Doch wo bleibt der Rest?
      Dies alles wirft Fragen auf, die nicht einfach zu lösen, aber für das Gemeinde-, Priester- und Pfarrerbild von großer Bedeutung sind. Was wird wohl mit dem Guten Hirten passieren, wenn eines Tages kein Priester mehr hier wohnen sollte, weil es derer nur noch wenige gibt? Dies alles sind schwierige Fragen, die nur deshalb erträglich sind, weil eben Jesus selbst der Gute Hirte ist.
       
      Klaus König ist Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Rottenberg, Sailauf und Feldkahl.