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      Wie Eltern das musikalische Potenzial ihrer Kinder fördern können und was die Würzburger Dommusik rät

      Wenn Kinder singen

      „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ schrieb der bekannte Philosoph Friedrich Nietzsche vor über 130 Jahren. Und er könnte damit recht haben. Denn Musik begleitet den Menschen ein Leben lang und ist es wert, lebenslang betrieben und gefördert werden.

      Die menschliche Liebe zur Musik beginnt bereits vor der Geburt. „Schon im Mutterleib erkennt das Ungeborene die Stimme der Eltern, nimmt Klänge und wohlige Vibrationen wahr und reagiert darauf“, klärt der Musikwissenschaftler und Schulmusiker Marcel Dreiling auf. Ist das Baby dann auf der Welt, lässt es sich durch Musik beruhigen oder aktivieren; bald hebt es interessiert das Köpfchen, macht erste Bewegungen zu den Tönen. Stehen die Kleinen dann auf eigenen Beinchen, beginnen sie zur Musik zu tanzen und selbst zu singen.

      Musik wirkt

      Für Marcel Dreiling sind solche Äußerungen „wunderschön“ und belegen, wie wichtig Musik für den Menschen ist. „Unmusikalische“ Menschen gibt es für den erfahrenen Chorleiter und Mitglied des Vorstands der Stiftung „Singen mit Kindern“ nicht: „Eine Affinität zur Musik hat jeder, seit seinem Urschrei als Baby, dem ersten Schrei nach Luft und Leben.“ Gerade für Kinder sei das Singen eine primäre Betätigung. „Kleine Kinder singen ganz selbstverständlich vor sich hin, sie besingen ihren Alltag. Mit Hilfe der Musik öffnen sie sich, finden zur Ruhe, verleihen ihren Emotionen Ausdruck, lassen Dampf ab, erfahren Inspiration“, so Dreiling. Hinzu komme die Wirkung auf das Sozialverhalten, denn Musik stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, unterstützt das kollektive Tun und hilft, Konflikte zu entschärfen.

      Darüber hinaus hat Singen auch Einfluss auf die Entwicklung, „denn es fördert erwiesenermaßen die Sprachentwicklung und formt den Sprechapparat“, so Marcel Dreiling. Weil Musik die Vernetzung von Gehirnstrukturen anregt, bezeichnet der Neurobiologe Gerald Hüther sie gar als „Kraftfutter für Kinderhirne“ und spielt damit auf wissenschaftliche Stu­dien an, nach denen sich singende Kinder bei der Einschulung leichter tun und bessere Noten erzielen. Last but not least fördert Musik die Gesundheit – sie reduziert Stress, reguliert den Blutdruck, wirkt stimmungsaufhellend und schmerzlindernd, erleichtert den Schlaf, reduziert Angst und aktiviert die Selbstheilungskräfte.

      Musik im Alltag fördern

      Dass Musik von klein auf gefördert werden sollte – darin sind sich Experten einig. „Starten können Eltern schon, bevor das Kind auf die Welt kommt“, sagt Marcel Dreiling. Um dies zu unterstützen, hat die Stiftung „Singen mit Kindern“ ein Liederbuch erarbeitet, das bereits in Geburtsvorbereitungskursen an werdende Eltern verteilt wird. „Der kleine Elefant“ enthält Klassiker für das erste Lebensjahr wie „Weiß du, wie viel Sternlein stehen?“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ sowie Anlass- und Spiellieder wie „Jetzt steigt Hampelmann“ oder „Hoppe Reiter“. Einige dieser Melodien wie „Heile Segen“ oder „Schlaf, Kindlein schlaf“ sind tief im Menschen verankert und kommen häufig ganz von selbst an die Oberfläche.

      In Krippe und Kindergarten wird das singende Kommunizieren zum festen Tagesbestandteil, etwa bei der Begrüßung oder wenn es zum Händewaschen geht. Dazu kommen Spaß- und Bewegungslieder oder Jahreszeitenlieder. Manche dieser Lieder können zu Hause helfen, aus lästigen Alltagspflichten ein Vergnügen zu machen. So lässt sich „Alle meine Entchen“ leicht zu „Alle meine Zähnchen, werden jetzt geputzt“ abwandeln. In Kita und Grundschule lernen die Kinder zudem die wichtigsten Weisen aus dem traditionellen Liederschatz wie „Alle Vögel sind schon da“, „Bunt sind schon die Wälder“ oder „Schneeflöckchen“, die Ausdruck von Heimat, Kultur und Tradition sowie eine wichtige Brücke zwischen den Generationen sind.

      Auch bei älteren Kindern empfiehlt Dreiling immer wieder Begegnungen mit Musik zu schaffen, indem man zu Hause Musik auflegt, Picknickkonzerte oder Auftritte von Vokalensembles besucht. Vor allem aber gilt: „Tun, tun, tun! Singen Sie selbst und vermitteln Sie dabei: Singen ist nichts Peinliches. Animieren und verlocken Sie dazu, die eigene Stimme als Spiegel der Seele zu nutzen, sie zu akzeptieren, Ja zu sich selbst zu sagen.“  

      Viele Möglichkeiten

      Darüber hinaus gibt es in jedem größeren Ort Musik- und Chor-Angebote für alle Altersgruppen. Sehr gefragt im Bistum Würzburg sind die Angebote der Würzburger Domsingschule, die schon für Babys ab fünf Monaten ein passgenaues Angebot bereithält. Zu früh? „Keineswegs“, sagt Sina Horn, die die Musikalische Früherziehung (MFE) sowie die Vorchöre der Mädchenkantorei am Dom leitet. Das Eltern-Kind-Singen ist für sie eine „wunderbare Sache“, denn „es stärkt die Eltern-Kind-Bindung, erweitert das Repertoire der Eltern und inspiriert zu Familienritualen“, sagt die Musikpädagogin. Auch fördere das gemeinsame Singen ­soziale Kompetenzen und Kreativität.

      Bei den mehrmals im Jahr startenden Kursen entdecken jeweils neun Eltern-Kind-Paare in altershomogenen Gruppen die spannende Welt von Musik und Klang. Besonders musikaffin muss dabei niemand sein. Vielmehr nutzen die erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen durch Lieder, Fingerspiele, Tänze, Sprechgesänge und Orff-Instrumente die natürlich angeborenen Fähigkeiten des Kindes zu singen und sich rhythmisch zu bewegen. „Die Kinder erleben dabei, welch wertvollen Beitrag sie selbst mit ihrer Stimme leisten können, und den Eltern geben wir ein erstes Repertoire an Liedern für den Alltag an die Hand,“ so Horn.

      Tänze und Bewegung

      Auch in der Musikalischen Früherziehung für Kinder ab 4 Jahren spielen Tänze und Bewegung eine große Rolle; die Stimme als Instrument steht weiterhin im Mittelpunkt. Ziel sei keineswegs, kleine Opernsänger heranzuziehen, so Sina Horn. ­Vielmehr sollen die Kinder in einem ganzheitlichen Musikunterricht wesentliche Grundelemente der Musik wie Tonhöhe, -dauer und -intensität, Metrum oder Rhythmus erleben. Anhand von kindgerechten Geschichten erleben die Kinder mit allen Sinnen das leise Piepsen der Maus und das laute Tröten des Elefanten, erlauschen die zarten Töne einer Fee oder stampfen den scheppernden Rhythmus einer Ritterrüstung. Zum Teil nutzt Sina Horn dabei auch selbst komponierte Stücke wie das Lied über den Blauen Pinguin, der durch Singen Freunde findet.

      Ab dem Schuleintritt können die Kinder dann in die Vorchöre der Mädchenkantorei oder der Würzburger Domsingknaben wechseln. Schritt für Schritt tritt zu den weltlichen Spaß- und Bewegungs-Liedern jetzt auch geistliche Chormusik hinzu. „Neben einer fundierten musikalischen Ausbildung legen wir großen Wert darauf, dass die Kinder Freude am Singen haben und soziale Kompetenzen wie Rücksicht, Toleranz und Aufmerksamkeit erwerben,“ erläutert Sina Horn. Denn ­genau das wird „im Zeitalter der digitalen Vereinsamung immer wichtiger“, ergänzt Marcel Dreiling: „Real, persönlich, nebeneinander und miteinander. Denn Musik ist Leben.“

      Anja Legge

      Mehr Tipps zum Thema Singen mit Kindern gibt es in unserer Printausgabe.