Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Der Besuchsdienst der Malteser sucht weitere Ehrenamtliche

      Von Mensch zu Mensch

      Ein freundliches Wort, ein nettes Lächeln, ein Blick ist die Brücke zur Begegnung. Dazu gehöre nicht viel. Mensch-sein reiche völlig aus, um im Besuchsdienst auch etwas zurückzubekommen.

      Bruno Ahrendt* (Name von der Redaktion geändert) lebte nach dem Tod seiner Ehefrau Jahrzehnte lang allein. Seine Lebensumstände ließen ihn mehr und mehr vereinsamen. Der ein­zige Sohn wohnt hunderte Kilometer entfernt. Hilfe, die der demenzielle Senior immer stärker gebraucht hätte, war nicht zu erwarten.

      Doch nun sitzt er lächelnd am Tisch, neben ihm sein „Kumpel“, der ihn regelmäßig einmal in der Woche im Seniorenheim in Würzburg besucht. Lothar Ott ist ehrenamtlich beim Besuchsdienst der Würzburger Malteser tätig. „Ich habe im Leben viel Glück gehabt, eine tolle Familie – davon wollte ich etwas zurückgeben.“

      Und die Gelegenheit sollte Lothar Ott aus Helmstadt zeitnah bekommen; Bei einem Stadtbummel mit seiner Ehefrau wurde er von Maltesern an einem Infostand aufmerksam gmacht. „Es war ein gutes Gespräch. Und irgendwie hat mich das Ganze angesprochen.“ Es folgte ein Telefonat mit Gabi Fröhlich, der Leiterin des Besuchsdienstes. Und danach entschied sich Lothar Ott, einmal in der Woche einen einsamen Menschen daheim zu besuchen.

      Gabi Fröhlich bereitete ihn vor: Bruno Ahrendt ging es nicht gut allein daheim. Bei seinem ersten Besuch in dessen Wohnung war Lothar Ott tief berührt – und entschied sich, diesen Menschen auch weiterhin zu besuchen. Ein Fremder, der Ansprache und ein wenig Aufmerksamkeit dringend nötig hatte. Der Senior kam in die Kurzzeitpflege – und dort besucht ihn Lothar Ott regelmäßig. „Er ist rund zehn Jahre älter als ich und wir verstehen uns gut. Für ihn bin ich sein Kumpel.“

      Ott legt Bruno Ahrendt die Hand auf die Schulter und rückt den Stuhl näher. „Na, wie gehts dir heute?“ Schnell sei man beim „Du“ gewesen. Gesprächsstoff gebe es immer, sagt Ott. „Die Tageszeitung liegt auf dem Tisch, ich erzähle ihm dann einfach ein bisschen was. Frage mal nach.“ Lothar Ott freut sich, dass es dem alten Herrn besser geht. In vielerlei Hinsicht.

      „Das wurde dringend Zeit. Denn er lebte in einem katastrophalen Zustand, konnte sich selbst nicht mehr helfen und war durch seine rasch fortschreitende Demenz sehr schlecht beieinander.“ Gabi Fröhlich ist froh, einen weiteren Ehrenämtler in Lothar Ott gefunden zu haben. „Ich schaue immer genau hin – wer passt zu wem? Und wo ist die Chance groß, dass es auch harmoniert.“ Denn die Begegnung soll von Mensch zu Mensch sein.

      Der Senior soll spüren, dass sein Gegenüber ganz bei der Sache ist. Umgekehrt bringen die Ehrenamtlichen ihre Zeit auf, um den Dienst zu leisten. Gabi Fröhlich, die seit sechs Jahren die Leitung inne hat, zollt dem großen Respekt. „Sie tun gut, schenken Nähe und Zeit, geben Ansprache. Das ist mehr, als mancher Angehöriger tut oder tun kann.“

      Neulinge immer willkommen

      31 Menschen engagieren sich zur Zeit im Besuchsdienst der Malteser; neun von ihnen gehen in Privathaushalte, die anderen verteilen sich auf die stadtnahen Seniorenheime, einige gehen in die Krankenhäuser. Gerade auch die Besuche daheim seien noch ausbaufähig, weitere Ehrenamtliche werden gesucht. „Wir haben eine recht hohe Fluktuation, denn Studium, Elternzeit oder die Pflege der eigenen Angehörigen hindern oft daran, das Ehrenamt weiter auszuführen“, erklärt Gabi Fröhlich. Michelle Bach entschied sich ebenfalls, ihre Zeit zu verschenken.

      Die 21-Jährige befindet sich in einer zweiten Ausbildung im Finanzwesen. Zunächst hatte es das soziale Engagement hauptberuflich sein sollen, doch die junge Frau entschied sich dagegen, „weil es schlecht vergütet wird und oft mit schwerer Arbeit verbunden ist.“ Für ihr soziales Engagement nimmt sie sich nun jeden Freitagmittag Zeit und besucht Frau W.* in einem Seniorenheim im Hubland. Michelle Bach geht gerne dorthin und ihre Seniorin hat Michelle Bach ins Herz geschlossen: „Sie weiß zwar nicht an welchem Tag ich komme – bin ich aber da, freut sie sich sehr. Sie hat keine Enkel in der Nähe, ich keine Großeltern.“

      Geistig sei die alte Dame recht fit und entsprechend gelangweilt, weil das Stadium ihrer Demenz noch nicht so weit fortgeschritten sei. „Darum reden wir viel über alles Mögliche, sie braucht viel Aufmerksamkeit.“ Die junge Frau nimmt bei der Arbeit auch etwas für sich mit, der Kontakt zu Älteren tue ihr gut. Sie lacht. Denn die Tatsache, dass sie via WhatsApp mit Gabi Fröhlich kommunizieren kann, wenn Fragen sind, findet sie großartig. „Obwohl wir altersmäßig weit auseinander sind, passt das gut und wir verstehen uns prima.“

      Michelle Bach wurde wie die anderen Ehrenämtler auf ihre Einsätze gut vorbereitet. Wer sich für den Besuchsdienst entscheidet, absolviert eine Einführungsschulung. Praktische Hilfestellung beim Aufstehen und Hinsetzen, Unterstützung beim Essen oder der Umgang mit dem manuellen Rollstuhl sind Themen. Wie ist die Struktur in einem Seniorenheim, wie der Tagesablauf, wie ist ein Heim organisiert?

      Besonders der Umgang mit demenziell erkrankten Senioren wird intensiv erörtert. Welche Formen der Demenz gibt es, worin liegen die Ursachen begründet und wie sind die Symptome? „Besonders die Demenz soll ein Baustein in den Diensten der Malteser sein und noch stärker beachtet werden, denn das ist unerlässlich“, sagt Martina Mirus, stellvertretende Diözesanleiterin und Diözesanoberin der Würzburger Malteser.

      Sie selbst hat den Klinikbegleitdienst in Würzburg mit aufgebaut. „Die Frage war, wo sich die Malteser in diesem Feld gut einbringen können. Die Alzheimer Gesellschaft sowie HALMA e. V. sind starke Organisationen, die das Thema bereits besetzt haben. Wir ergänzen das nun mit demenziell Erkrankten im Krankenhaus, denn das fehlte.“

      Große Verwirrung beim Patienten

      Ein Krankenhausaufenthalt bedeute für einen Menschen mit Demenz enormen Stress, schildert Mirus, die als Sozialdienstleitung in einem Caritas Seniorenzentrum hauptberuflich tätig ist. „Das ist verwirrend, sie verstehen nicht, was mit ihnen geschieht. Durch das Krankenhaus-Durchgangssyndrom sind sie oft desorientierter als vorher.“ Mirus rührte darum die Werbetrommel, warb für den Besuchsdienst in Kliniken und „rannte offene Türen ein“.

      Im November 2018 ist es ein Jahr her gewesen, dass der Besuchsdienst im Klinikum Mitte speziell für Demenzkranke installiert wurde. Um engagierte Ehrenamtliche sei man auch hier sehr bemüht. Für Martina Mirus ist eins sehr bezeichnend: die „Neuen“, die sich engagieren, sind überwiegend Menschen, die in Alten- und Pflegeberufen gearbeitet haben. „Jetzt endlich können sie persönliche Zuwendung in ihrem Ehrenamt ausdrücken; dafür war in ihrem Berufsalltag nie genug Zeit vorhanden, so erklären sie das immer.“

      Zwölf Ehrenamtliche sind es insgesamt, die dreimal in der Woche ins Klinikum gehen. Um alle – Krankenhauspersonal wie auch Ehrenämtler – an die Situation zu gewöhnen, wurde der Dienst auf nur einer Station verankert. „Kommunikation auf der Station hat lange Wege, bis jeder den Besuchsdienst kennt und bis alle in den unterschiedlichen Dienstschichten Bescheid wussten. Das dauerte ein Vierteljahr.“ Martina Mirus ist zuversichtlich, dass man gemeinsam den richtigen Weg eingeschlagen hat.

      Zwischen 19 und 21 Uhr werden sie erwartet. Dann ist in der Klinik Zeit für den Besuchsdienst. „Es gibt das sogenannte Sun-downing-Syndrom“, erklärt Mirus. „In dieser Zeit am Abend werden Demenzkranke oft aktiv. Der Besuchsdienst kommt dann genau zur richtigen Zeit, um sie aufzufangen. Ein freundliches Wort, ein nettes Lächeln, ein Blick ist die Brücke zur Begegnung.“ Martina Mirus wünscht sich mehr Hinwendung und Einfühlen in die Welt der Demenzkranken.

      Dazu gehöre nicht viel. Mensch-sein reiche völlig aus, um im Besuchsdienst auch etwas zurückzubekommen. „Ich muss ja mein Verhalten nicht verändern, nur weil mein Gegenüber alt oder erkrankt ist. Wenn ich mich auf den Menschen einlasse, auf seine Seele, ist es ganz leicht. Denn so, wie du behandelt werden möchtest, behandle ihn auch.“     

      Judith Bornemann

      Engagement ist gefragt

      Weitere Informationen zum Malteser Besuchsdienst – sowohl für Menschen, die sich engagieren möchten, wie auch als Ansprechpartnerin für betroffene Angehörige – ist Gabriele Fröhlich von den Maltesern in Würzburg, Telefon 0931/4505-203, Mobiltelefon 0170/5650553. Allgemeine Informationen gibt es auch unter „www. malteser-wuerzburg.de“.