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      Berufsschüler aus Karlstadt setzten in Kloster Buch „Jugend hilft“ in die Tat um

      Vom Main zum Einsatz an die Mulde

      Berufsschüler aus Karlstadt setzten in Kloster Buch „Jugend hilft“ in die Tat um
      An der Berufsschule Main-Spessart sind die Schüler mittlerweile einen etwas anderen Unterricht mit Projekten und Initiativen gewohnt. Doch dass man kurzerhand den Unterricht über eine Woche nach Sachsen verlegt war für alle – Lehrer wie Schüler – ein neues Experiment.
       
      Ausgangspunkt war die Suche nach einem unterstützenswerten Projekt für die Vorweihnachtsaktion, bei der sich jedes Jahr Schülermitverwaltung (SMV) und die Religionslehrer beider Konfessionen in verschiedenen Aktionen engagieren. Kurz vor Ferienende fiel bei dieser Suche Beate Ritter-Schilling, katholische Religionslehrerin im Schulort Karlstadt, der Artikel im Sonntagsblatt in die Hand „BDKJ unterstützt die Initiative des Bundesjugendringes „Jugend hilft“.
       
      Schon auf der Schuljahranfangskonferenz im September gelang es spontan, einige Begeisterte unter den Kollegen verschiedener Fachbereiche zu gewinnen. Die Idee: Eine Gruppe Schüler, die sich dafür freiwillig melden sollen und sogar Urlaub dafür nehmen müssen, fahren mit Lehrern in die Flutgebiete und helfen dort eine Woche beim Wiederaufbau. Daraus soll sich eine Freundschaft zu den Menschen vor Ort entwickeln, wobei der Einsatzbereich und das Projekt im Hochwassergebiet dann Ziel der finanziellen Unterstützung durch eine Tombola in der Adventszeit werden soll.
       
      Tatsächlich meldeten sich viel mehr Schüler für dieses Projekt, als am Ende mitfahren konnten. Und in den Handwerksbereichen der Berufsschule fanden sich spontan Lehrer bereit, in dieser Woche ihre fachlichen Kompetenzen mit einzubringen und die Schüler zu begleiten.
       
      Die Organisation dieser Fahrt übernahmen in ökumenischer Zusammenarbeit Beate Ritter-Schilling und Ute Siebeker, beide Religionslehrer am Schulort Karlstadt. Über den Bundesjugendring wurden Kontakte geknüpft nach Klosterbuch, einen kleinen Ort im Dreieck Leipzig – Dresden – Chemnitz. Der 56-Seelen-Ort wurde vom 12. auf den 13. August vom Hochwasser der Freiberger Mulde völlig überflutet und vieles dabei zerstört. Das alte Zisterzienserkloster Buch, durch einen Verein mit viel Sachkenntnis und Engagement seit Ende der 90er Jahre wieder hergerichtet und als Touristenziel weit bekannt, wurde verwüstet. Zerstört die mühevoll angelegten Klostergärten, die gerade aufstrebenden Gewerbebetriebe, die sich in dem kleinen Ort niedergelassen hatten und natürlich viele Privathäuser des Dorfes. Unter „www.helft-klosterbuch.de“ dokumentieren die Einwohner die Zerstörungen und suchen Unterstützung und Hilfe.
       
      So fuhren vom 20. bis 26. Oktober zehn Schüler und Schülerinnen mit Klaus Scheller (Metallabteilung) und Siegfried Spörl (Bauabteilung) sowie Beate Ritter-Schilling nach Klosterbuch in Sachsen zum Einsatz. Die Spannung war groß, hatte doch keiner der Schüler oder Lehrer wirklich ein Bild von dem, was sie dort erwarten würde. Matthias Brune (16), Kaufmann in spé, brachte die Motivation der Schüler, sich für dieses Projekt zu melden, auf den Punkt: „Wenn es bei uns solch eine Katastrophe gegeben hätte, wären die Sachsen gewiss auch gekommen, um zu helfen“.
       
      Die Unterbringung erfolgte in einem Outdoor-Camp in Klosterbuch, das selbst vom Hochwasser stark betroffen war. Mittlerweile sind die Blockhäuser und Tipi-Zelte jedoch wieder so weit hergerichtet, dass eine Unterbringung der Helfer, die dort mitarbeiten, möglich ist. Elsbeth Pohl-Roux, die Organisatorin des Wiederaufbaus und Mitbesitzerin des Kutschunternehmens am Ort, ist selbst Betroffene. Ihr Haus wurde überflutet, von den vier Kutschpferden ertrank beim Hochwasser eine trächtige Stute und der Stall wurde völlig zerstört. Elsbeth Pohl-Roux teilte in den kommenden Tagen die Arbeiten zu: Mauern, Holz machen, Steine sammeln, Fenster einputzen, Streichen, Fachwerk mit Lehmziegeln ausmauern, Leitungsgräben in den Fußböden freilegen, Estrich einbringen und Stallboxen montieren. Arbeiten gab es genug und zupacken mussten die Schüler überall – egal ob sie nun Zahnarzthelferin, Bäcker, Kaufmann, Maurer, Gas- und Wasserinstallateure oder Maler lernen. Und so mancher entdeckt bei diesen Arbeiten ganz neue Fähigkeiten bei sich.
       
      Neben den Wiederaufbauarbeiten, bei denen vor allem der Stall für die Pferde angesichts der Witterung drängte und fertig gestellt wurde, kam auch das Freizeitprogramm nicht zu kurz. Eine Führung durch die Klosteranlagen, einen Stadtbummel im vom Hochwasser stark betroffenen Döbeln, eine Burgführung, Klettern an der Wand des Outdoor-Camps, Lagerfeuer und ein Helferfest hinterließen das Gefühl, hier geschätzte und willkommene Freunde zu sein. Als am Samstag dann die Rückfahrt angetreten wurde, war es ein von allen geäußerter Wunsch, im nächsten Sommer wiederzukommen, um die Fortschritte beim Aufbau zu begutachten und die Schönheiten der Gegend mehr genießen zu können als im regnerischen Oktoberwetter. Zwei Stimmen von vielen nach der Rückkehr: „Ich halte es für eine gute Idee, das Projekt weiter zu begleiten, da die Menschen jede Hilfe brauchen können. Alleine und ohne das nötige Geld ist das nie zu bewältigen!“ und „Ich empfand unsere ganze Gruppe als sehr angenehm. Und ich habe gelernt, dass man mit Hilfe anderer mehr erbringen kann als alleine!“
       
      Kloster Buch
      Das ehemalige Zisterzienserkloster Buch, nach dem der Leisniger Ortsteil Klosterbuch im sächsischen Burgen- und Heideland an der Mulde benannt ist, wurde 1192 gegründet. Der wettinische Markgraf von Meißen, Otto der Reiche, hatte die Zisterzienser in seine Mark gerufen. Das nutzte Heinrich I. zu Leisnig, der unweit von seiner Burg in dem kleinen Flecken Buch ein Kloster stiftete und die Zisterzienser aus Sittichenbach bei Eisleben zur Besiedelung einlud. Gerne lädt der Förderverein Kloster Buch (Telefon 03 43 21/5 03 52) zur Besichtigung der Überreste des Klosters ein.