Auch wenn die Aussagen des Papstes pastoraler und ver-
söhnlicher waren, als zunächst – verkürzt und zugespitzt – veröffentlicht, bleibt doch sein Hauptkritikpunkt am Syno-
dalen Weg: Das Kirchenvolk sei zu wenig eingebunden, er sei das Unternehmen einer Elite. Da fällt einem doch sofort die Sache mit dem Glashaus ein, in dem man nicht mit Steinen werfen sollte. Oder sind die Purpurträger im Vatikan keine Elite? Man denkt auch an die vom Papst anberaumte Bischofssynode. Da ist es – bei allem Streben nach einer synodalen Kirche – um die Beteiligung des Gottesvolkes auch nicht sonderlich gut bestellt.
Aber vielleicht hatte der Papst bei seinen Aussagen ja auch die Ambivalenz des Begriffs Elite im Sinn. Man darf wohl davon ausgehen, dass er die Bischöfe als kirchliche Elite im positiven Sinn betrachtet. Und da Brief und Interview an beide Partner des Synodalen Wegs gerichtet sind, an Bischöfe und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), mag er mit dem Begriff Elite durchaus recht haben: Denn was im Syno-
dalen Weg erarbeitet wurde, kann sich sehen lassen, sowohl was die Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse und gesellschaftlicher Entwicklungen betrifft, wie auch theologische Tiefe und Argumentation.
Es sind – wohl auch deutscher Gründlichkeit geschuldet – umfangreiche und inhaltlich anspruchsvolle Texte entstanden, die als Bausteine für die Weltbischofssynode von Bedeutung sein dürften. Texte aller-
dings auch, die durchaus eine Überforderung sein können – aber nicht nur für Leute aus dem Gottesvolk, sondern auch für den einen oder anderen aus der purpurtragenden Elite.
Wolfgang Bullin