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      Verbundenheit, Vertrautheit, Verwurzelung

      Heimat – auf den ersten Blick ist völlig klar, was dieser Begriff meint. Doch schaut man genauer hin, wird es schwierig!
      Ist es der Geburtsort, eine vertraute Landschaft, die Muttersprache, Traditionen und Bräuche, die Menschen, mit denen man lebt oder vielleicht doch eher ein Gefühl? Der spannenden Frage, was Heimat ausmacht, können Besucher derzeit im Würzburger Caritashaus in der Franziskanergasse nachgehen. Noch bis Anfang Januar 2018 ist dort eine Ausstellung zu sehen, die sich unter dem wegweisenden Titel „Zusammen sind wir Heimat“ auf die Suche nach einem vielschichtigen Begriff macht.    „Auf unerwartet große Resonanz ist unsere Anfrage gestoßen, in einem Bild, einer Collage oder einem Text das zum Ausdruck zu bringen, was für einen persönlich Heimat ausmacht“, berichtete Domkapitular Clemens Bieber bei der Ausstellungseröffnung. „Das bestätigt uns und zeigt, dass gerade in Zeiten des Umbruchs und der Verunsicherung die Wertschätzung für, die Sehnsucht nach und das Interesse an Heimat deutlich zunehmen“, so der Caritasvorsitzende.   Für die Ausstellung, die sich in die bundesweite Jahreskampagne der Caritas einreiht, haben die Ausstellungsmacher knapp einhundert Exponate zusammengetragen. Beteiligt haben sich Menschen aller Schichten und Gruppen – Menschen mit und ohne Behinderung, junge und alte, Menschen, die seit ihrer Geburt an einem Ort leben, die eine neue Heimat gefunden haben oder noch auf der Suche sind, Menschen wie Du und ich und solche, die in besonderer politischer, kirchlicher oder gesellschaftlicher Verantwortung stehen.    Ebenso vielfältig wie die dahinter stehenden Akteure und Künstler sind deren Interpretationen des Begriffs Heimat. Dies beginnt mit Exponaten, die Heimat als konkreten Ort zeigen; dazu gehören Impressionen von Landschaften, Dörfern und Städten ebenso wie Blicke auf persönliche Lieblingsorte – ein Dorf im Grabfeld, die alte Mainbrücke in Würzburg, die Türme der Münchner Frauenkirche, ein Park in Aschaffenburg, bunte Rebhänge in den Haßbergen. Heimat ist hier der Ort, an den man immer wieder gerne zurückkehrt, weil man sich dort wohl fühlt.   

      Schmerzliche Erinnerung

      Andere Menschen verbinden mit dem Wort Heimat eher die schmerzliche Erinnerung an eine verlorene Heimat. So wie Ludmilla und Arcadi aus Armenien, die sich vor dem Bild ihres Freundes und Landsmannes Doiuchanyan Gago fotografieren lassen. Mit spärlichen Worten, aber strahlenden Augen deuten die beiden Flüchtlinge auf die Kulturdenkmäler ihrer Heimat: den Berg Ararat, die Arche Noah, den Tempel Khor Virap und die Genozid-Gedenkstätte Yerevan. All das ist jetzt weit weg – und ob Doiuchanyan, Arcadi und Ludmilla eine neue Heimat in Deutschland finden, liegt in erster Linie an uns.    Ähnliche Erfahrungen mit dem Heimat-Begriff macht auch die Künstlerin Melinda Hillion aus Mainstockheim. In ihrem Atelier arbeitet die gebürtige Bretonin ehrenamtlich mit Kindern und Flüchtlingen aus aller Herren Länder und trägt so dazu bei, dass diese eine neue Heimat finden können. „In ihren Bildern lassen uns die Kinder einen Blick in ihr Zuhause und in ihr Herz werfen“, so Hillion. Die zehnjährige Shahed aus Syrien etwa hat ihre Oma Zahra auf einem fliegenden Teppich gemalt; ihre Mutter und ihren Bruder musste Shahed in Syrien zurücklassen.  Für andere Aussteller ist Heimat eher ein Gefühl. So könnte das Licht- und Schattenspiel menschlicher Silhouetten, das Ute Steigerwald ausstellt, auf der ganzen Welt entstanden sein, denn: „Heimat ist für mich nicht an einen Ort gebunden, sondern bedeutet eher ein Gefühl von Vertrautheit und Verbundenheit zwischen Menschen. Menschen, die man gerne hat, die man liebt, denen man vertraut“, sagt sie. Sehr emotionale Assoziationen hat auch Caritas-Mitarbeiterin Sabrina Göpfert: „Heimat ist für mich die Erinnerung an meinen Lieblingssport aus Kindheitstagen. Musik und Tanz vermitteln mir ein Gefühl von Geborgenheit.“ 
      Von einem doppelten Heimat-Begriff spricht Weihbischof Ulrich Boom. Für ihn ist Heimat nicht nur „dort, wo ich herkomme und geboren wurde“, sondern auch „da, wo ich sein werde am Ende meines Lebens“. Auch die Dekanin des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Würzburg, Dr. Edda Weise, bindet Heimat nicht an einen bestimmten Ort, sondern an ihren Glauben: „Dass ich überall auf der Welt Menschen finde, die mit mir glauben und Kirche sind, ist für mich eine Quelle von großer Kraft. Selbst wenn ich nach Afrika fahre, treffe ich dort Brüder und Schwestern im Glauben. In der weltweiten Gemeinschaft der Christinnen und Christen bin ich daheim.“ Für Bischof  Friedhelm bedeutet Heimat „sich zu Hause fühlen, angenommen sein, Liebe weiter schenken“. Wenn das gelingt, erhalte man gar „einen Vorgeschmack vom Himmel“.   

      Gegenseitige Hilfe

      Ausgesprochen viele Akteure und Künstler betonen in ihren Bildern, Collagen und Texten den menschlichen Aspekt: persönliche Verbundenheit, liebenswerte Vertrautheit, Menschen, die miteinander leben und einander helfen. Heimat ist „da, wo Fremde zu Freunden werden“, kommentiert etwa Pastoralreferentin Marion Egenberger aus Kleinostheim ihr buntes Begegnungsbild. Auch der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt lenkt mit dem Beitrag der Stadt Würzburg „High 5 – colour your life“ den Blick auf die menschliche Vielfalt der modernen Stadtgesellschaft. Das etwa sechs Meter lange Stoffbanner ist mit farbenfrohen Handabdrücken von Menschen vieler Nationen bedruckt, die in Würzburg beheimatet sind. Während vor 80 Jahren noch vor allem alteingesessene Familien in der Stadt wohnten, sei es heute eine bunte Mischung aus ausländischen Mitbürgern, Migranten, Studenten, Neu-Würzburgern und Einheimischen. „Würzburg ist zu einem Ort geworden, der für viele Heimat bietet“, so Schuchardt.   

      Verbundenheit

      Die Verbundenheit von Menschen ist auch für Dr. Paul Beinhofer zentrales Erkennungsmoment von Heimat: „Niemand kann allein Heimat sein, Heimat ist man stets gemeinsam mit anderen Menschen, die füreinander einstehen und einander helfen.“ Für den Regierungspräsidenten spielen außerdem die Landschaft und ihre Bauten, kulturelles Erbe, Geschichte, Riten und Brauchtum eine wichtige Rolle. All diese Aspekte finden sich in seinem Beitrag wieder – eine bunte Collage aus Landschaft, Architektur, Brauchtum und menschlicher Solidarität. Sie zeigt, wie sehr der gebürtige Münchner bereits in Unterfranken verwurzelt ist, denn: „Heimat ist dort, wo sich Menschen mit der Region und ihren Mitmenschen besonders verbunden fühlen.“    Am Ende des Rundgangs werden dem Betrachter vor allem zwei Dinge klar, nämlich: Den einen Aspekt von Heimat gibt es letztlich nicht – die Mischung macht’s! Und: „Wir müssen Heimat gemeinsam gestalten, damit sie lebens- und liebenswert ist“, wie es Domkapitular Clemens Bieber treffend formuliert.   Anja Legge    

      Wann und Wo?

      Die Ausstellung „Zusammen sind wir Heimat“ ist bis zum 12. Januar 2018 im Würzburger Caritashaus (Franziskanergasse 3) zu sehen.

      Öffnungszeiten:

      Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr.

      Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen.