Beispielhaft dafür seien der Abschlussgottesdienst 2003 in Berlin mit der so schlichten wie eindrucksvollen Segengeste genannt oder auch die orthodoxe Vesper (Artoklasie) 2010 in München. Solch unmittelbare ökumenische Erlebnisse von Mensch zu Mensch werden beim dritten Ökumenischen Kirchentag kaum möglich sein. Bis zur letzten Minute hatte man auf einen analogen ÖKT gehofft, hatte das Konzept immer wieder veränderten Gegebenheiten angepasst. Die Corona-Pandemie hat es nicht zugelassen. Wie derzeit so vieles gibt es auch den dritten ÖKT nur in digitaler Form – abgesehen von wenigen Ausnahmen mit begrenzter Teilnehmerzahl wie etwa den Schlussgottesdienst an diesem Sonntag.
Das Motto des Treffens „Schaut hin” hat damit einen zusätzlichen, aktuellen Aspekt bekommen. Bleibt zu hoffen, dass wirklich viele hinschauen und dadurch auch das immense Arbeitspensum all derer honorieren, die im vergangenen Jahr den ÖKT mehrmals neu erfunden haben, wie es bei der Frühjahrsvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) formuliert wurde. Mit dem Ergebnis, dass man sich den ÖKT jetzt ins Haus holen und neue Formen der Teilnahme, der Beteiligung ausprobieren kann.
So ist dieser virtuelle ÖKT zu einer Art Experimentierfeld geworden, um Einsichten zu gewinnen, die vermutlich über die durch die Corona erzwungene Sondersituation hinausreichen. Wie auf anderen Feldern auch hat die Pandemie beim ÖKT dazu angeregt, ja dazu gezwungen, ungewohnte Wege einzuschlagen. Etliche von diesen Wegen wird die Kirche wohl auch weiterhin beschreiten, nicht unbedingt als Ersatz für die traditionellen Wege, aber als Ergänzung dazu.
Wolfgang Bullin