Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Der zweite Großheubacher Kulturweg des Archäologischen Spessartprojekts

      Über den Eselsweg zur Engelsstaffel

      Die Engelsstaffel im Markt Großheubach (Kreis Miltenberg) ist die längste Freitreppe Bayerns. Wer gut zu Fuß ist, kann die 612 Sandsteinstufen zum Franziskanerkloster Engelberg hochsteigen. Es geht aber auch andersherum. Man kann die Engelsstaffel vom Kloster aus hinabsteigen – am Ende einer zwölf Kilometer langen, abwechslungsreichen und streckenweise sportlichen Wanderung auf dem zweiten Großheubacher Kulturweg „Über den Eselsweg zur Engelsstaffel“.

      Der vor Kurzem eröffnete 115. Kulturweg des Archäologischen Spessartprojekts (ASP) wurde, wie alle anderen ASP-Kulturwege, vom Spessartbund mit dem gelben EU-Schiffchen auf blauem Grund markiert. Initiator der reizvollen Tour ist Engelhard Albert. Der pensionierte Lehrer ist Schriftführer des Großheubacher Heimat- und Verkehrsvereins. Als Vorsitzender der AG Kulturweg hat Albert auch den ersten Großheubacher Kulturweg „Von Hecke zu Häcke in Hebboch“ angestoßen.

      Als Wanderführer empfiehlt Albert der Berichterstatterin des Sonntagsblatts auch den zehn Kilometer langen Rundweg „Von Hecke zu Häcke“. Allerdings führt dieser weit weg vom Engelberg, dessen Besuch das Sahnehäubchen auf Tour Nummer zwei ist.

      Kaum zu sagen, was mehr fasziniert auf dem Engelberg. Ist es die Klosterkirche mit dem Gnadenbild in der Marienkapelle und der Grablege der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg? Oder die, mit knapp einem Hektar, kleinste Weinlage Bayerns „Engelberger Klostergarten“, betrieben vom Franziskanerorden? Oder die „Willibaldsruh“ mit ihrem atemberaubenden Ausblick? Oder der Franziskusbrunnen mit seinem üppigen Grün – oder vielleicht die Klosterschänke mit kühlem Bier und Wandererbrotzeit?   

      Start am Gasthaus

      Doch beginnen wir am Start, am Gasthaus Bretzel. Ihm gegenüber steht eine Sandsteinsäule mit Hochwassermarken. Die Jahreszahl ganz oben erinnert an den „Jahrhundert-Eisgang“ Ende Februar 1784. Die Naturkatastrophe betraf ganz Mitteleuropa und ließ den Pegel des Mains um mehr als zehn Meter über normal steigen. Auf heitere Gedanken bringt den Wanderer der Anblick von „Großheubachs kleinster Häckerwirtschaft“, die in Wirklichkeit ein täuschend echt bemaltes Trafohäuschen ist.

      Vorbei am Auswanderer-Denkmal – es ist den verarmten Dorfbewohnern gewidmet, die in Amerika ein besseres Leben suchten – geht es durch den Freihof. Zwei weit voneinander entfernte Torbögen bezeugen die einst stattliche Größe des wohl ältesten Hofguts in Großheubach. Einer der Eigentümer, Freiherr Franz Jakob von Avila, wollte den Großheubachern im 17. Jahrhundert das Gewohnheitsrecht des freien Durchgangs nehmen, unterlag aber im Rechtsstreit.

      Nach drei Kilometern Fußmarsch erreicht man den Weiler Klotzenhof. 1280 wurde er erstmals erwähnt. Besitzer waren unter anderem das Kloster Himmelthal und der Jesuitenorden, der 1755  die dem Heiligen Ignatius geweihte Kapelle errichtete. Heute ist der Klotzenhof wegen seiner Gaststätten und Hofläden ein beliebtes Ausflugsziel.

      Pfaffenbrunnen

      Oberhalb des Weilers steht das ansprechend modernisierte Jugendgästehaus der Arbeiterwohlfahrt. 1942 war das Gebäude als Unterkunft für angehende Segelflugpiloten errichtet worden. Der für Flugübungen ideale Steilhang zieht sich weiter bergauf. 300 Meter geht es hoch zum Eselsweg, der alten Spessart-Fernstraße zwischen Schlüchtern und Großheubach. Im schattigen Buchenwald warten geschichtsträchtige Überraschungen. Da ist zunächst der mittelalterliche Saustall, dessen Reste wie ein kleines Stonehenge aus dem Boden ragen. Der Schweinehirt, der seine Tiere den Sommer über im Wald weiden ließ, nächtigte in einem Steinhäuschen und trieb das Borstenvieh jeden Abend in den Rundpferch.

      „Ospis“ wird der mit 439 Metern höchste Punkt Großheubachs genannt. 2007 errichteten die KAB und der Obst- und Gartenbauverein dort ein Gipfelkreuz. Sein Sockel aus Felsbrocken ist deutlich kleiner als der „Hunnenstein“. Darauf, dass dieser mächtige Felsenturm inmitten eines steinernen Meers zu Urzeiten eine keltische Kultstätte war, deuten ein in der Nähe gefundener Bronzearmring aus der Zeit der Urnenfelderkultur und ein 600 Meter entfernter ausgehöhlter Monolith, die „Heuneschüssel“ hin. Der Großheubacher Wanderverein errichtete 1921 einen – inzwischen zugewachsenen – Aussichtspunkt auf dem Hunnenstein.

      Aus dem Jahr 1651 stammt die mit Platten bedeckte steinerne Rinne, die das Kloster Engelberg bis 1877 mit Trinkwasser versorgte. Der „Pfaffenbrunnen“, das Brunnenhaus um die lange zuvor schon genutzte Quelle, wurde 1752 gebaut. Ein Besuch im kühlen Brunnenhaus lohnt sich: Dort lädt eine anmutige Marienstatue zum Gebet ein, bevor man sich auf den alten Kirch- und Kreuzweg vom Klotzenhof zum Kloster Engelberg begibt.

      Melanie Pollinger

      Archäologisches Spessartprojekt

      Der gemeinnützige Verein das Archäologische Spessartprojekt e.V. (ASP) wurde 1998 gegründet. Er hat viele ehrenamtliche Helfer und vier fest angestellte Mitarbeiter. Das ASP widmet sich der Forschung, Vermittlung und Pflege der Kulturlandschaft Spessart, einer rund 2400 Quadratkilometer großen Region an der bayerisch-hessischen Grenze. Die Kulturwege sind das Herzstück des ASP. In Zusammenarbeit mit Partnern und Sponsoren entsteht seit 1999 ein immer dichteres Netz. Zu jedem Kulturweg erscheint ein Faltblatt. Eine Auswahl ist in der Geschäftsstelle des Spessartbunds, Treibgasse 3, 63739 Aschaffenburg, erhältlich oder auf Anfrage per Post. Nähere Auskunft beim Archäologischen Spessart-Projekt, Ludwigstr. 19, 63739 Aschaffenburg, Telefon 06021/5840343 und im Internet ­unter „www.spessartprojekt.de“.