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      Freiwillige liefern dem Deutschen Wetterdienst wichtige Daten – auch aus Unterfranken

      Sie beobachten Wetter und Pflanzen ganz genau

      Für Rosa und Friedrich Blümlein heißt Wetterbeobachten vor allem eines – früh aufzustehen. Im Sommer sind sie um 7.50 Uhr auf Posten, im Winter um 6.50 Uhr. So sehen es die Vorgaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor. Die Blümleins versorgen den Wetterdienst seit über 30 Jahren mit Daten. Bundesweit sind rund 2800 freiwillige Wetter- und Pflanzenbeobachter für den Wetterdienst im Einsatz.

      „Wetter machen.“ So nennen Rosa und Friedrich Blümlein, was sie täglich tun. In aller Frühe, buchstäblich bei Wind und Wetter, gehen sie in den Garten zum ­Regenmesser, der in einer Halterung an einer Metallstange hängt. Der Regenmesser ist ein großer Pott. Er könne bestimmt 100 Millimeter Niederschlagshöhe auffangen, schätzen die Eheleute. Aber voll war er noch nie, seit sie 1989 mit der Arbeit begonnen haben. Um die Niederschlagshöhe zu messen, muss das Regenwasser mit einer Kanne aus dem Pott in ein durchsichtiges Messrohr umgefüllt werden. Bei Eis im Winter müssen die Blümleins die gefrorene Flüssigkeit auftauen – mit Heizungswärme oder mit dem Föhn.

      Wenig Regen

      Dann können die Daten dem Wetterdienst gemeldet werden. Heute erledigt das ein Computerprogramm. Früher führten die Blümleins Tagebuch und übertrugen die Daten einmal monatlich in ein Formular. „Das war immer ein Mordsgeschäft, die Daten zu übertragen und wegzuschicken“, erinnert sich Friedrich Blümlein. „Mit dem Programm auf dem Computer ist das total vereinfacht worden“, ergänzt seine Frau. Man dürfe die tägliche Datenübertragung bloß nicht vergessen.

      Die Eheleute haben zwei Regenmesser zum Wechseln. Wenn im Winter das gefrorene Wasser im einen Behälter getaut wird, kommt der andere zum Einsatz. Allerdings beobachtet Rosa Blümlein: „Bei uns regnet es ja nichts.“ Was bedeutet, dass es auch kaum schneit. Bei uns – damit meint Rosa Blümlein ihren Wohnort Markt Einersheim im Landkreis Kitzingen. Der letzte Starkregen, an den sie sich erinnern können, liege acht oder neun Jahre zurück, sagen die Blümleins.

      Die beiden 68-Jährigen wirken wie ein eingespieltes Team, während sie vor ihrem Haus auf der Terrasse sitzen. Beim Erzählen sprechen sie oft wie aus einem Mund, nehmen gegenseitig ihre Aussagen auf und führen sie zu Ende.

      Wetter- und Pflanzenbeobachtung

      Das Haus der Blümleins steht auf einem Grundstück, das wie ein Paradies für Gartenfreunde aussieht. Hier wurzeln Apfel- und Zwetschgenbäume und die bepflanzten Beete spenden Salat, Kohlrabi, Beeren und Bohnen, Tomaten, Gurken und anderes. Die Natur- und Pflanzenliebe der Blümleins hat vielleicht dazu beigetragen, dass ein guter Bekannter sie Ende der Achtzigerjahre für die Wetterbeobachtung begeisterte.

      Dass sich das Klima seither verändert hat, nehmen sie durch ihre Beobachtungen wahr sowie durch die Witterungsrückblicke, die der DWD ihnen in jedem Jahr zuschickt. Für die Blümleins bedeutet Klimawandel: weniger Regen, weniger Schnee, weniger schwere Gewitter trotz immenser Hitze. Wie es weitergeht, werden die Eheleute beobachten.

      Klimawandel

      Eine Antenne fürs Wetter hat auch Martin Mack. „Es regnet nicht gern bei uns“, stellt er fest. Martin Mack wohnt mit seiner Frau Elke in Unterspiesheim im Landkreis Schweinfurt. Anders als das Ehepaar Blümlein ist Mack nicht als Wetterbeobachter beim Deutschen Wetterdienst registriert, sondern als phänologischer Beobachter – als Pflanzenbeobachter. Er sichtet und meldet die Entwicklung von Wildpflanzen, Gehölzen, landwirtschaftlichen Kulturen sowie Obstbäumen.

      Welchen Einfluss der Klimawandel hat, weiß der 69-jährige Mack, der 1996 mit seinen Beobachtungen begann. „Die Blüte setzt im großen Durchschnitt früher ein“, fasst er zusammen. In den vergangenen Jahren sei es üblich geworden, dass die Haselnuss im Januar zu blühen beginnt – was in den Neunzigerjahren noch eher die Ausnahme war. Mack bestätigt: Die Vegetationszeit hat sich verlängert.

      Frühere Blüte und Ernte

      Als phänologischer Beobachter hat Mack auch ein Auge für die Ernte. „Früher war es in Unterspiesheim normal, dass die Ernte Mitte August fertig war. Heute sind die Landwirte Mitte oder Ende Juli mit dem Dreschen fertig.“ Vor seinem Ruhestand arbeitete Mack beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, wo er für die Ausbildung und Prüfung von Landwirten zuständig war.

      Mit der Landwirtschaft hat auch seine Tätigkeit als Pflanzenbeobachter zu tun. Wenn er mit seiner Frau verreist und bei der Rückkehr ein abgeerntetes Feld sieht, fragt er beim Landwirt nach und ermittelt das genaue Ernte­datum für den Wetterdienst. Egal ob bei Autofahrten oder Waldspaziergängen mit den Enkeln – Mack achtet darauf, ob der Roggen blüht, die Sommergerste Ähren schiebt oder wie weit der Laubfall bei den Eichen ist.

      Daten zum Pollenflug

      Manche Beobachtungen meldet Mack dem Wetterdienst sofort, zum Beispiel wenn Birke, Hasel oder Roggen blühen. Die zeitnah gemeldeten Daten braucht der Wetterdienst für die Pollenflugvorhersage und für die landwirtschaftliche Beratung. Bewässerung, Schädlingsbekämpfung und Erntetermine hängen von diesen Daten ab.

      Zudem übermittelt Mack eine Jahresmeldung, die die Entwicklungsphasen von rund 50 Pflanzen beinhaltet. „Das hört sich nach viel an“, sagt er, aber der Aufwand sei überschaubar. Viele Beobachtungen passierten beiläufig, und die ausführliche Jahresmeldung tippe er in mehreren Etappen in den Computer. „Ich möchte es nicht missen“, bilanziert Mack. Solange die Gesundheit mitspielt, wird der Deutsche Wetterdienst auf ihn zählen können.

      Ulrich Bausewein