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      Gedanken zum Sonntagsevangelium Von Manfred Müller, Lohr

      Seid wachsam

      Gedanken zum Sonntagsevangelium Von Manfred Müller, Lohr
      In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegen gingen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
      Matthäus 25,1–13
       
      Der letzte Herbststurm brachte uns einen Abend lang Stromausfall. Kerzenlicht erhellt die Räume, sehr zur Freude unserer Kinder. Fasziniert ist ihr Blick auf die flackernden Flammen gerichtet. Ein Erlebnis, das sie im Innersten packt, viel mehr, als sonst mit einem gewohnten Fingerknipsen das elektrische Licht anzuschalten.
      Ganz nah an den Menschen ist auch Jesus dran mit seinem Gleichnis. Jeder muss verstanden haben, wovon er spricht – zumindest auf den ersten Blick. In dunkler Nacht war man auf Öllampen angewiesen. Undenkbar, dem nahenden Bräutigam nicht entgegen zu gehen, um ihm den Weg mit den Lampen zu weisen. Aber ohne zusätzliches Öl konnten die kleinen Lämpchen schnell verlöschen. Glücklich, wer da vorsorgt und noch einen Krug voll dabei hat. Mit den anderen teilen wäre in diesem Fall wirklich fatal: es würde allen nicht reichen. Und die Moral von der Geschichte? „Wer zu spät kommt ...“
      Doch ganz so einfach dürfen wir es uns nicht machen. Gehen wir in die Zeit des Evangelisten zurück. Wohl um 80 n.Chr. lebt dieser Mann. Inmitten einer Gemeinde, die sich rund 50 Jahre nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt mit einem großen Problem konfrontiert sieht: Die Wiederkunft Christi steht immer noch aus! Jahre vorher hatte Paulus noch gehofft, den Herrn leibhaftig wiederzusehen. Und mit ihm viele in den ersten christlichen Gemeinden. Jetzt sieht das anders aus. Zweifel haben sich bei manchen eingestellt. Wie lange noch warten, bis das Reich Gottes endlich anbricht? Ein jüdisches Umfeld, das nach der Tempelzerstörung wieder erstarkte, tat sicher sein Übriges.
      In diese Situation hinein spricht Jesus bei Matthäus das vorliegende Gleichnis. Wer jetzt glaubt, die Sache Jesu sei vorbei, nicht mehr so wichtig, der irrt. Seid wachsam! Weder Tag noch Stunde kennt ihr. Entschieden den Weg Jesu gehen, sich tatkräftig auf den Tag der Tage vorbereiten, und dann genügend Vorrat auf seiner Seite haben: das hält Matthäus den Zweiflern entgegen.
      2000 Jahre später können wir froh sein, wenn jemand wenigstens noch zweifelt an Gott, mit ihm ringt, an ihn glauben will trotz aller Fragen im Leben. Vielen scheinen Gott, Jesus Christus, Heiliger Geist egal zu sein. Und erst die verheißene Wiederkunft Christi? Man richtet sich ein in der Welt – egal ob mit, ob ohne Gott. Wenn uns jemand aus unserer Sicherheit kurzzeitig aufschreckt, dann höchstens die zahlreichen Sekten mit ihren Horrorvisionen vom letzten Gericht.
      Ich weiß, was ich hier schreibe, mag ihren Widerspruch hervorrufen. Aber es führt hin zu dem Anstoß an uns, der auch heute noch in diesen uralten Worten des Evangeliums steckt. Gott fordert durch Jesus Entscheidung. Entschiedenheit im Tun für seine Sache. Bloße Lippenbekenntnisse wie das „Herr, Herr“ reichen da nicht aus. Jesus bringt uns die Botschaft von einem barmherzigen, warmherzigen Gott.
      Das ist mir Trost in meinen Schwächen. Aber auch von dem gerechten Gott. Und der nimmt jeden Menschen konsequent ernst, auch den, der sich bewusst gegen ihn entscheidet. „Seid also wachsam!“
       
      Der Autor ist Pastoralreferent und Regionaljugendseelsorger für die Region Main-Spessart.