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      Zu Besuch bei der ADAC Luftrettung in Ochsenfurt

      Schnelle Hilfe aus der Luft

      "Christoph 18" ist bereits zu hören, lange bevor man ihn sieht. Als der gelbe Helikopter schließlich über den Dächern der Ochsenfurter Main-Klinik auftaucht, geht alles ganz schnell.

      Mit einem eleganten Bogen wendet die Maschine und setzt sicher auf der Landeplattform der Luftrettungsstation auf. Kaum sind die Rotorblätter zum Stillstand gekommen, steckt der Pilot Frank Haller den Zapfhahn ein und betankt den Hubschrauber.

      Sofort einsatzbereit

      „Wir müssen innerhalb kürzester Zeit wieder einsatzbereit sein”, erklärt Notfallsanitäter Felix Lother. In Windeseile holt er aus den Vorratsschränken der Station den Ersatz für sämtliche Medikamente und Materialien, die während des letzten Einsatzes verbraucht wurden. Notarzt Dr. Thorsten Artmann schafft derweil Ordnung im Inneren des Rettungshubschraubers. Nach wenigen Minuten ist „Christoph 18“ für die nächste Rettung gerüstet. Bis es soweit ist, begibt sich die dreiköpfige Crew in den Aufenthaltsraum, wo noch die Reste des Frühstücks auf dem Tisch stehen, wie sie vor eineinhalb Stunden zurückgelassen wurden. Pilot Haller macht sich einen frischen Kaffee und sagt: „Lange Ruhepausen haben wir hier mit im Schnitt fünf Einsätzen pro Tag nicht“.

      Im Gegensatz zu den Feuerwehren und den Rettungsdiensten zu Lande und zu Wasser arbeiten bei der Luftrettung keine ehrenamtlichen Helfer. Die anspruchsvollen Aufgaben erfordern hochqualifizierte Kräfte. Notarzt Dr. Artmann bringt langjährige Erfahrung mit: „Ich habe gleich nach dem Abitur ehrenamtlich beim Roten Kreuz angefangen.“ Neben einer Facharztausbildung in Anästhesie, Chirurgie oder Innerer Medizin und der Zusatzqualifikation als Notarzt setzt die ADAC Luftrettung auch Erfahrungen in Intensivmedizin voraus. Ebenso müssen Mediziner bereits bei der Bodenrettung im Einsatz gewesen sein. In Ochsenfurt kommen Notärzte aus dem Ochsenfurter Mainklinikum sowie der Würzburger Universitätsklinik zum Einsatz, wo auch Artmann als Anästhesist arbeitet.

      Die Piloten sind im Gegensatz zu ihren medizinischen Kollegen komplett bei der ADAC Luftrettung angestellt. Sie müssen nicht nur eine Ausbildung als Berufshubschrauberführer vorweisen, sondern 1000 Flugstunden im Einsatz, mindestens die Hälfte davon im Luftrettungsdienst, absolviert haben. Viele wechseln nach Ausbildung und Tätigkeit bei der Polizei oder Bundeswehr zur Luftrettung, so auch Frank Haller. „Mir gefällt an dieser Arbeit, dass sie zutiefst sinnvoll ist. Es ist ein gutes Gefühl, Menschen in Lebensgefahr zur Seite zu stehen“, sagt der Pilot.

      Traumberuf Pilot

      Notfallsanitäter Lother hatte eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert, bevor er in den Rettungsdienst wechselte. Er ist bei den Maltesern tätig und widmet die Hälfte seiner Arbeitszeit der Luftrettung. Nicht nur die Malteser, sondern auch die Johanniter und das Rote Kreuz stellen für die Ochsenfurter Station jeweils zwei Notfallsanitäter. Alle müssen dafür nach dem ADAC-Anforderungsprofil drei Jahre Berufserfahrung im allgemeinen Rettungsdienst mitbringen.

      Doch Lother will mehr. „Als Siebenjähriger bin ich nach einem schweren Verkehrsunfall mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen worden“, erzählt er. Seither träume er davon, selbst am Steuer einer solchen Maschine zu sitzen. Der Weg über die zivile Pilotenausbildung an einer Flugschule ist lang und teuer. Doch Lother hat sich dafür entschieden, seinen Traum zu verfolgen und sich auf eigene Kosten zum Hubschrauberpiloten ausbilden zu lassen. Seine beiden Kollegen unterstützen diese Initiative, für die Lother jeden Euro spart.

      Weit weg vom Alltag

      Bei der Luftrettung ist der Nachwuchsmangel nicht so dramatisch wie bei anderen Rettungsdiensten. Die Arbeit ist bei allem hohen Anspruch für die Beteiligten faszinierend. Die Piloten müssen auf unbekanntem Gelände und teils unter Extrembedingungen starten und landen. Die Notärzte und Notfallsanitäter treffen auf schwer erkrankte oder verletzte Patienten, die ihnen alles abverlangen, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben. „Das macht unsere Arbeit anstrengend, aber auch sehr anregend und interessant“, sagen alle drei Crewmitglieder einhellig.

      Wie genau läuft ein Rettungsflug ab? Nachdem die Integrierte Leitstelle entschieden hat, dass „Christoph 18“ zum Einsatz kommt, wird die Station gleich mehrfach benachrichtigt, per Funk, SMS und Fax. Sofort fährt der Pilot die Triebwerke des Hubschraubers hoch. Der Notarzt macht sich bereit, der Notfallsanitäter überprüft die verschlossenen Türen. Vor dem Abheben der Maschine wird eine Checkliste abgefragt. Erst dann sind alle einsatzbereit. Dann fliegt der Hubschrauber zur Einsatzstelle. Unterwegs kommuniziert der Pilot mit den Flughäfen in der Region, damit kein anderes Flugzeug dem Rettungseinsatz in die Quere kommt. Vor der Landung wird eine zweite Checkliste abgearbeitet und ein geeigneter Landeplatz gesucht. Haller: „Aufgrund der starken Abwinde des Helikopters dürfen dort keine Objekte herumliegen, die möglicherweise wegfliegen können.“

      Notarzt und Notfallsanitäter versorgen den Patienten noch am Boden. Oft trifft auch noch ein Rettungswagen am Einsatzort ein. „Je nach Befund und Verkehrslage entscheiden wir, ob der stabilisierte Patient auf der Straße oder auf dem schnelleren Luftweg ins Krankenhaus transportiert werden soll“, erläutert Artmann. Übernehmen die Bodenkräfte, ist der Hubschrauber sofort frei für seinen nächsten Einsatz. Für einen Lufttransport wird der Patient in die Maschine verladen.

      Dort ist nicht gerade viel Platz, doch der Notarzt hat von seinem Sitz aus direkten Zugang zu Kopf und Oberkörper seines Patienten. Dieser wird in eine schwarzblaue, luftgefüllte Plastikmatte gehüllt. „Dann wird die Luft abgesaugt, bis sie sich eng um den verletzten Körper schmiegt und ihn stabilisiert“, erklärt Lother.

      Beliebtes Fotomotiv

      Meist wird der Patient in die nächstgelegene Klinik geflogen. „In der Universitätsklinik in Würzburg befinden sich die Räume für die Erstversorgung praktischerweise direkt unter dem Hubschrauber-Landeplatz auf dem Dach“, berichtet Artmann. Manche Patienten benötigen jedoch spezielle Maßnahmen, so etwa bei Brandverletzungen. „Da fliegen wir dann schon mal nach Ludwigshafen oder in die Unfallklinik nach Murnau.“ Nur Dunkelheit oder extrem schlechtes Wetter halten „Christoph 18“ am Boden. Der Rettungshubschrauber ist täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einsatzbereit. Und er ist, wie Pilot Haller immer wieder feststellt, auch ein beliebtes Fotomotiv bei Passanten in der Nähe der Einsatzorte: „Ich habe sogar schon gesehen, wie eine alte Dame ihren Rollator abstellte, das Handy zückte und uns bei der Landung fotografierte.“ Er verstehe diese Faszination, plädiert jedoch eindringlich für einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu den Rotoren.    

      Karen A. Braun