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      Seit 15 Jahren fährt der rote Schienenbus zur Mainschleife

      Rollendes Denkmal

      Die Tour mit dem bald 60 Jahre alten Schienenbus an die Volkacher Mainschleife endet mit kräftigem Applaus für Zugleiter Hans-Martin Hoffmann und Zugführer Thomas Benz. Obwohl einer der beiden 150 PS starken Motoren ausgefallen ist, erreicht das rollende Denkmal auf die Minute genau die Ausgangsstation Seligenstadt. Hier können die Reisenden auf die Bahnlinie Würzburg-Schweinfurt umsteigen.

      Ein Teenager bittet die Frei­zeit­eisenbahner prompt: „Können Sie nicht der Deutschen Bahn sagen, wie das geht mit der Pünktlichkeit?!“ Denn die Nostalgiefahrten von Seligenstadt über Prosselsheim, Eisenheim und Escherndorf/Vogelsburg nach Volkach-Ast­heim und zurück macht allein ehrenamtliches Engagement möglich. Zugführer Benz erklärt: „Von Beruf bin ich Beamter im Landratsamt Schweinfurt. Meine Berufung ist, den Zug hier zu steuern.“ In der Saison, die am 1. Mai beginnt, chauffiert er an zwei Tagen im Monat Ausflügler. Die Mainschleifenbahn passiert Äcker, Streuobstwiesen, Weingärten und Auwälder, immer an Sonn- und Feiertagen, jeweils viermal hin und her; zur Federweißen- und Weinlesezeit im September und Oktober auch noch an Samstagen. Wer Angehörigen, Freunden und Geschäftspartnern Außergewöhnliches bieten möchte, kann auch eine Sonderfahrt für unter der Woche buchen. Der Förderverein, dem die Strecke gehört, will erreichen, dass langfristig wieder jeden Tag Züge direkt bis nach Würzburg verkehren, natürlich mit moderner Technik – am liebsten mit einem Hybridzug.

      110 Jahre alte Trasse

      Am 14. Februar 1909, als in Volkach das Hochwasser an die Stadtmauer schwappte, wurde die „Schnellverbindung“ nach Würzburg eröffnet. Über 20 Jahre lang hatte sich ein „Eisenbahn=Comitee“ um diesen Anschluss bemüht. Am 18. Juni 1903 war der Bau genehmigt und am 1. Oktober 1906 wurde er begonnen.

      Grunderwerb, Gleise, Lokomotiven, Waggons und Betriebsgebäude kosteten zusammen 858000 Mark. Zugleiter Hoffmann erzählt  auf seinen Fahrten die Anekdote vom Wirt der Vogelsburg, der 600 Goldmark springen ließ, um einen eigenen Haltepunkt zu bekommen. Der Streckenverlauf wurde weitestgehend dem Gelände angepasst; der größte Kunstbau ist eine acht Meter hohe Brücke. 23 Promille beträgt die Steigung zwischen Ast­heim und Escherndorf, ein Höhenunterschied von 70 Metern auf vier Kilometern. Unter Dampf dauerte die Reise von Volkach nach Würzburg eineinviertel Stunden, in den letzten Betriebsjahren unter der Ägide der Deutschen Bundesbahn bis 1968 gar nur sensationelle 53 Minuten.

      Lediglich für das Teilstück bis Seligenstadt braucht der seit 15 Jahren eingesetzte rote Oldtimer 25 Minuten, Höchstgeschwindigkeit 50 Stundenkilometer. Er quert dabei vier technisch gesicherte Bahnübergänge sowie zwölf Feld- und Fußwege, was er stets mit einem charakteristischen „Gauzen“ ankündigt.

      Vor 25 Jahren formierte sich die Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn (IGM), um das „Volkacher Bähnle“ wiederzubeleben unter dem Motto: Der Schienenweg – eine Option für die Zukunft. Es gelang ihr 1995, den Streckenrückbau zu stoppen. 1999 wurde sie als gemeinnützig anerkannt. 2001 schlossen sich Förderverein, Landkreis Kitzingen, Stadt Volkach, die Märkte Eisenheim, Nordheim und Sommerach, die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (mit Zugführer Benz im Vorstand) zu einer Betriebsgesellschaft zusammen. 2003 fuhr nach fast 4500 freiwilligen Arbeitsstunden für die Streckeninstandsetzung auf der ehemals königlich-bayerischen Nebenbahn erstmals wieder ein Zug. 2011 wurde der Förderverein Eigentümer der erst gepachteten Trasse. Sie gewährt bei klarem Wetter Ausblicke bis zum Zabelstein und Schwanberg.

      Bis 13. Oktober

      Die Jubiläen zu feiern, fehlt laut Fördervereinsvorsitzendem Dr. Christian Oßwald die Zeit. Jeder ist aber willkommen, der sich in die Schar der Aktiven einreihen möchte – als Vegetationspfleger, Mechaniker oder Servicemitarbeiter. Das „Bähnle“ bringt jährlich rund 14000 Gäste in die Orte an der Mainschleife, die diesen 200 000 Euro zusätzlichen Umsatz bescheren. Zum Pflichtprogramm der Touristen gehören ein Bummel durch Volkach, eine Schifffahrt mit der „Undine“ und ein Besuch der „Kartause Astheim“. In 17 Themenräumen mit 600 Kunstwerken aus dem 14. bis 20. Jahrhundert ist hier zu sehen, wie sich die christliche Bildkultur in Liturgie und (Volks-)Frömmigkeit entwickelt hat. Das beliebteste Wanderziel ist Tilman Riemenschneiders Madonna in „Maria im Weingarten“. Vor der Volkacher Mainbrücke beginnt der Quittenlehrpfad von „Mustea“, einem Rekultivierungsprojekt alter Sorten mit feinherbem Geschmack. Mit dessen später Ernte endet auch die Mainschleifenbahnsaison – heuer am 13. Oktober.     

      Bernhard Schneider

      Infos & Adressen

      Förderverein Mainschleifenbahn, „www.mainschleifenbahn.de“, Telefon  0152/02482125. Touristinformation Volkach, „www. volkach.de“, ­Telefon 09381/401-12. Fränkische Personen-Schifffahrt, „www.mainschifffahrt.info“, Telefon 09381/71088-0. Museum Kartause Astheim, „www.museen.bistum-wuerzburg.de/astheim/info.htm“, Telefon 0931/ 386-65600. Quittenlehrpfad (Beginn Am Kloster 24), „www.quittenlehrpfad.de“.