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      Gottesdienst zum 150-jährigen Bestehen der Blindeninstitutsstiftung

      Riechen, hören, sehen und fühlen

      Gottesdienst zum 150-jährigen Bestehen der Blindeninstitutsstiftung
      Würzburg. Farbige Tücher, Seifenblasen und Sternenfeuer: Im Würzburger Dom war jede Menge los, als die Blindeninstitutsstiftung dort mit einem Jubiläumsgottesdienst ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert hat. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erlebten mit ihren Eltern und Betreuern ein buntes Fest.
       
      Zehn Uhr. Die Orgel beginnt. Feierlich ziehen Weihbischof Helmut Bauer, der evangelische Dekan Dr. Günter Breitenbach und Pfarrer Hans-Dietrich Nehring durch den Mittelgang in den Dom ein. Der Weihbischof lächelt, grüßt nach rechts und nach links und zeichnet mit dem Daumen den Kindern ein Kreuzzeichen auf die Stirne. Soweit ist das nicht außergewöhnlich. Auch andere Gottesdienste beginnen auf diese Art und Weise.
      Doch dann tritt ein Mann im grauen Jackett ans Mikrofon, er erzählt vom Geburtstagsfest des Blindeninstituts und dass bei einer solchen Feier Gäste sehr wichtig seien. „Wir wollen die Gäste mit einem großen Applaus begrüßen“, ruft der Mann. Noch im selben Moment setzt lauter Beifall ein. Kein höflicher, reservierter Beifall. Es ist ein begeistertes Klatschen, vermischt mit dem Lachen einiger Kinder. Und spätestens jetzt ist klar: Dieser Gottesdienst wird anders sein wie gewohnt.
      Der Mann am Mikrofon ist Johannes Spielmann, Pastoralassistent bei der Blindeninstitutsstiftung. Bei einer früheren Gelegenheit hat er einmal gesagt: „Für die Kinder muss man eine andere Form von Sprache finden. Sie sollen die Welt über alle Sinne begreifen.“ Und genau das passiert nun: Die zumeist mehrfach behinderten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen riechen, sehen, hören und fühlen die Feier.
      Zum Beispiel den Klang der Didgeridoos, der Blasinstrumente der australischen Ureinwohner also. Während Spielmann aus der Genesis liest, pusten Mitarbeiter des Blindeninstituts in die langen, röhrenförmigen Instrumente. Tiefe Töne dröhnen durchs Gotteshaus, sie symbolisieren die Dunkelheit auf der Erde. Beinahe hat man den Eindruck, als würden die Klänge im Magen nachhallen. Wer die Instrumentalisten nicht auf den ersten Blick entdeckt, sieht sich um, dreht den Kopf und sucht.
      Heiter und verspielt ist die Atmosphäre, als Spielmann berichtet, wie Pflanzen spriesen, wachsen und sich nach der Sonne strecken. Diesmal ist es eine Flöte, welche die biblische Erzählung verdeutlichen soll. Munter und fröhlich. Wie auch die bunten Tücher, die später durchs Kirchenschiff flattern. „Die ganze Erde fängt zu blühen an – in den wunderschönsten Farben“, erzählt der Pastoralassistent am Mikrofon. Wenn Spielmann spricht, dann tut er das langsam und sehr deutlich. Er betont jedes Wort. Alle sollen alles mitbekommen. Auch diejenigen, die scheinbar abwesend in ihren Rollstühlen sitzen. Denn manchmal huscht ein Lächeln durch ihre Gesichter – sie freuen sich. Sei es wegen der Sternenfeuer, die leuchten und nach Wärme duften. Oder aber wegen der Seifenblasen.
      Die fliegen schillernd und sacht durch den Dom. „Am letzten Tag der Schöpfung ruht Gott aus“, hatte Spielmann zuvor gelesen. „Er ist einfach nur da. Die Schönheit der Schöpfung genießend, jeden Augenblick, jeden Atemzug. Ganz daseiend – so wie die Seifenblase ganz im Augenblick da ist. Und alles ist sehr, sehr gut.“
      Einige der Seifenblasen sind groß, und es scheint, als könnten sie ihre Form kaum halten. Während sie in der Luft pendeln, verziehen sie sich immer wieder. Andere, die kleinen, schweben als runde Kugeln dicht über den Köpfen. Später, nachdem sie am Boden geplatzt sind, werden sie kleine feuchte Fleckchen zurücklassen. Doch auch sie sind getrocknet, bevor Weihbischof Bauer, Dekan Breitenbach und Pfarrer Nehring gemeinsam das Segensgebet sprechen.
      11.30 Uhr. Die Orgel spielt noch einmal. Feierlich ziehen Weihbischof, Dekan und Pfarrer durch den Mittelgang aus dem Dom. Und ein nicht ganz gewöhnlicher Gottesdienst geht zu Ende.
       
      Wann, was, wo?
      Mit einem Aufruf in der Gemeinnützigen Wochenschrift hat im Oktober 1852 die Geschichte der Blindeninstitutsstiftung begonnen. Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg kündigte darin einen Gedichtband an, dessen Erlös an die „in unserem Kreis lebenden Blinden“ gehen sollte. 1400 Gulden kamen zusammen, und am 19. April 1853 konstituierte sich unter der Vorstandschaft des Grafen ein Verein, der den Blindenunterricht fördern und eine Beschäftigungsanstalt gründen wollte. Mit sechs Kindern begann schließlich der Unterricht. Mitlerweile ist das Institut mit seiner Verwaltung, der Schule, dem Heim und den Räumen für Therapie, Hauswirtschaft und Technik in der Würzburger Ohmstraße untergebracht. Dort leben zirka 350 Kinder und 200 Erwachsene, die von rund 900 Angestellten betreut werden.