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      Respekt und Gastfreundschaft

      Luftiges, warmes Brot aus Kichererbsenmehl und Kartoffeln, dazu Gewürztee mit Milch – wer sich am Abend des 30. November auf den Weg in den „Gurdwara Gobind Sager“, die Versammlungs- und Gebetsstätte der Sikhs in der Werner-von-Siemens-Straße 53 in Würzburg gemacht hatte, durfte sich erst einmal stärken.

      Zu der Veranstaltung eingeladen hatten die Domschule, das Rudolf-Alexander-Schröder-Haus und das Referat Interreligiöser Dialog und Weltanschauungsfragen der Diözese.

      „Fokus Religionen“ heißt die neue ökumenische Veranstaltungsreihe. Sie stellt nicht nur die großen Weltreligionen und ihre Themen vor, sondern auch kleinere Gruppierungen wie die Sikhs. 25 bis 27 Millionen Menschen gehören der im 15. Jahrhundert von Guru Nanak Dev im indischen Punjab gegründeten Religionsgemeinschaft an. In Deutschland gibt es über 25000 Sikhs. Ungefähr 35 von ihnen versammeln sich jeden Sonntag im Würzburger Gurdwara.

      Ins Gespräch kommen

      Dank für die Gastfreundschaft überbrachte Domschuldirektor Dr. Rainer Dvorak auch im Namen der erkrankten Direktorin des Schröder-Hauses, Dr. Anni Hentschel: „Wir wollen nicht nur mit Experten und Wissenschaftlern über andere Religionen diskutieren, sondern mit den Gläubigen selbst ins Gespräch kommen und von ihnen erfahren, wie sie leben und was sie bewegt.“

      Mit Herzlichkeit und spürbarer Begeisterung führte Teja Singh Chawla die Besucher durch den Gurdwara. Schon zu Beginn der Veranstaltung hatten die Gäste ihre Schuhe ausgezogen und den Kopf mit einem Tuch bedeckt; vor dem Betreten der Gebetsstätte wu schen sich alle die Hände. „Diese Maßnahmen dienen einerseits der Hygiene, andererseits sind sie Ausdruck unseres tiefen Respekts und unserer Liebe zu Gott“, erklärte Singh Chawla.

      Der pensionierte Diplomingenieur kam bereits zu Beginn der 1960er Jahre aus Indien zum Studium nach Deutschland, ist mit einer Deutschen verheiratet und hat zwei Töchter. „Meine Frau ist Prädikantin in der evangelischen Kirche und meine beiden Töchter sind ebenfalls evangelisch“, sagte er. Es habe nie zur Debatte gestanden, dass seine Frau ihren Glauben wechselt. „Für uns Sikhs haben alle Religionen den gleichen Wert; wir missionieren nicht.“

      Das heilige Buch

      Im Zentrum des prächtig verzierten Schreins im Gurdwara ruht unter einem Baldachin ein Exemplar des heiligen Buchs der Sikhs, des Guru Granth Sahib. Gobind Singh, der zehnte und letzte Nachfolger des Religionsgründers Nanak Dev, hatte im Jahr 1708 auf die Frage nach seiner eigenen Nachfolge die heilige Schrift, eine Sammlung von Hymnen und Dichtungen verschiedener Heiliger, zum ewigen Guru (Lehrer) erklärt. Täglich darin zu lesen sei ihm unentbehrlich, erklärte Singh Chawla: „Wenn ich Sorgen habe, sehe ich danach klarer.“

      Die Frage nach den zentralen Glaubensprinzipien der Sikh-Religion beantwortete er prägnant: „Ehrlich sein Geld verdienen, beten, und mit den Bedürftigen teilen, was man hat.“ Alle Menschen seien vor Gott gleich, Männer und Frauen selbstverständlich gleichberechtigt. Lobpreis und Gebet seien das würdigste Tun, doch dürfe das Leben auch genossen werden. Zeichen und Schmuck der Sikhs, wie der auffällige Turban, der metallene Armreif und der Dolch, symbolisierten die Ehrfurcht vor Gott und die ewige Verbindung zu ihm sowie das beherzte Eintreten für Schwächere. Der Religionsgründer habe deutlich gemacht, dass es keine Menschenrassen, sondern nur eine Menschheit gebe. Dafür stehe auch das Ik Onkar, ein Schriftzeichen, das die göttliche Einheit symbolisiert. „Wenn wir das wirklich begreifen, gibt es keine Probleme mehr auf der Welt“, betont Singh Chawla.

      Wer nun neugierig auf die Würzburger Sikh-Gemeinschaft geworden ist, muss übrigens nicht auf eine offizielle Veranstaltung warten, um sie kennenzulernen. Jeden Sonntag stehen die Türen des Gurdwara in der Werner-von-Siemens-Straße nicht nur den Gläubigen, sondern allen Interessierten offen. Wer mag, kann bereits zum Frühstück kommen, zur mittäglichen Gebetszeit, oder auch erst zum gemeinsamen Essen ab 14:30 Uhr. 

       Karen A. Braun