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      Eine fränkische Tradition seit 1738

      Remlingen und der Eierlauf

      Gräfin Dorothea Renata von Castell-Remlingen beschenkte die Jugend von Remlingen Ostern 1738 zum ersten Mal reich mit Eiern. Dafür verzichtete sie auf einen Teil des Zehnten, eine Abgabe des Volks an Adel und Klerus. Die Dorfjugend sollte mit den Eiern ein Fest ausrichten. Daraus entwickelte sich der Eierlauf, ein Brauch, der bis auf den heutigen Tag praktiziert wird.

      An der Spitze der Dorfjugend stehen seit jeher der „Eierlaufsbürgermeister“ und sein „Gremium“, kurzum: die Organisatoren. Teilnehmen dürfen junge Burschen ab etwa 15 bis 16 Jahren, die ledig und „unbescholten“ sind. Heute würde man wohl sagen „nicht vorbestraft“. Die Burschen treffen sich am Morgen des Ostermontags am Marktplatz. Von hier ziehen sie durchs Dorf und sammeln bei den Bürgern Spenden für das Fest. Das sind meistens Eier, es können aber auch mal ein Getränk oder eine spontane Einladung zur Brotzeitplatte an der Tür sein. Am Mittag gehts weiter zum Sportplatz, heute noch Zehntberg genannt, wo dann das eigentliche Fest stattfindet.

      So funktioniert es

      Per Los werden ein Sammler und ein Läufer ausgewählt.  Der Läufer muss zu einem 2,13 Kilometer entfernten Stein rennen. Auf dem zerschlägt er dann ein Ei. Dann läuft er wieder an den Ausgangspunkt zurück. Der Sammler hingegen muss in der Zeit Eier sammeln. Diese werden in einer Reihe in je zwei Fuß (62 Zentimeter) Abstand ausgelegt. Die Regel schreibt vor, jedes Ei einzeln einzusammeln und zu einem Korb am Startpunkt zu bringen. Wer zuerst fertig ist gewinnt den Wettkampf und hat den Rest des Tages „zechfrei“. Damals wie heute gibt es nach dem Lauf eine Tanzveranstaltung, die von Sammler und Läufer mit ihren Angebeteten eröffnet wird. Zechen gehöre eben auch zur Tradition, meint der aktuelle Eierlaufsbürgermeister Johannes Wehr. „Man hat da schon immer was getrunken. Aber man darf es nicht übertreiben. Es ist schließlich eine Ehre mitzumachen.“ Den jungen Remlingern sei ihre Tradition wichtig, sagt der 23-Jährige. In Remlingen gebe es keine Kirchweihjugend wie in vielen anderen Orten, stattdessen habe man den Eierlauf. Er selbst sei schon als Bub mit seinen Eltern auf das Fest gegangen, erzählt er. Mit 15 habe er zum erten Mal an dem Lauf teilgenommen. „Es gehört sich halt einfach so“, kürzt es Wehr ab. Früher sei freilich einiges anders gewesen. „Zum Fest ist man im Anzug und mit Anzugsschuhen gekommen.“ Heute sei man lockerer gekleidet – beispielsweise im offiziellen Eierlauf-Polo-Shirt. Nach dem Fest ging man früher in Grüppchen in die Wirthäuser, heute wird ein Festzelt aufgestellt.

      Auch in Zukunft

      Der Eierlauf werde auch heute noch von fast allen Jugendlichen getragen, sagt Wehr. Das sei wichtig in einer Zeit, in der Vereine oft Nachwuchssorgen hätten. Es gehe um Gemeinschaft. Alle jungen Leute des Dorfes kämen vereinsübergreifend zusammen, um eine gemeinsame Tradition zu pflegen, freut sich Wehr. Auch wenn junge Frauen nicht am Lauf teilnehmen dürften, gehörten sie genauso zur Dorfjugend dazu, wie junge Männer, unterstreicht der junge Bürgermeister. Sie feierten trotzdem gerne mit oder würden bei der Organisation helfen. Bei den Burschen sei das Interesse am Wettkampf einfach größer. Außerdem halte man sich an die Tradition. In diesem Jahr muss der Lauf wegen Corona ausfallen. Wehr ist sich aber sicher, die Tradition wird es auch in Zukunft geben: „Ich glaube, dass auch meine Kinder noch am Lauf teilnehmen werden“, sagt der Eierlaufsbürgermeister.     

      Raphael Schlimbach