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      In Oberammergau bringt Regisseur Christian Stückl Jugendlichen die Leidensgeschichte Jesu näher

      Passionsspiele mit Aftershow-Party

      Die Oberammergauer Passionsspiele können auf eine fast 400-jährige Geschichte zurückblicken, doch eines hat es bislang noch nie gegeben: Jugendtage. Spielleiter Christian Stückl hat sie ins Leben gerufen. Er will jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 28 Jahren die auf der Bühne des Oberammergauer Passionstheaters dargestellte Leidensgeschichte Jesu näherbringen.

      So fanden vom 7. bis 8. Mai – noch vor der eigentlichen Premiere der Passionsspiele – erstmals Jugendtage mit tausenden Besuchern aus aller Welt und einem umfassenden Rahmenprogramm statt. Bei Mariendarstellerin Eva-Maria Reiser und den anderen Darstellerinnen und Darstellern war die Vorfreude auf die Jugendtage riesig. „Es ist so wichtig, dass das Passionsspiel von einem verstaubten Image wegkommt. Wir wollen zeigen, dass das Spiel nicht nur für Leute über 60 interessant ist. Es ist total schön, so viele junge Menschen zu sehen, die wir für das Theater und für die Geschichte begeistern können. Ich hoffe, die Jugendtage werden künftig beibehalten und weiter ausgebaut!“, meint die 37-jährige Reiser.

      Pannen bei der Passion

      Vor der eigentlichen Passionsaufführung bekamen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Einführung in das Stück durch Regisseur Christian Stückl, der in unterhaltsamer Weise die Geschichte des Passionsspiels, die Veränderungen am Text und am Bühnenbild zusammenfasste. Stückl zählte nicht nur Fakten auf, sondern erzählte auch über seine persönliche Verbindung zu den Passionsspielen, von den Schwierigkeiten und dem Hass, der ihm entgegenschlug, als er 1987 mit gerade einmal 26 Jahren zum Spielleiter gewählt wurde und zahlreiche Änderungen vornahm. Ihm ist es zu verdanken, dass heute nicht nur Katholiken als Darsteller, Musiker und Sänger mitwirken dürfen.

      Spielberechtigt sind alle, die in Oberammergau geboren sind oder seit mindestens 20 Jahren dort wohnen – unabhängig von ihrer Konfession oder gar Religion. Stückl ging anschließend eloquent und locker auf Fragen der Jugendlichen ein und erzählte die ein oder andere Anekdote, mit der er die Anwesenden zum Lachen und Applaudieren brachte. Selbst einige Pannen bei den Passionsspielaufführungen gab Stückl zum Besten: „Meinem Großvater ist auf der Bühne mal das Gebiss aus dem Mund gefallen und ich selber habe bei einem Sprung in den Orchestergraben drei Geigen fast erschlagen und mir die Bänder angeknackst.“

      Würzburger in Oberammergau

      Die Kirchliche Jugendarbeit (kja) der Diözese Würzburg besuchte zusammen mit Diözesanjugendseelsorger Stephan Schwab und einer etwa 25-köpfigen Gruppe die Jugendtage in diesem Jahr. Trotz andauernden Regenwetters zeigten sich die Teilnehmer nach der fünfstündigen Vorstellung – unterbrochen von einer dreistündigen Pause – zutiefst beeindruckt und begeistert von der Mischung aus Schauspiel, Musik und alttestamentlichen Lebenden Bildern.

      „Eine der stärksten Szenen war das Abendmahl. Mir hat es gefallen, dass mit den hebräischen Gebeten deutlich gemacht wurde, dass Jesus Jude war und keine Eucharistie gefeiert hat. Aber auch die Pietà habe ich als sehr anrührend empfunden“, so Schwab. Besonders gut kam die stimmige Kombination verschiedenster Bibelstellen an, die nicht nur die letzten drei Tage im Leben Jesu wiedergaben, sondern auch einen Rückblick auf sein bisheriges Leben und Lehren ermöglichten.

      Der langanhaltende Applaus des gesamten Publikums nach Vorstellungsende und die anerkennenden Bemerkungen, die im ganzen Passionstheater zu hören waren, zeugten durchweg von einer positiven Wirkung des Dargestellten auf die jungen Leute. Im Anschluss an die Vorstellung fand im großen Zelt neben dem Theater eine Podiumsdiskussion mit dem Spielleiter, dem musikalischen Leiter Markus Zwink und einigen Darstellern statt. Sie beantworteten mit Witz und Charme die offenen Fragen der Zuschauer.

      In den Dialog treten

      Um ein gegenseitiges Kennenlernen der Jugendlichen zu ermöglichen, gab es außerdem noch eine Aftershow-Party mit Musik bis spät in die Nacht hinein. Am nächsten Tag wurden ein jüdisches Morgengebet im Passionstheater und ein Food-Court „Around the World“ angeboten. Die evangelische und katholische Kirche in Oberammergau organisierten ein Programm mit verschiedenen Gebetsräumen und Begegnungsorten, eine Action-Bound-Tour durch den Ort, Fackelwanderungen zur von König Ludwig II. gestifteten Kreuzigungsgruppe, eine Gebetsmauer und Lichtinstallation in der Pfarrkirche und verschiedene thematisch an der Passion orientierte Führungen.

      Für die Würzburger Reisegruppe ging es nach einem gemeinsamen Gottesdienst in der Unterammergauer Wallfahrtskirche „Kappel“ wieder zurück in die Heimat. Auch ein Abstecher zur Benediktinerabtei Ettal, samt Führung in der dortigen Destillerie, stand zuvor noch auf ihrem Programm.

      Spielleiter Christian Stückl zog bei der abendlichen Podiumsdiskussion sein Resümee zu den Jugendtagen: „Ich will mit der Passionsgeschichte niemanden zum Glauben zwingen, aber ich will zur Auseinandersetzung damit anregen. Ich will, dass ihr diskutiert und darüber redet. Das ist ja offenbar gelungen, denn ihr seid hier und sitzt selbst nach fünf Stunden Aufführung immer noch da und teilt eure Gedanken miteinander.“

      Beatrice Petrik