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      Pädagogisch eine tolle Geschichte

      Tok, tok, tok – es klingt hohl, als Klaus Wetz mit seiner Rechten beherzt an den grauen Nistkasten klopft. Nichts rührt sich. Alle Bewohner der Brutstätte scheinen ausgeflogen. Behutsam nimmt Wetz den Deckel ab. Er streckt sich und wirft einen Blick in den Nistkasten, bevor er mit der linken Hand hineinfasst.

      Moos und ein paar Tierhaare hält Wetz in der Hand, als er langsam von der Leiter steigt. „Hier hat eine Blaumeise gelebt“, erklärt Daniel Scheffler beim Anblick der Nestreste. Als Vogelkundler kennt sich der 40-Jährige in der Natur gut aus. Dabei ist er auf dem Heimathof Simonshof des Diözesan-Caritasverbandes eigentlich als Arbeitsanleiter in der Küche beschäftigt. Doch aus seinem privaten Interesse für Naturschutz heraus wollte der Koch die Lebensbedingungen für bedrohte Tierarten an seiner Arbeitsstelle verbessern. Daraus entwickelte sich dann, mit dem Hintergedanken, dass dieses Thema auch viele Bewohner interessieren könnte, vor zehn Jahren der Arbeitskreis Naturschutz (AKN).

      Alte Erinnerungen

      Albrecht Euring, Leiter des Simonshofs, war von der Idee von Anfang an begeistert. Ein Grund war die Lage der Einrichtung. „Aufgrund dessen, dass wir mitten in der Natur sind, gibt es bestimmte Dinge, die hier am Simonshof einzigartig sind“, erklärt Euring. So etwa der Bestand an Mehlschwalben, den der AKN seit seiner Gründung zu erhalten versucht. Ein weiteres Argument war die Geschichte des Anwesens. Bis in die 1990er Jahre hinein hatten die Bewohner die landwirtschaftlichen Flächen bewirtschaftet.

      Diese Naturverbundenheit wollte Euring weiter erhalten. „Ich bin schon als kleiner Junge draußen rumgestreunt“, erinnert sich Bewohner Hermann Sperber, während er die Leiter festhält, auf der Wetz gerade noch stand. Neben Wetz ist Sperber das zweite Mitglied des AKN, das am heutigen Arbeitseinsatz teilnimmt. Mit Arbeitsanleiter Scheffler wollen die beiden Bewohner die Nistkästen auf dem Gelände des Simonshofs säubern und winterfest machen. viel abwechslung Auch heute ist Sperber noch eng mit der Natur verbunden und gerne im Freien. Regelmäßig füttert der 76-Jährige die Enten am Teich des Simonshofs oder legt Vogelfutter auf die Fensterbank seines Zimmers.

      Oft erzählt er Scheffler dann beim Mittagessen, welche Vögel er an seinem Fenster beobachtet hat. „Insgesamt sind die älteren Bewohner sehr naturverbunden“, sagt Scheffler. Der AKN komme daher gut bei ihnen an – und das, obwohl die Treffen in der Freizeit stattfinden. Teils seien mehr als zehn Bewohner zu den Arbeitseinsätzen gekommen. Einer, der in den letzten zehn Jahren kein einziges Treffen des AKN versäumt hat, ist Klaus Wetz.

      Der 68-Jährige ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises. Einige der Nistkästen, die heute gesäubert werden, hat er selbst gebaut. Und genau das mag er am AKN: die Abwechslung. Ob Basteln in der Werkstatt, Bauarbeiten im Freien oder Kontrollspaziergänge – immer wieder sei etwas anderes geboten. „Es ist pädagogisch eine tolle Geschichte“, ordnet Stefan Gerhard, Bereichsleiter der Wohnsitzlosenhilfe am Simonshof, das Projekt AKN ein. „Die Klienten sind eigentlich Hilfeempfänger. Aber so sind sie plötzlich Helfer. Sie wechseln die Rolle.“ Das gäbe ihnen Bestätigung. Gleichzeitig würden durch das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt, wie etwa dem Insektenhotel, das der AKN gebaut und aufgestellt hat, auch soziale Fähigkeiten geschult, Teamwork gefördert.

      Das sei für eine spätere Wiedereingliederung in die Gesellschaft wichtig. Die Bewohner des Simonshofs hätten individuell mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen, erzählt Gerhard. Da sei es ein Erfolg, wenn manche über Jahre zuverlässig an einem Projekt wie dem AKN mitarbeiten. Daniel Scheffler gibt als Verantwortlicher des AKN auch immer wieder Rückmeldung an die Bereichsleitung, wie die Treffen ablaufen. So sieht man laut Gerhard bei manchen Bewohnern im AKN plötzlich Fähigkeiten, die etwa bei der Arbeit in den verschiedenen Werkstätten des Simonshofs nicht sichtbar wurden.

      Neues Zuhause

      Inzwischen steht Arbeitsanleiter Scheffler mit den beiden AK-Mitgliedern auf der Streuobstwiese hinter der Einrichtung. Prüfend betrachten die drei Männer den Baum vor sich, bevor sie schließlich alle nicken. Hier wollen sie den mitgebrachten Fledermauskasten aufhängen. Scheffler lehnt die Leiter an den Baum und fängt an hinauf zu klettern. Von unten reicht ihm der 76-jährige Sperber die nötigen Dinge an: Nagel, Hammer, Nistkasten. Ein paar feste Hammerschläge, schon haben die Fledermäuse des Simonshofs ein neues Zuhause.

      Nur ein paar Schritte entfernt hat der AKN vor einiger Zeit eine Röhre als Behausung für einen Steinkauz befestigt. Als die Mitglieder anklopfen, tut sich nichts. Behutsam leuchtet Scheffler mit seiner Taschenlampe hinein. Sein Blick fällt auf ein paar schwarze Federn. Er pickt sie heraus, um sie Wetz und Sperber zu zeigen. Es muss das Gefieder einer Amsel sein, da sind die drei sich schnell einig. Doch die Federn verraten noch mehr. Beim genauen Hinsehen stellt Sperber fest, dass die Federn wie abgebissen aussehen. Ob wohl ein Marder die Amsel gefangen und in der Röhre des Steinkauzes verspeist hat?

      Die AK-Mitglieder malen sich aus, wie der Jäger die Amsel an der nahegelegenen Hecke in der Dämmerung überrascht hat.

      Mit Erfolg belohnt

      Auf dem Rückweg von der Streuobstwiese klettern die drei noch kurz auf den Dachboden einer Scheune. Dort steht ein Eulenkasten des AKN. Als Scheffler den Deckel hebt, gibt es Grund zur Freude: Hier wurde über den Sommer eindeutig gebrütet. Mit diesen guten Neuigkeiten endet der heutige Arbeitseinsatz.

      Das nächste Projekt für den AKN hat Scheffler bereits jetzt ins Auge gefasst. Im Frühjahr will er eine Lehmpfütze für die Schwalben bauen. Klaus Wetz und Hermann Sperber haben ihre Hilfe schon zugesagt. Bereichsleiter Stefan Gerhard freut sich schon jetzt, wenn bei schönerem Wetter auch wieder mehr Teilnehmer zu den Treffen des AKN kommen und fleißig mithelfen. Denn mit dem Arbeitskreis „kann man Leute zusammenbringen, die sich sonst auf dem Gang gestritten haben. Plötzlich zeigen sie gemeinsame Interessen“.     

      Victoria Förster

      Heimathof Simonshof

      Der Heimathof Simonshof in Bastheim (Dekanat Bad Neustadt) ist eine soziale Einrichtung des Caritasverbandes der Diözese Würzburg. Er ist Wohnort mit Perspektive für Menschen in besonderen Lebenslagen. Der Aufenthalt dort ist freiwillig. Im Fachbereich Wohnsitzlosenhilfe bietet der Simonshof Männern ambulante und stationäre Hilfe durch Versorgung, Beratung und Betreuung. Dabei ist es das Ziel, die persönliche Fertigkeiten der Bewohner zu trainieren und ihnen – wenn möglich – die Fähigkeit zu vermitteln, erneut ein eigenständiges Leben zu wagen. Personen, denen solches nicht mehr möglich ist, erhalten im Rahmen der Beheimatung einen Platz fürs Leben. Außerdem bietet die Einrichtung Durchwanderern die Gelegenheit, das Angebot des Simonshofs kennenzulernen. Sie erhalten eine Übernachtungsmöglichkeit mit entsprechender Versorgung. Neben der Wohnsitzlosenhilfe mit ihren Werkstätten und Wohngruppen befindet sich auf dem Gelände ein Alten- und Pflegeheim. In diesem lebt etwa die Hälfte der derzeit rund 190 Bewohner des Simonshofs.