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Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

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      Ostern bedeutet eines nicht: Weiter wie bisher

      Auch das Osterfest wird anders sein und vielleicht ebenfalls intensiver, näher am Kern, an der zentralen Botschaft: Auferstehung.

      Zeiten des Verzichts haben schon von jeher dazu gedient, den Alltag zu unterbrechen, aus Gewohnheiten auszusteigen, sich auf das Wesentliche zu besinnen, die Perspektive zu wechseln und so Erkenntnisse über sich, über andere, über das Leben zu gewinnen. Auch das Aufdecken von Schwächen und Fehlverhalten und die aus dieser Erkenntnis resultierende Bereitschaft zu Umkehr und Verhaltensänderung gehören dazu. So soll es der Christ auch in den 40 Tagen der Fastenzeit vor Ostern halten.  

      Was der Kirche kaum mehr gelingt, nämlich ihre Schäfchen wenigstens für begrenzte Zeit auf konformes Verhalten und das Einhalten von Geboten und Verboten zu verpflichten, das hat in diesem Jahr die staatliche Obrigkeit geschafft. Die Wochen vor Ostern sind in diesem Jahr für die ganze Nation zu einer Zeit der Einschränkung und des Verzichts geworden. Der staatlich verordnete Ausstieg aus dem immerwährenden „Weiter so“ des Alltagsbetriebs und seiner vermeintlichen Notwendig­keiten hat entschleunigt, Gewissheiten in Frage gestellt, das Leben der meisten von heute auf morgen verändert. Hat diese vom Staat verordnete „Fastenzeit“ somit ebenfalls Ausstiege aus Gewohntem, Perspektivwechsel, Besinnung auf Wesentliches, Erkenntnis von Schwachstellen und sogar Verhaltensänderungen zur Folge?

      Natürlich sind auch Schattenseiten zutage getreten: diejenigen etwa, die sich bereichern oder profilieren wollen; Uneinsichtige und Verharmloser einerseits, Denunzianten und Menschen, die Misstrauen schüren und Panik verbreiten, andererseits ... Doch scheint das Positive zu überwiegen. Das fängt schon bei den Nachrichten an, wenn etwa der Grundsatz, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten seien, nicht mehr uneingeschränkt gilt. Die Frage ist, ob solche Entwicklungen Bestand haben, wenn die Krise überstanden sein wird?

      Werden etwa die Einsicht, wie fragil unser Weltwirtschaftssystem ist, welche fatalen Folgen ausgelagerte Billigproduktion und Verzicht auf Lagerhaltung haben können, zu Konsequenzen führen?

      Oder wird die jetzt schmerzende Erfahrung, welchen Preis das „immer schneller – immer mehr – immer billiger“ hat, denn vergessen sein, werden wieder Wachstum, Gewinnmaximierung und Börsenkurse die maßgeblichen Leitlinien wirtschaftlichen und politischen Handelns sein?  

      Wird es Konsequenzen haben, dass offenbar meist vergleichsweise mäßig entlohnte Berufsgruppen wie Pflegekräfte, Zusteller, Müllwerker, Kassiererinnen oder Erntehelfer für die Sicherung der Grundfunktionen unserer Gesellschaft unverzichtbarer sind als hochdotierte Manager?

      Wird die derzeit vielfach geäußerte Wertschätzung für sie die Krise überdauern oder nur Lippenbekenntnis bleiben?

      Werden Gemeinsinn und Verantwortungsbereitschaft, Kreativität und Hilfsbereitschaft, wie wir sie seit Wochen erleben, die Gesellschaft künftig stärker prägen als in der Vergangenheit? Wird der sorgende Blick auf den anderen, den gerade die Isolation bei vielen geschärft hat, die Krise überdauern?

      Wie wird es mit der internationalen Solidarität weitergehen – in Europa und weltweit? Selbst angesichts einer akuten weltweiten Bedrohung war es nur mit großen Anlaufschwierigkeiten gelungen, wenigstens ein Minimum an nationale Grenzen überschreitender Solidarität zu entwickeln. Ungerechtigkeit und Armut, die weltweiten Flüchtlingsströme und ihre Ursachen sowie der ­Klimawandel – Herausforderungen, deren Bewältigung nicht weniger dringend und überlebenswichtig ist, als der Kampf gegen den Corona-Virus – erfordern die Überwindung nationalstaatlichen Denkens.

      Und die Kirche?  Da hat sich gezeigt, wie unverzichtbar einerseits mediale Kommunikationswege und Medienarbeit heute sind, wie unverzichtbar aber andererseits personale Kommunikation und Nähe zum Menschen. Da hat sich beispielsweise gezeigt, wie lebendig und kreativ Kirche als Hauskirche sein kann – jenseits jeglicher Ämterstruktur. ­Welche Schlüsse wird man daraus ziehen?

      Die Vorbereitung auf Ostern war in diesem Jahr nicht nur anders, sondern – trotz des Verbots öffentlicher Gottesdienste – für viele intensiver als gewohnt. Auch das Osterfest wird anders sein und vielleicht ebenfalls intensiver, näher am Kern, an der zentralen Botschaft: Auferstehung. Und das heißt: Neuanfang – auch nach aussichtslos erscheinender Lage. So steht Ostern für Hoffnung und für Wandel. ­Eines bedeutet Ostern bestimmt nicht: ­Weiter wie bisher.    

      Wolfgang Bullin