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Nur treuhänderisch verwaltet
Zwei Themen – das musste ich gleich zu Beginn meiner Ausbildung lernen – sind besonders heikel, erfordern besonderes Fingerspitzengefühl, wenn man im kirchlichen Umfeld journalistisch tätig ist: Sexualität und Geld. Dass diese Themen sich eignen, Skandalgeschichten daraus zu stricken, ist die andere Seite der Medaille; jüngstes Beispiel dafür ist der „Finanzskandal“ im Bistum Eichstätt (siehe dazu Seite 10).
Bei aller berechtigten Kritik etwa an fehlender Kontrolle seitens des Bistums, an mangelnder Kompetenz oder Transparenz, die solches Verhalten überhaupt erst möglich gemacht haben, darf man nicht vergessen, dass die Aufdeckung der Affäre nicht von außerhalb gekommen ist. Die von der Bistumsleitung angestoßene Durchleuchtung der diözesanen Finanzstruktur im Zuge der Transparenzoffensive der deutschen Bischöfe hat die Veruntreuung ans Tageslicht gebracht. Auch wurde nichts vertuscht oder verschleiert. Damit sollen Fehlverhalten und Missstände keineswegs klein geredet werden. Aber es handelt sich in keinster Weise um systematischen, von ganz oben initiierten oder zumindest gedeckten Betrug wie etwa in der Automobilbranche.
Dennoch ist das Ansehen der Kirche beschädigt, das Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland insgesamt, auch wenn es „nur“ um das Bistum Eichstätt geht. Solche Differenzierungen macht die säkulare Öffentlichkeit nicht (mehr). Was heißt das nun für die katholische Kirche in Deutschland? Den Kurs der Offenheit in Sachen Finanzen unbedingt fortsetzen; Kontrollmechanismen und Mitsprache des Kirchenvolkes ausbauen mit der Maxime, dass Fachkompetenz wichtiger ist als Weihehierarchie; über Modelle einer zeitgemäßeren Struktur der Verwaltung und auch der Verteilung der Finanzen nachdenken. Dabei muss stets bewusst sein, dass es um treuhänderisch verwaltetes Geld geht. Auch wenn, was leichtfertigen Umgang mit anvertrautem Geld betrifft, derzeit ganz andere die Spitzenplätze belegen.
WOLFGANG BULLIN