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      Die Organistenausbildung im Bistum: Stadt-Land-Gefälle und Türöffner zur Kirche

      Notstand auf der Orgelempore?

      Das Stadt-Land-Gefälle und der Datenschutz – das sind eigentlich momentan unsere Hauptprobleme, was das Orgelspiel im Bistum angeht“, bringt es Gregor Frede auf den Punkt. Seit 1986 bekleidet er die Position des Diözesankirchenmusikdirektors im Bistum Würzburg. Und als solcher ist er verantwortlich dafür, dass in möglichst jeder Gemeinde jemand Orgel spielt. Und am liebsten auch noch ein Chor oder eine Schola singt. Kann das funktionieren, in einer Zeit, in der immer weniger Menschen in die Kirchen kommen – und deshalb auch immer weniger Kinder und Jugendliche Orgel spielen möchten?

      Ja, sagt Frede, zumindest meistens. Freilich: Als er vor 33 Jahren sein Amt angetreten hat, seien es 600 Orgelschüler gewesen – heute noch knapp 240, erzählt er – bei 1200 bis 1300 Spieltischen im Bistum. „Wir haben zur Zeit um die 1400 aktive Organisten. Das ist noch immer nicht schlecht.” Zwar seien es insgesamt weniger Gottesdienste geworden, die bespielt werden müssten, aber dafür seien die Anforderungen gestiegen, „weil die Zelebranten, die früher sehr viel vorgegeben haben, immer weniger machen“.

      Der Organist muss also beispielsweise auch mal ein Ensemble oder eine Schola zusammenstellen, einen Sänger oder Trompeter engagieren, und also eigentlich nicht nur ein guter Musiker, sondern auch noch ein guter Organisator und Motivator für andere sein. Zum Glück sei das Niveau der Organisten im Bistum aber auch sehr hoch. „Und wir helfen auch immer, etwa Noten zu organisieren, Dinge anzubieten, wenn jemand da Unterstützung braucht“, versichert Frede.

      Notstand Land

      An Qualität fehlt es also nicht – aber an Quantität, vor allem beim Nachwuchs. „In größeren Gemeinden und Städten haben wir fast gar keine Not, – aber auf dem Land, vor allem in den Randgebieten unserer Diözese, im Ochsenfurter Gau, in der Rhön oder im Steigerwald: Je schwächer die Besiedlung, desto größer sind die Probleme“. Die Landflucht vor allem von Familien mit halbwüchsigen Kindern, also potentiellen Nachwuchsorganisten, ist ein Grund. Und natürlich auch das G8: „Da hatten die Kinder plötzlich nachmittags Schule. Das hat uns sicher die Hälfte der potentiellen Organisten gekostet“.

      Und noch etwas anderes habe sich geändert, im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren: Die Leute verreisten gerne übers Wochenende oder sagten von vorneherein, dass jedes zweite der Familie gehöre. „Also, der Organist, der jahrzehntelang Samstag und Sonntag zur Verfügung steht, den gibt es nicht mehr“, konstatiert Frede.

      Insofern sind er und seine hauptamtlichen Kollegen im Bistum stets auf der Suche nach gutem Nachwuchs. Aber da kommt nun ein weiteres Problem ins Spiel: „Da Pfarreien zusammengelegt werden, wird der persönliche Kontakt zu Seelsorgern und hauptamtlichen Kirchenmusikern eher lockerer. So haben wir gerade in kleinen Orten relativ wenig Überblick darüber, wer interessiert wäre, Orgel zu spielen“. Und wenn ein Kirchenmusiker dann mal von jemandem wisse, könne er ihn wegen des neuen kirchlichen Datenschutzgesetzes nicht einfach anrufen oder anschreiben.

      Eine weitere neue Entwicklung freut Frede dagegen sehr: Gerade in den letzten Jahren kämen vermehrt Menschen, die einfach mal Orgel lernen wollten, ohne irgendwelche kirchlichen Erfahrungen mitzubringen. „Da bekomme ich Schüler, die nicht mehr wissen, was ein Vaterunser ist, die keinen Bezug zu Jesus Christus, Kreuz, Kirche haben, teilweise gar nicht getauft sind und nie einen Gottesdienst besucht haben“, so der Kirchenmusiker. Da würde dann ein Teil jeder Orgelstunde zu einer Art Religionsunterricht. „Die stellen wirklich coole Fragen. Und ich habe jetzt schon einige Leute, die regelmäßig spielen und sich dann zum Beispiel auch taufen lassen“. So wird das Orgelspiel also auch eine Art Türöffner in die Kirche.

      Ein Gläubiger sein

      Wenn es jemandem dagegen nur um möglichst virtuoses Spiel gehe und sich die Verbindung zum religiösen Aspekt so gar nicht einstelle, dann beende er die Orgelstunden schon auch mal, meint der Kirchenmusiker. „Denn das ist sinnlos, auch für das Instrument. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Atheist eine Osternacht musikalisch toll gestaltet. Man muss das mitleben, mitempfinden“. Um ein wenig mehr in die Breite zu streuen, planen Frede und die Regionalkantoren des Bistums nun einen diözesanen Orgelschnuppertag, am 28. September. „Da werden in jedem Dekanat des Bistums mehrere Orgeln geöffnet, mit erfahrenen Organisten besetzt, die das Instrument, die Arbeit vorstellen, Interessenten ans Instrument lassen“, verheißt er. Diese Aktion richte sich beispielsweise auch an Leute, „die sich jetzt vielleicht noch nicht trauen, mich anzurufen und zu fragen: kennst du mich noch? Und mir dann erzählen ja, in der Jugend hat man so gerne Orgel gespielt, die drei Kinder sind jetzt in der Schule, und der Mann fährt jeden Morgen zur Arbeit, und ich hätte Zeit, wieder etwas zu machen....“, grinst Frede. Aber auch Anfänger seien willkommen, vor allem, wenn sie schon etwas Erfahrung auf einem Tasteninstrument hätten. „Bei Kindern hängt es eher von der Größe ab; es wäre halt ganz gut, wenn sie mit den Füßen an die Pedale kommen“, lacht er.

      Etwa zwei Jahre

      Wenn jemand dann anfängt, mit dem Orgelspiel, geht es oft recht schnell: Kann er schon Klavierspielen, dauert es vielleicht ein Jahr, bis er sein erstes Lied, zwei Jahre, bis er den ersten Gottesdienst spielen kann. „Nach im Schnitt ungefähr zwei bis zweieinhalb Jahren können die dann problemlos jeden Gottesdienst gestalten“, erzählt der Profi. Und das lohne sich auch durchaus, vor allem für Schüler oder Studenten: Da die Kirche den Unterricht sehr stark fördert, ist er sehr günstig, kostet nur elf Euro pro Stunde. „Und wenn jemand gar kein Geld hat, dann finden wir da auch eine Lösung“, versichert Frede. Für jeden Gottesdienst gebe es dann – je nach Qualifikation des Organisten – um die 20 Euro: Kein Vergleich zu Kellner-Jobs auf Mindestlohnbasis!

      Aber Geld spiele für die meisten Schüler im Endeffekt nicht die größte Rolle, meint der Diözesankirchenmusikdirektor: „Vor allem die Leute, die in den letzten zehn oder 20 Jahren aus den C-Kursen gekommen sind, das sind Freaks“. Er habe Schüler, die zu jedem Orgelkonzert gingen und auch ganz versessen darauf seien, auf irgendeiner historischen Orgel im Steigerwald oder im Spessart mal zu spielen, weil die für ihre tolle Viola im Hauptwerk berühmt sei. „Und die organisieren sich bei mir Literatur, üben das, spielen dort den Gottesdienst und bauen ihre Literatur ein. – Ja, was will ich mehr ...?“    
      Andrea Braun

      Interesse?
      Infos zur Organistenausbildung – Nachwuchs oder Wiedereinsteiger: Referat Kirchenmusik, Telefon 0931/386-63760; E-Mail „kirchenmusik@bistum-wuerzburg.de”.