Zuerst einmal geht es da um ein bekanntes Werk: das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. „Seine große Musik ist ein Trostwerk für die Lebenden, für die Hinterbliebenen“, so Schmid. Milde, tröstlich, tiefernst, von Wehmut überschattet, aber auch voller Zuversicht und Glauben umfange diese Musik den Hörer. „Und die Proben sind eine große Freude für uns alle.”
Dramatischer Aufbau
Dieses Stück jedoch soll aber nicht alleine stehen, sondern zwischen seine Teile werden acht kurze Sätze eingeschoben, die extra zu diesem Anlass auf ein Libretto des Würzburger Dramaturgen Alexander Jansen komponiert wurden. Der nämlich hatte letzte Zeitzeugen des 16. März 1945 interviewt und daraus unter dem Titel „Nachtkinder“ einen Text geformt. „Und den muss man sich aus filmischer Perspektive zusammenhängend vorstellen“, erläutert Schmid. Das beginne mit einem Frühlingsidyll, dem am Abend der Bombenalarm folge. Der Blick auf das brennende Würzburg bilde einen weiteren Satz, dann schwenke die Szenerie wieder in den Luftschutzkeller.
In den letzten beiden Sätze werde das Danach beschrieben, so Schmid: „Der letzte Satz endet mit einem Appell: Das Grauen ist vorbei, der Frühling kann einziehen, aber auch die Gefahr.” Diese tragischen Schilderungen wurden im Auftrag der Dommusik von Yannik Helm, Aydin Pfeiffer, Akane Obana und Ya-Yun Tseng vertont, allesamt Studierende der Kompositionsklasse von Robert Platz an der Musikhochschule, mit dem die Dommusik bereits seit 2014 verbunden ist, als die Domsingknaben eines seiner Werke uraufgeführt hatten. Da sei es naheliegend gewesen, wieder an ihn zu denken, so Schmid, als Alexander Jansen mit der Idee des Librettos zu Nachtkinder auf ihn zukam. „Daneben beschäftigt mich die Frage nach zeitgenössischer Musik in den Kirchen auch schon seit Studientagen: Was geht in den Köpfen junger Komponisten in Sachen Glaube und Kirche um? Gibt die Kirche genügend Raum und Toleranz, um Neues entstehen zu lassen?“
Schön, schockierend
Antworten auf diese Fragen kann man nun im Konzert am 16. März in großer Vielfalt erwarten, denn die vier jungen Komponisten verwendeten ganz verschiedene stilistische und klangliche Mittel: Mal einzelne Töne oder ein Kinderlied, mal atmosphärische Klänge und Sprechchöre, aber auch musikalische Lautmalerei, romantische und schockierende Musik könne man da erleben, erklärt Schmid. Mal gebrauchten die jungen Komponisten auch nur die Stimme, um das Unvorstellbare auszudrücken, dann wieder wenige Instrumente oder Glocken. So dürfe sich der Besucher des Konzertes also auf einen sehr eindrücklichen und besonderen Abend gefasst machen, verspricht der Domkapellmeister. Denn dass gerade auch die neuen Kompositionen sehr reizvoll seien, erlebt er nun während der Proben bei seinen Sängern: „Neue Musik ist immer spannend“, verrät er. Klar, man müsse sich einlassen auf die ungewohnten Klänge, Spiel- oder Singtechniken und den nicht gerade leicht verdaulichen Text. Aber, betont Schmid: „Es freut mich sehr zu sehen, wie die Sänger damit umgehen. Neues zu probieren, zu sprechen, zu rufen, Glissandi mit der Stimme auszuprobieren. So etwas ist – bei allem Respekt vor dem traurigen Anlass des Konzerts – spannend und macht Spaß!”
Andrea Braun
Am 16. März, 19.30 Uhr, Dom: Johannes Brahms - Ein deutsches Requiem, Karten zu 30/24/10 Euro und 8 Euro bei der Dom-Info, der Tourist-Information im Falkenhaus sowie unter „www.wuerzburger-dommusik.de”.