Ein Appell an die Noch-Mitglieder, denn laut Studie schließen 75 Prozent der Katholiken einen Kirchenaustritt nicht mehr aus. Das korrespondiert mit dem auf ein Minimum gesunkene Vertrauen in die Institution Kirche. Das „Wir bleiben dran“ darf man dem Bischof abnehmen, hat er doch viel Zeit und Energie in den Synodalen Weg investiert und setzt auch jetzt alles daran, diesen Weg zielstrebig weiterzugehen, wohl wissend, dass es ein sehr steiniger sein wird. Die noch aus dem Weg zu räumenden Steine lassen vermuten, dass man nicht allzu schnell vorankommen wird.
Das aber, die Komplexität kirchlicher Prozesse und die daraus resultierende Schwerfälligkeit, ist heute immer weniger vermittelbar. Wenn ich erlebe, dass sich die Welt um mich herum rasant ändert, ich mich – etwa im Beruf – selbst ständig veränderten Gegebenheiten anpassen muss, möchte ich auch, dass man Reformen in der Kirche noch zu meinen Lebzeiten angeht und mich nicht auf künftige Generationen vertröstet. Apropos künftige Generationen: Nicht nur die Tradition der Glaubensweitergabe in der Familie ist vielfach abgebrochen, auch die lange gehegte Hoffnung, als Kirche an eine nach wie vor vorhandene außerkirchliche Religiosität wieder andocken zu können, hat sich laut Studie als Trugschluss erwiesen.
Diejenigen, die noch drin sind, bei der Stange halten – ja, das ist wichtig. Sie werden gebraucht. Denn nach draußen – der eigentliche Auftrag – gilt es, bei nahezu Null anzufangen. Das geht nur über glaubwürdige Persönlichkeiten – auf allen Ebenen. Insbesondere, wenn der gern dahingesagte Satz, die Zukunft der Kirche sei die Jugend, ernst gemeint ist. Denn dann braucht es auch Orte, die der Jugend Begegnung mit Kirche ermöglichen; Orte, wie sie etwa die Offene Jugendarbeit bietet. Die aber scheint im Bistum Würzburg ein nicht mehr finanzierbares Auslaufmodell zu sein.
Wolfgang Bullin