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      Mystisches Licht, überirdische Klänge

      Klang in der Stille. Licht in der Dunkelheit. Worte inmitten des Schweigens. Ein ganz besonderer, vom Alltag losgelöster Ort wurde der Innenraum der Kirche St. Nikolaus beim Abend zur Feier ihres 110-jährigen Bestehens. Pfarrer Heinz-Peter Martin hatte das Gotteshaus bereitwillig überlassen für das Projekt „Kirche öffnen – Sehen – Hören".
      GOLDBACH. Klang in der Stille. Licht in der Dunkelheit. Worte inmitten des Schweigens. Ein ganz besonderer, vom Alltag losgelöster Ort wurde der Innenraum der Kirche St. Nikolaus beim Abend zur Feier ihres
      110-jährigen Bestehens. Pfarrer Heinz-Peter Martin hatte das Gotteshaus bereitwillig überlassen für das Projekt „Kirche öffnen – Sehen – Hören“.

      Zu diesem Thema hatte eine eigens dafür gegründete Arbeitsgruppe des Pfarrgemeinderats unter Leitung von Simone Schäfer das nachdenklich stimmende Erlebnis für die Sinne entworfen, vorbereitet und gestaltet. Es war kein Konzert und auch kein Gottesdienst im üblichen Sinn, aber auf jeden Fall ein Beitrag zum Jubiläum, der die Besucher innehalten ließ.
      Für Augen und Ohren
      Wer Augen und Ohren für die ungewohnten Sinneseindrücke öffnete, konnte Dimensionen von Raum und Klang erfahren, die weit weg führten von der Enge und Gleichförmigkeit, in der sich moderne Menschen oft gezwungen sehen, zu reagieren und zu funktionieren – ohne lange über den Sinn all der Hetze nachdenken zu können.
      Ergreifend schön, fast überirdisch, war das Sopran-Solo, mit dem Patrizia Kunze-Lippert zu Beginn die Stille im völlig dunklen Kirchenschiff durchdrang. Die Leiterin des  Schweinheimer Vokalensembles „Chorona“ hatte erlesene geistliche Musik mit den Sängerinnen und Sängern einstudiert, die nur als dunkle Schatten im Chorraum zu erahnen waren.
      Rufen aus der Tiefe
      Das Kreuz über ihnen hingegen wurde in geheimnisvolles rotes Licht getaucht, ein Leuchten, das an Leid und Erlösung gleichermaßen erinnerte. Dazu Franz Liszts inniges „Pater noster“. Voller Hoffnung erklangen „In te Domine speravi“ und „Adoramus te“. Von Bangen „In stiller Nacht“ kündeten das gleichnamige Lied von Johannes Brahms und Hugo Distlers „Es geht eine dunkle Wolke herein“. Wie ein verzweifeltes Rufen aus der Tiefe, aus der Finsternis von Golgatha mutete das aufrüttelnde und düstere „De profundis“ des baltischen Musikers Arvo Pärt an.
      Keine Person war zu erkennen im Dunkel der Nikolauskirche. Die Worte von Isabel Lang klangen deswegen umso eindringlicher, als sie das Augenmerk der Gäste der Reihe nach auf die zentralen Punkte des Gotteshauses und deren Bedeutung lenkte: auf den Altar, „den einen Tisch“, um den sich die Gläubigen versammeln; auf den Tabernakel, der „Gottes Haus“ ist; auf den Taufstein, die „sprudelnde Quelle“ für die Menschen; auf den Mittelgang im Hauptschiff der Kirche, „den Weg“, der zu gehen ist; auf die Marienfigur, „das Gesicht“; auf die Decke des Kirchenschiffes, die „nicht warten“ lässt, und das Kreuz im Chorraum mit dem Versprechen  „Sicher sein unter deinem Schutz“.
      Die genannten Zentren der Kraft tauchten eines nach dem anderen in wunderschönen Farben aus der Schwärze der Dunkelheit auf. Kühle und Wärme, Ferne und Nähe wechselten sich in den Farben ab: im Türkisgrün des Taufsteins, im warmen Rot der Gottesmutter, im kraftvoll orangefarbenen Feuer des Tabernakels.
      Dazu erklang nicht weniger kraftvoll die Orgel. Gerold Fäth beeindruckte die Zuhörer vor allem mit Stücken von Johann Sebastian Bach, mit einem Largo und dem Choral „Schmücke dich, o liebe Seele“. Der Friedensgesang des Franzosen Jean Langlais erfüllte das Dunkel mit auffunkelnder Hoffnung, mit einer Andeutung des Lichts der Osternacht.
      Musikalischer Glanz- und Schlusspunkt des Abends war die Passionsandacht von Franz Reger „Die Nacht ist kommen“. Hier zeigte der Kammerchor noch einmal sein profundes Können. Und auch als das Stück verklungen war, herrschte ergriffenes Schweigen in dem schönen Sandsteinbau, der eine gute Stunde lang als geheimnisvoller und beglückender Ort erlebt werden konnte.