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      Bischof Franz eröffnet am 24. März wieder die sanierte Schmerlenbacher Klosterkirche

      Muttergottes nun näher am Menschen

      Die Muttergottes ist näher an die Menschen herangerückt. Das Gnadenbild der Muttergottes von Schmerlenbach aus dem 14. Jahrhundert war immer schon Anlaufstelle für zahlreiche Gläubige, die Trost, Hilfe und Kraft im schmerzensreichen Antlitz der Gottesmutter suchten. Jetzt steht die Pietà aus Lindenholz nicht mehr in einer Nische über dem Tabernakel, sondern gut sicht- und nahbar im Zentrum der Klosterkirche St. Agatha. Diese wird nach zweijähriger Sanierung an diesem Sonntag von Bischof Franz Jung wiedereröffnet. Bereits am Vorabend, dem 23. März, wird um 19 Uhr das Gnadenbild der Muttergottes von Schmerlenbach in einer Lichterprozession zurück in die Wallfahrtskirche gebracht.

      Der barocke Bau erstrahlt in neuem Glanz. Fast 30 verschiedene Gewerke waren dazu nötig, ein Großteil der Arbeiten bleibt jedoch für den Betrachter unsichtbar. Als im März 2017 das marode Kirchlein geschlossen wurde, kamen schwere Geräte. Alles, was beweglich war, wurde ausgelagert. Unter der Leitung des Aschaffenburger Architekten Joachim Kaupp musste das Gebäude zunächst wieder auf sichere Beine gestellt werden. Denn der Baugrund, auf dem es seit Jahrhunderten stand, war lehmig, schwammig, versumpft. Feuchte Mauern, Risse in Decken und Wänden, gar Einsturzgefahr waren die Folge.

      Geflecht aus Stelzen

      Erst in sechs Metern Tiefe stießen die Bauarbeiter nach Bohrungen auf tragfähigen Boden. Auf dieses Fundament ließ Kaupp die Kirche stellen, gab ihr mit einem aufwändigen Geflecht aus Stelzen, Bohrpfählen und neuen Fundamentstücken wieder Halt. Die gerissenen Außenmauern wurden verpresst und mit Bohrankern zusammengespannt.

      Jetzt, da alles wieder zugemauert, verputzt und auch außen neu gestrichen ist, ist von den gut ein Jahr lang dauernden Rohbauarbeiten im Untergrund kaum mehr etwas zu sehen. Diese machen aber einen Großteil der Baukosten aus, die sich laut Kaupp auf etwa 1,5 Millionen Euro belaufen. Den Löwenanteil davon trägt der Bischöfliche Stuhl, in dessen Eigentum die ehemalige Klosteranlage ist. Mitfinanziert haben die Renovierung die Pfarrei Schmerlenbach sowie der Markt Hösbach.

      Dafür springt das mit viel Sachverstand restaurierte Innere der Kirche ins Auge. Anstelle des bisherigen gelben Jura-Bodens liegen nun Sandsteinplatten.

      Die alten Holzpodeste unter den wieder verwendeten Kirchenbänken aus heller Eiche wurden ersetzt. Alle Heiligenfiguren wanderten in die Restauratorenwerkstatt. Die Kreuzwegstationen wurden überarbeitet, sie hängen nun aufgelockert an den Kirchenwänden, nicht mehr wie zuvor unter der Empore gedrängt. Dort hat nun das Sandstein-Relief der „Maria an der Sonne“ aus dem 16. Jahrhundert einen zentralen Platz. Das Taufbecken wurde aus dem hinteren Altarraum nun gegenüber der Eingangstür versetzt.

      Ein Farbenklang

      Hell erstrahlen Wände und Decke der ehemaligen Klosterkirche mit den überarbeiteten Freskomalereien. Mit zartem Gelb, Rot- und Rosé-Tönen sowie Blau für den Deckenhimmel ist der Farbenklang nun wieder ins Gleichgewicht gekommen, erklärt Architekt Kaupp, dessen Büro sich auf das Renovieren von Kirchen spezialisiert hat. Die Orgel, an der vor dem Umbau Schimmel festgestellt wurde, steht innen und außen aufgefrischt wieder an ihrem Platz. Die auffälligsten Veränderungen zeigen sich im Altarraum.

      Neue Ausstattung

      Die Gewinnerin des von der Diözese ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs, Madeleine Dietz aus Landau in der Pfalz, sorgt hier für vielfältige Kontraste und sicher auch für Diskussionsstoff. Altar, Ambo, Kerzenständer, Sedilien und Vortragekreuz sowie die Stele als neue Heimat des Gnadenbilds stammen aus der Werkstatt der Bildhauerin. Sie stehen durch ihr Material, ihre filigrane und reduzierte Gestalt in großem Gegensatz zur barocken Üppigkeit des Kircheninneren. Dietz hat Messing, Stahl und Blattgold verwendet.

      Alle Teile sind von einer Bordüre aus gerissenem Ton umfasst. Diese soll, so die Künstlerin, die Erde darstellen, das Symbol des Lebens, den Anfang und das Ende. Neues und Altes, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen, das sei auch eine Definition von Glaube, betont Pfarrer Matthias Rosenberger. Er ist Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Maria an der Sonne”. Matthias Rosenberger will die Wallfahrt am Ort wieder neu beleben. Gerade das Gnadenbild ziehe viele Menschen in seinen Bann. „Es zeigt uns die Grenzen, die Schmerzen, das Leid unseres Lebens. Hier finden wir ein Gegenüber, das Verständnis für unsere Situation aufbringt, uns so trösten und stärken kann“, sagt der Seelsorger. Auch für Friedel Kerber stellt das Gnadenbild seit jeher eine Kraftquelle seines Glaubens dar. Kerber ist Mitglied in der Kirchenverwaltung und war täglich vor Ort auf der Baustelle. Einer, der maßgeblicher Motor der Sanierung war, durfte die Eröffnung nicht mehr erleben: Hubert Kunkel, langjähriger engagierter Kirchenpfleger, verstarb im Juli 2018.

      Zwei Jahre des emsigen Schaffens sind nun vorbei. Auch die Mitarbeiter und Besucher des Bildungshauses sind froh darüber. Architekt Kaupp lobt die Zusammenarbeit: Sie sei „sehr gedeihlich“ gewesen.      

      Cornelia Müller