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      Drei kirchlich engagierte Generationen aus Obervolkach am Main

      Mutter Thalers Saat ging auf

      Obervolkach. „Ich habe damals in eine sehr christliche Familie eingeheiratet“, erzählt Helene Thaler (81). Mit ganzem Herzen hat sich die gebürtige Rheinländerin vier Jahrzehnte als Mesnerin in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Obervolkach eingesetzt. „Mutter Thaler“, wie sie im Ort genannt wird, ist ein Vorbild für ganze Generationen. Weil ihr der Dienst rund um die Gottesdienste immer Spaß gemacht hat, fand sie in der eigenen Familie Nachahmer. Sohn Wolfgang (59) ist seit vielen Jahren Kirchenpfleger. Auch seine Töchter sind in der Kirchengemeinde aktiv: Louisa (25) als Pfarrgemeinderatsvorsitzende und Marie (15) als Oberministrantin.

      Als die Stelle der Mesnerin vor 40 Jahren vakant war, sprang Helene Thaler spontan ein. „Wenn unser Pfarrer keine Küsterin bekommt, dann verlässt er Obervolkach“, beschrieb damals dessen Haushälterin die Notlage. „Irgendwie habe ich mich verpflichtet gefühlt“, erzählt sie.

      Verantwortung

      Für ihren Sohn Wolfgang war die christliche Erziehung mit ein Grund, sich in der Kirchengemeinde zu engagieren. Seit 30 Jahren hat der Bauingenieur das Amt des Kirchenpflegers nun inne. Seine Tochter Louisa wurde bereits mit 20 Jahren in den Pfarrgemeinderat gewählt. Als 2018 die bisherige Vorsitzende nach vielen Jahren in den „Ruhestand“ trat, übernahm sie deren Amt ohne jegliche Erfahrung. Doch die Gremiumsmitglieder sprachen ihr Mut zu. Mittlerweile leitet sie das Gremium im zweiten Jahr. Ihr Vater war damals nicht so begeistert von dieser Entscheidung. „Louisa war ja die Jüngste im Pfarrgemeinderat, eher zurückhaltend, beinahe schüchtern“, erzählt er. Heute sieht er das anders aus: Ansprachen in der Kirche oder im Pfarrheim halte sie „mit Bravour, souverän und selbstsicher”. „Es klappt alles super, auch weil ich von den anderen im Pfarrgemeinderat gut unterstützt werde“, sagt die Hörgeräteakustikerin.

      Die Vierte im Bunde der kirchlich Engagierten ist Schwester Marie. Sie hat unmittelbar nach der Kommunion als Ministrantin begonnen – da war ihre ältere Schwester Pauline Oberministrantin. Als diese aufhörte, trat sie mit 14 in die Fußstapfen ihrer Schwester und wurde Oberministrantin. Die Gemeinschaft im Ort liegt den Thalers sehr am Herzen. „Viele Leute findet man nicht, die sich ehrenamtlich engagieren wollen“, sagt Louisa. „Die Gesellschaft in unserem Land und in den Dörfern kann nur auf diese Weise erfolgreich funktionieren.” So wolle sie mit Teamwork ihren Anteil dazu leisten, die auch schon den Vorsitz bei der Katholischen Landjugend inne hatte.

      „Ich bin sehr glücklich auf meine Nachkommen“, schildert Oma Helene. Wenn sie ihren Sohn und ihre Enkel in der Kirche sehe, „kochen bei mir Emotionen hoch“. Den Nachwuchs in die Kirche zu zwingen, war nie notwendig. „Das wäre auch nie mein Job gewesen“, sagt sie. Nur mit gutem Beispiel könne man vorangehen. „Was die jungen Leute dann daraus machen, ist ihre Sache.“

      Arbeitsreiches Leben

      Wenn Helene Thaler auf 40 Jahre als Mesnerin zurückblickt, dann stand für sie immer „die Nähe zum Altar“ im Mittelpunkt. Auch im Ruhestand schlägt ihr Herz weiter für die Kirche, sagt die Rentnerin, die nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt wohnt. Sie blickt auf ein arbeitsreiches Leben zurück, in dem ihr Sohn Wolfgang gerade mittendrin steckt. „Das Amt des Kirchenpflegers ist schon zeitintensiv“, sagt er. Doch all die Mühen kompensiere er durch eine intakte Familie und erfolgreiche Projekte. „Wenn eine Kirchenrenovierung gut abgelaufen ist, dann gibt das ein tolles Gefühl in der Gemeinschaft“, sagt er.

      Aktuell denkt man in der Kirchenverwaltung über die notwendige Innenrenovierung nach und hofft auf Unterstützung der Diözese.

      Auch die Jüngste im Bunde legt nur selten ihre Füße hoch. Ministrantenpläne schreiben, Proben vor Hochfesten organisieren, Sternsinger und Rappelkinder einteilen. Marie ist es nie langweilig. In den Ferien mit den anderen Kindern Ausflüge zu machen oder eine Schnitzeljagd zu organisieren, stehen auf ihrer Favoritenliste ganz oben.

      Alle Thalers haben ihren ganz individuellen Aufgabenbereich, ebenso Rituale: So trifft man sich jeden Samstagnachmittag bei Oma, die neun Enkel und sechs Urenkel hat, zu Kaffee und Kuchen und zum Meinungsaustausch.

      Offenheit

      Mit Blick in die Zukunft erhoffen sich die Thalers Offenheit und Ehrlichkeit in der katholischen Kirche. Louisa wünscht sich eine „Lockerung festgefahrener Strukturen“ und ihre Oma fordert: „Es darf nichts unter den Tisch gekehrt werden.“ Alle vier sehen darin eine Chance, wieder mehr Menschen für die Kirche zu begeistern.    

      Peter Pfannes