Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Kommentar von Jerzy Staus

      Mutmaßlich irritiert

      Mit sprachlichen Ungenauigkeiten befasst sich der Kommentar von Jerzy Staus.

      Schauen Sie auch noch Nachrichten? Ja? Macht man heute nicht mehr, wegen facebook & Co, aber kommt noch vor. Da hört man dann oft lustige Sachen. Zum Beispiel: Eine Partei zeigt sich irritiert. Eines ihrer Mitglieder hat irgendwas gesagt. Und da war die Partei irritiert. Was ist jetzt los? Hat die Partei die Orientierung verloren? Irrt sie hilflos durch den Bundestag? Nein, keineswegs. Sie ist auch gar nicht wirklich irritiert. Ganz im Gegenteil: Sie will ausdrücken, dass vielmehr das Parteimitglied irritiert und orientierungslos ist, weil es sich den Luxus einer eigenen Meinung geleistet hat. Fazit: Wenn andere „irritiert“ sind, bitte sofort den Schwanz einziehen und brav sein!

      Berichtet wird auch oft von irgendwelchen furchtbaren Verbrechen. Vielfach wird der Täter beobachtet, verfolgt oder sogar sofort von Personenschützern und Schutzleuten erschossen. In den Nachrichten ist aber nicht vom Täter die Rede, sondern vom „mutmaßlichen Täter“. Moment? Hatte der Sprecher nicht gerade etwas erzählt von „Täter feuerte auf die Beamten, diese schossen zurück ...“

      Was ist da noch mutmaßlich? Naja, „mutmaßlich“ ist halt Juristendeutsch. Solange er nicht verurteilt ist, ist er „mutmaßlich“. Am schönsten finde ich aber „umstritten“. Das gibt’s noch gar nicht so lange, kommt aber immer häufiger vor.

      Und besagt natürlich das gerade Gegenteil von dem, was es besagen sollte. Wenn nämlich jemand „umstritten“ ist, will der Sprecher sagen: Der ist keineswegs umstritten, sondern unumstritten doof oder böse. Und wer legt das fest? Jedenfalls nicht der, der zuhört, sondern der, der es sagt.

      Der bestimmt das einfach. Aber wenn er findet, dass jemand doof oder böse ist, kann er das natürlich nicht so direkt sagen, das wäre zu platt. „Donald Trump ist doof und böse?“ Nein, geht nicht. „Der umstrittene amerikanische Präsident ...“ Das klingt doch ganz fein, oder? Sollten Sie nun etwas irritiert sein und mutmaßen, dass alle meine Aussagen doch durchaus umstritten sind – wer könnte Ihnen das verübeln?    

      JERZY STAUS