Präziser als Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf kann man die zentrale, inhaltliche Motivation für ein Engagement im Pfarrgemeinderat kaum formuliern. Würden sich alle im Bistum Würzburg diese Sätze zu eigen machen, müsste die Kandidatensuche für die Pfarrgemeinderatswahl, die jetzt begonnen hat, leichtfallen. Denn Mitchristen, die die Kirche kritisieren, die etwas verändern wollen, gibt es dem Vernehmen nach viele. Und solche, die etwas zurückgeben könnten, sollte es ja auch geben. Da man schon mit 14 wählen und mit 16 gewählt werden kann, bekommen auch junge Menschen politisches Gewicht.
Natürlich soll die Arbeit in einem Gremium wie dem Pfarrgemeinderat hier nicht schöngeredet werden. Sie kostet Zeit, Kraft und Nerven, gerade in Zeiten des Umbruchs, wie wir sie jetzt erleben. Aber Umbruchszeiten bieten eben auch besondere Möglichkeiten der Mitgestaltung, des Ausprobierens. Natürlich können neue, unausgegorene Strukturen nerven, können unklare Zuordnungen hemmen und auch Sprengstoff bergen; aber sie bieten ebenso die Chance zu testen, zu verändern, anzupassen und eigene Vorstellungen einzubringen. Die Bereitschaft, sich auf solches einzulassen, scheint in der Bistumsleitung vorhanden zu sein.
Nicht nur wer für den Pfarrgemeinderat kandidiert, auch wer sich im März 2022 an der Wahl beteiligt, erhält und stärkt damit zudem das zarte Pflänzchen Demokratie, das die katholische Kirche in Deutschland mit ihrer einzigartigen Rätestruktur besitzt. Solche Mitverantwortung aller wird die Kirche künftig viel stärker prägen müssen als in der Vergangenheit. Nur so besteht die Chance, dass sich solche Sündenfälle wie der Missbrauch und seine Vertuschung nicht wiederholen.
Wolfgang Bullin