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      Erlebnisse in der Missionsarbeit südlich des Polarkreises am Yukon-Strom

      Mit Gottvertrauen bei den Koyukon-Indianern

      Erlebnisse in der Missionsarbeit südlich des Polarkreises am Yukon-Strom
      Der Autor unserer Reportage, Karl O. Stoeber, verbrachte viele Jahre mit seiner Frau und zwei Kindern als Missionar bei den Indianern Alaskas. Wie es dazu kam, und was sie dabei durchlebten, schildert er im folgenden Bericht:
       
      Verglichen mit Deutschland kann Amerika auch in unserer Zeit noch als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ bezeichnet werden. Dies ist mir bei meinem 25-jährigen Aufenthalt in der Neuen Welt immer wieder bewusst geworden. So hätte ich mir in Deutschland nie träumen lassen, dass ich eines Tages, zusammen mit meiner Frau, als Missionar zu den Indianern am Yukon-Strom entsandt werden würde.
       
      Auch in meinem früheren Leben hatten die Indianer bereits eine Rolle gespielt. Schon einmal hatte ich sieben Jahre am Stück bei einem der frei gebliebenen Stämme des hohen Nordens zugebracht. Damals ging es mir um das ausgefallene Abenteuer, am Leben der waschechten Uramerikaner in der abgelegenen Wildnis der Mackenzie-Region teilzuhaben. Obwohl jener zivilisationsferne Stamm schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von französischen und belgischen Oblaten missioniert wurde, waren die Kontakte mit Weißen ausgesprochen spärlich geblieben. So erlebte ich noch Naturmenschen, deren Lebensstil sich seit Urzeiten im Prinzip nur geringfügig verändert hatte, das heißt, man existierte noch von dem, was das weite Land „von der Hand in den Mund“ hergab. Ich bewunderte jene Menschen nicht nur als Künstler des Überlebens, sondern auch als Lebenskünstler in dem Sinne, dass sie ihrem Dasein viel mehr Freude abzugewinnen vermochten als ich das von meinen Landsleuten her kannte.
       
      Als ich zwei Jahrzehnte später – diesmal mit meiner Frau – wieder bei den Nordlandindianern vorbeischaute, hatte auch dort die neue Zeit Einzug gehalten. Wir sahen bestürzt, was Alkohol, Drogen und der Einfluss des Fernsehens aus den unbeschwerten Waldbewohnern gemacht hatte. Meine Frau, der das Schicksal der Indianer von jeher sehr nahe ging, empfand ebenso stark wie ich, dass man sich mit Herz und Hand für die vom Unheil verfolgten Uramerikaner einsetzen sollte. Wir wechselten 1986 nach Alaska, wo wir bei einer interkonfessionell ausgerichteten Missionsgemeinschaft für den Einsatz vor Ort geistlich vorbereitet wurden. Die Stätte unseres Wirkens war eine etwas südlich des Polarkreises am Yukon-Strom gelegene Siedlung der Koyukon-lndianer. Dieser noch weitgehend vom Land lebende Stamm legte Wert darauf, an der traditionellen Lebensart festzuhalten. Aus Furcht vor fremden Einflüssen hatten die Bewohner jener Niederlassung es abgelehnt, durch eine Straße mit der Außenwelt verbunden zu werden. Da man zudem beschlossen hatte, keine Weißen am Ort wohnen zu lassen, mussten wir monatelang an einer 40 Kilometer entfernten Absteige ausharren, bis der Häuptling seine Stammesgenossen überredet hatte, das Missionarsehepaar mit seinen zwei Kindem ausnahmsweise hereinzulassen.
       
      In der Hüttensiedlung bestand seit langem eine unbetreute Gemeinde der in Amerika verbreiteten „Episcopal-Church“. Der zuständige Bischof war hocherfreut, dass wir bereit waren, uns um seine hirtenlosen Schäflein zu kümmem. Er stattete uns umgehend von seinem Amtssitz in Fairbanks aus einen Besuch ab.
      Die amerikanische Episkopal-Kirche unterscheidet sich von der katholischen Kirche lediglich dadurch, dass in ihr die höchste Aufsichtsfunktion bei den Bischöfen, das heißt also nicht beim Papst liegt. Dogmatische Schwierigkeiten gab es für uns als Katholiken lediglich mit den wenigen Anhängern einer endzeitlichen Sekte, die überzeugt war, ein besseres Christentum zu verwirklichen als alle, die je gelebt haben.
       
      Unsere selbstgestellten Aufgaben umfassten in erster Linie regelmäßige Bibelabende für Erwachsene, halbtägige Kinderbetreuung werktags und den sonntäglichen Wortgottesdiensten. Hinzu kamen kleinere Verpflichtungen wie Altenbesuche, christliche Beiträge zu Festlichkeiten oder die vorübergehende Aufnahme von Kindern trunk- und drogensüchtiger Eltern. Es fehlte uns nicht an Arbeit – schon eher an etwas Kleingeld. Wir hatten uns ganz im Vertrauen auf Gott in unser geistliches Abenteuer gestürzt und können rückblickend bezeugen, dass wir auf wunderbare Weise von ihm versorgt wurden. Es gab auch auswärtige Freunde, die uns ab und an tatkräftig unterstützten. Unsere indianischen Nachbarn belieferten uns mit Lachsen, die den Sommer über vor ihrer Haustür vorbeizogen, und denen sie wesentlich ihr gesichertes Dasein am Strom verdankten.
       
      Die wohl schönste Aufgabe fiel meiner immer agilen Frau zu, die sich hingebungsvoll um die Kinder zwischen vier und zwölf Jahren kümmerte. Für manche von ihnen war das eigene Heim zeitweilig die Hölle. Deshalb kamen sie nur zu gern auch außerhalb der festgesetzten Zeiten. Wie es finanziell möglich war, die stets hungrigen Mäuler mit selbstgebackenen Leckerbissen zu stopfen, (natürlich gab es am Ort keinen Bäcker), ist mir heute noch ein Rätsel.
       
      Die Kinder lernten begeistert die schönen amerikanischen Kirchenlieder, die sie beim Gottesdienst mit Unterstützung unserer eigenen Söhne vortrugen. Sie waren empfänglich für die Lehren der Bibel und befleißigten sich rührend, nachdem sie zu beten gelernt hatten, der Fürbitte für ihre Leute. Den Lohn für die Kinderarbeit empfingen wir ohne Aufschub in Form von Freude.
       
      Zwar gelang es uns nicht, die Mehrzahl der Erwachsenen für den Kirchgang oder die Bibelstunden zu gewinnen; aber die, die kamen, fühlten sich hinterher stets bereichert. Die Zusicherung Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, wurde gerade dann, wenn die Versammlung besonders klein war, zur spürbaren Realität. Heute glaube ich nicht mehr, dass Jesus unbedingt von uns Großes erwartet. Doch er erwartet das entscheidende bisschen!