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      Wie gelingt religiöse Erziehung in konfessionsverbindenden Beziehungen?

      Mama katholisch, Papa evangelisch

      Jahrhundertelang war ein evangelischer Partner für einen Katholiken ein Ehehindernis. Heute spielt die Konfession kaum noch eine Rolle, Glaube ist eine Option geworden, konfessionsverschiedene – oder besser: konfessionsverbindende – Ehen sind längst keine Ausnahme mehr. Und doch müssen sich Eltern mit der Geburt eines Kindes zumindest ein Stück weit entscheiden.

      Katholisch taufen, evangelisch taufen oder doch lieber gar nicht und das Kind später selbst entscheiden lassen, welcher Konfession es angehören möchte? Diese Frage bereitet Paaren nach wie vor Kopfzerbrechen. Vor allem dann, wenn beide Elternteile fest in ihren Kirchen verwurzelt und aktiv sind. So wie bei Gertrud und Jochen Scheidemantel. Die beiden – sie katholisch, er evangelisch – wurden 1983 katholisch im Beisein eines evangelischen Pfarrers in Würzburg getraut. Dass die Brautmesse ohne Eucharistiefeier stattfand, sei für ihre Mutter schlimm gewesen, erinnert sich Gertrud, war aber den damals noch eher streng beäugten Verboten zum wechselseitigen Kommunionempfang geschuldet. Für Gertrud und Jochen war der konfessionelle Unterschied kein Problem.

      Ganz bewusst ließen sie sich im Würzburger Stadtteil Lengfeld nieder, „weil es dort ein Ökumenisches Zentrum gab“, in dem katholische und evangelische Christen unter einem Dach und im erklärten Willen zur Ökumene leben. Schon bei der Eheschließung hatten die beiden die Frage nach Taufe und Erziehung gemeinsamer Kinder mit dem Wort „christlich“ beantwortet. Die drei Töchter nicht zu taufen, stand deshalb nie zur Debatte. „Kinder entscheiden ja auch nicht darüber, welche Eltern sie bekommen oder in welchem Land sie geboren werden“, argumentiert Jochen. Vielmehr sei die Taufe „ein Angebot, das wir in Firmung oder Konfirmation selbst bestätigen können“.

      Eine „Aufnahme in eine Gemeinschaft“ und ein „Angebot in aller Freiheit“ ist die Taufe auch für Professor Reinhold Boschki, Religionspädagoge an der Universität Tübingen. „Entscheiden sich Paare gegen eine Taufe, sollten sie dafür sorgen, dass die Kinder eine religiöse Sprachfähigkeit erlernen, das ABC des Glaubens, Gebete und Rituale kennenlernen“, sagt er, denn: „Wie sollen sich Kinder für etwas entscheiden, was sie gar nicht kennen?“. Boschki selbst lebt seit 30 Jahren in einer konfessionsverbindenden Ehe. Mit seiner Frau hat er eine Art „Deal“ über all das ausgehandelt, was dem anderen wichtig ist. Im Ergebnis haben die Kinder „die Konfession vom Daddy und den Familiennamen von der Mama“, sagt er.

      Scheidemantels haben sich für die katholische Taufe entschieden, weil „die Gegend katholisch geprägt und die Mutter Haupterziehungsperson“ war. Meist ist die Familie gemeinsam in den Gottesdienst gegangen, überwiegend katholisch, manchmal evangelisch, manchmal getrennt. Die Töchter haben Kommunion und Firmung gefeiert, waren lange Ministrantinnen. Dass die Familie beide Konfessionen leben kann, wird ihr bis heute durch die Seelsorger vor Ort leicht gemacht: „Der katholische Pfarrer hat mich von Anfang an zur Eucharistie eingeladen“ erinnert sich Jochen.

      „Schwierig wird es in einer konfessionsverbindenden Ehe nur, wenn man nicht darüber spricht“, sind die beiden überzeugt. Dass Glaubensdinge „häufiger auf dem Gesprächszettel stehen als in Ein-Bekenntnis-Familien“, liege an den Reibungspunkten und sei zugleich „bereichernd“: „Der eigene Glaube wird konturierter, wenn man die Dinge gemeinsam mit dem Partner hinterfragt“, beschreibt es Gertrud. „Und wenn ich mich mal wieder über meine Kirche aufrege, nimmt mein Mann sie in Schutz“, schmunzelt sie. Aufpassen heiße es nur, wenn es nur noch um „Mängel im Vollzug“ gehe, denn dann laufe man Gefahr, „das Eigentliche aus den Augen zu verlieren“, schränkt Jochen ein.

      Der Religionspädagoge Boschki kann diese Erfahrungen nur bestätigen: Für ihn bergen „konfessionsverbindende Beziehungen manche Schwierigkeiten, vor allem aber Chancen“. Grundlage für eine ökumenische Erziehung bildet seiner Ansicht nach das dreisäulige Motto „Gemeinsamkeiten entdecken, Unterschieden gerecht werden, Schätze bergen.“ Konkret heißt das:

      Leben Sie bewusst in beiden Kirchen. „Dass es sonntags mal in die Mama-Kirche, mal in die Papa-Kirche geht, ist für Kinder kein Problem.“

      Sprechen Sie über konfessionelle Unterschiede. Vergleichen lässt sich das gut mit „unterschiedlichen Wegen zur Schule, die doch alle zum gleichen Ziel führen“. Erklären Sie dabei auch, dass die Unterschiede eine Last der Geschichte sind und heute anders gesehen werden: „Gottes Liebe gilt allen Menschen!“

      Entdecken Sie gemeinsam die Kirchenräume und suchen Sie nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Tabernakel, Ewiges Licht und die Bibel auf dem Altar bieten Ansatzpunkte.

      Vorlesen, singen, beten, christliche Feste feiern – all das geht wunderbar ökumenisch. „Die christliche Botschaft ist dieselbe.“

      Heben Sie hervor, was Sie an der anderen Konfession gut finden. „Kinder lernen so, dass jede Konfession gleich wertvoll ist, und üben Respekt und Wertschätzung ein.“

      Anja Legge