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      Priesterweihe von Weihekandidat Bertram Ziegler auf den 10. Oktober verschoben

      Lieber eine Feier mit vielen Vertrauten

      Eigentlich sollte Bertram Ziegler am Pfingstsamstag im Kiliansdom zum Priester geweiht werden. Doch Corona hat auch ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Laut Regens Stefan Michelberger ist die Weihe in Rücksprache mit Ziegler auf Samstag, 10. Oktober, verschoben worden. Was der 28-jährige Diakon darüber denkt, was er mit dem Priestertum verbindet und welche Schwerpunkte er als Priester gerne setzen möchte, das beschreibt der im Raum Baunach aufgewachsene Ziegler im folgenden Interview.

      Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Verschiebung Ihrer Weihe erfahren haben? Schmerzt Sie das?

      Als ich von den ersten Fällen von Covid-19-Infizierten in Italien gehört habe, habe ich Kontakt zu meinen Freunden und Bekannten in Südtirol aufgenommen, wo ich mein Freijahr im Jahr 2015/16 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen absolviert habe. Von ihnen habe ich erfahren, dass gerade in Bergamo die Lage sehr kritisch und bedrohlich war. Seit diesem Zeitpunkt im März habe ich gedanklich schon damit gerechnet, dass sich die Lage auch bei uns in Deutschland zuspitzen wird. Innerlich habe ich seit diesem Zeitpunkt schon geahnt, dass es Probleme mit dem angedachten Termin der Priesterweihe und der Primiz zum Pfingstfest geben könnte. Daher war ich froh, dass von Seiten des Bischofs, meiner Ausbildungsverantwortlichen und mir ein einvernehmliches Vorgehen gefunden werden konnte, was in der Verlegung des Weihetermins bestand. Ich finde es verantwortungsvoll und sinnvoll, dass der Termin auf den Herbst verlegt worden ist und freue mich über die gute Kommunikation und die Absprachen im Vorfeld, welche auch eine Planungssicherheit für den neu angedachten Weihetermin am 10. Oktober bieten, auch wenn nicht klar ist, wie die Lage zu diesem Zeitpunkt sein wird.
       

      In Eichstätt sind am 2. Mai zwei Diakone zu Priestern geweiht worden. Ohne Beteiligung von Gläubigen. Wäre dies auch für Sie eine Option gewesen?

      Ich bin Bischof Franz sehr dankbar über die einvernehmliche Meinung, dass diese Option für ihn und für mich nicht in Betracht gekommen ist. Ich verstehe, dass es unterschiedliche Meinungen auch in dieser Frage gibt, doch sehe ich auch viele Fragen und Probleme. Für mich persönlich ist die Weihe ohne eine größere Anzahl an Mitfeiernden auch in der aktuellen Lage keine sinnvolle Entscheidung. Denn auf meinem nunmehr achtjährigen Weg meiner Berufung haben mich viele Menschen begleitet, die mir viel bedeuten. Es sind meine Eltern, mein Bruder, meine Verwandten, viele Freunde und Bekannte aus nah und fern. Zudem freuen sich mit mir und begleiten mich zugleich viele Menschen aus meiner Heimat und meinen Praktikumsgemeinden. Ihnen das persönliche Mitfeiern – auch wenn es die Möglichkeit eines Livestreams gibt – zu verweigern, halte ich nicht für sinnvoll und es widerspricht meinem Verständnis, meinen Dienst mit Gott und für die Menschen zu tun.
       

      Seit Ihrer Diakonenweihe im Oktober 2019 sind Sie im Rahmen Ihres Pastoralpraktikums für die Menschen in Kleinostheim, Stockstadt und Mainaschaff da. Mit welchen Aufgaben sind Sie hier betraut – gerade in Zeiten von Corona?

      Neben dem Einsatz in der Brentano-Grundschule in Aschaffenburg und in der Mittelschule in Hösbach bin ich in den letzten Monaten besonders bei Trauergesprächen und Beerdigungen, bei Gottesdiensten im Seniorenheim und im Predigtdienst aktiv. Ansonsten versuche ich Angebote und Impulse im Bereich der Glaubensverkündigung zu setzen und immer wieder neu und kreativ dem nachzuspüren, was vor Ort ankommt. In den nächsten Monaten würden einige Hochzeiten und Taufen anstehen, die aber coronabedingt alle verschoben sind. Mit Beginn der Coronakrise habe ich versucht, neue Kommunikationsmittel zu nutzen, um auch weiterhin für die Menschen da zu sein und auch Glaubensinhalte weiter nahezubringen.
       

      Welche Kommunikationsmittel sind das?

      Als Erstes habe ich meine Predigten, Impulse und Gedanken für Youtube kompatibel gemacht und meinen Youtube-Kanal „Diakon Bertram Ziegler“ gestartet. (Erklärung Youtube: Videoportal im Internet, auf dem der Nutzer kostenlos Videoclips ansehen, bewerten, kommentieren und selbst hochladen kann, Anm. d. Red.). Die Vorbereitung in diesem Bereich hieß für mich, dass ich ein paar Anschaffungen tätigen musste, um dann als Allrounder im Bereich Planung, Durchführung und Produktion überhaupt starten zu können. Über Instagram und Facebook vernetzt, bin ich so vor allem auch für jüngere Gläubige zu erreichen und wahrzunehmen. Mit meinen Videos möchte ich darüber hinaus zeigen: Kirche nutzt auch aktuelle Mittel der Verkündigung und hat auch im immer mehr digitalen Zeitalter eine wichtige Botschaft zu vermitteln, nämlich die Frohe Botschaft. Darüber hinaus liegen meine Predigten, wie etwa derzeit die Reihe zu den Geistesgaben oder verschiedene von mir entworfene Mai-Andachten in unseren Kirchen gedruckt aus, um auch Menschen ohne Internetverbindung weiterhin zu erreichen.
       

      Sind Sie nur über Youtube, Instagram, Facebook & Co. zu erreichen?

      Nein, der persönliche Kontakt in der Seelsorge ist für mich mit das Wichtigste. Deswegen bin ich für die Menschen per Telefon und Mail erreichbar und habe mich in Coronazeiten zur Betreuung der Live-Kommentare bei den Streaminggottesdiensten der Diözese bereitgestellt und war auch beim sogenannten „Babbelfon“, das von der Pfarreiengemeinschaft Miltenberg gestartet wurde, aktiv. Viele Gespräche haben sich aber auch bei meinen Spaziergängen im Ort ergeben. Oft war ich zum Gebet in der Kirche anzutreffen, oder mich haben Gläubige angesprochen, wenn sie mich beim Kirchenputz gesehen haben, da unser Kirchenputzteam in diesen Zeiten aus Schutzmaßnahmen nicht so nah zusammenkommen durfte.
       

      In Ihrer Ausbildung haben Sie den Glaubenskurs „blickwechsel“ kennengelernt. Ihr Anliegen sei die moderne Glaubensverkündigung, wie es in einem Artikel kurz vor Ihrer Diakonenweihe hieß. Bitte gehen Sie etwas näher darauf ein.

      Im Rahmen des Pastoralkurses, den ich unter anderem in Speyer absolvierte, habe ich den Glaubenskurs „blickwechsel“ kennengelernt, der aus dem Erzbistum Freiburg stammt. Mich hat daran sehr angesprochen, dass dieser Kurs mit Kurzfilmen, Austausch und Impulsen arbeitet. Persönlich halte ich es in der Glaubensverkündigung für wichtig, dass Medien ansprechend gestaltet und gut genutzt werden.
       

      Was ist das Interessante an diesen Kurzfilmen?

      Das Medium des Films begegnet Menschen in unserer stark visuell ausgerichteten Gesellschaft in Fernsehen, Kino und in Zeiten von Netflix und anderer Streamingdiensten tagtäglich. Deshalb sollte auch eine modern ausgerichtete Glaubensverkündigung eben solche Medien sinnvoll nutzen. Beim Glaubenskurs „blickwechsel“, den ich im vergangenen Herbst in Kleinostheim angeboten habe, habe ich zusammen mit einem kleinen Team dabei positive Erfahrungen gesammelt. Nach einer Einstiegsrunde im geselligen Rahmen gab es eine Einführung zum Kurzfilm, der anschließend geschaut wurde. In Kleingruppen haben wir dann über die Themen der Kurzfilme beispielsweise von Glaubenszweifel oder Globalisierung gesprochen und uns ausgetauscht oder darüber nachgedacht, was wäre, wenn Jesus jetzt mitten in unsere Gruppe käme. Mir ist eine moderne Glaubensverkündigung wichtig, da ich aus meinen eigenen Erfahrungen in der Schule und in der Gemeinde mitgenommen habe, dass in diesen Bereichen noch großes Potenzial steckt. Immer wieder lasse ich daher beispielsweise auch aktuelle Songs in meine Verkündigung einfließen und verknüpfe sie mit Aussagen aus der Bibel. So habe ich es auch vergangenen Sommer gemacht, wenn wir uns auf dem Kirchplatz zum sogenannten „Stufengebet“ versammelt haben, wo wir moderne Popsongs gehört und betrachtet haben. Dazu habe ich Impulse gehalten und so versucht den Alltag der Menschen im Licht des Evangeliums  zu deuten. Auch diesen Sommer möchte ich – sofern Corona es ermöglich – dieses gut angenommene Projekt wieder starten und erweitern. Ich bin der Überzeugung, dass es vielfältige Angebote braucht, so dass Menschen das für sie Passende finden können.
       

      Gab es für Sie einen besonderen Anlass, Ihr Leben Gott zu weihen?

      Einen konkreten Anlass oder ein überraschendes Berufungserlebnis kann ich nicht ausmachen. Ich bin in meiner Kindheit und Jugend, vor allem auch in der Gemeinschaft bei den Pfadfindern, der Schönstattgemeinschaft und den Ministranten, sowie durch die Vorbereitung auf die Erstkommunion und die Firmung immer mehr in den Glauben hineingewachsen. In meiner Heimatgemeinde in Baunach waren immer wieder junge Menschen zur Ausbildung, vor allem auch junge Kapläne und angehende Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, die mich mit meinen Fragen nicht alleine gelassen haben und ein Stück weit meinen Berufungsweg geprägt haben. Gerade in der Zeit am „Theres“ habe ich gemerkt, dass ich die Berufungsfrage gerne prüfen möchte und habe mich so bewusst für das Propädeutikum – das Vorbereitungsjahr in Bamberg – entschieden. Seitdem gehe ich gerne meinen Weg und versuche immer wieder neu meine Berufung zu leben und immer wieder neu zu finden.
       

      Was sind Ihre Stärken?

      Auch in schweren Momenten Gelassenheit an den Tag zu legen und in schwierigen Situationen mit genügend Kreativität, Witz und Humor, sowie einem gesunden Maß an Ausgeglichenheit und Einlassen auf Neues zu reagieren.
       

      Und Ihre Schwächen?

      Mir fällt es manchmal nicht leicht, Nein zu sagen. Das muss ich immer wieder neu lernen. Manchmal möchte ich mehrere Schritte gleichzeitig gehen und merke, dass das nicht klappt. Daher muss ich immer wieder neu lernen, eins nach dem anderen anzugehen.
       

      Haben Sie ein Lebensmotto, wie lautet es?

      Mein Weihespruch zur Diakonenweihe ist auch mein Primizspruch. Er lautet: „Herr, auf dich vertraue ich. In deine Hände lege ich mein Leben.“ Er stammt aus dem täglichen Nachtgebet der Kirche und fasst das zusammen, worauf ich letztlich vertraue und baue.   

      Interview: Matthias Risser