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      Bernd Keller möchte durch Hauskirche das Fundament der Kirche verstärken

      „Lasst uns Altäre in den Häusern der Menschen bauen”

      Wo bewahren Sie Ihre Bibel eigentlich auf? Im Bücherregal, auf dem Nachttisch oder haben Sie sie per Bibel-App auf dem Smartphone jederzeit dabei? Oder sind Sie gerade gar nicht so sicher, wo Ihre Bibel genau zu finden ist? Jeder Mensch pflegt einen etwas anderen Umgang mit dem Buch der Bücher. Bernd Keller hat einen speziellen Platz für seine Bibel. Sie liegt auf seinem Hausaltar und ist damit fest in seinem Leben verortet. Das wünscht sich der Gemeindereferent in der Ehe- und Familienseelsorge im Landkreis Bad Kissingen auch für andere. Er will die Bibel und damit das Wort Gottes in den Häusern der Menschen stärker sichtbar machen – sie sollen einen festen Platz und eine größere Rolle in ihrem täglichen Leben einnehmen.

      Dabei lässt sich Bernd Keller von Würzburgs ehemaligem Bischof und späteren Kardinal in Berlin und München, Julius Döpfner, inspirieren. Der machte nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich: „Wohnungsbau ist Dombau“ und meinte damit, dass der Wiederaufbau der Häuser zunächst wichtiger sei als ein neuer Dom. Der Gemeindereferent hat die Worte erweitert: „Wohnungsbau ist Dombau – Hausgemeinden bauen ist Dombau“. Keller, der 1998 seine Diplomarbeit über die Kirche der Zukunft aus dem Wort Gottes geschrieben hat, sieht die Hauskirche als Fundament für die gesamte Kirche. Sie sei quasi die „Mikroebene“ unterhalb der Pfarrei. Dieses Fundament gelte es – gerade in Zeiten immer größer werdender Seelsorgeeinheiten – zu stärken.

      „Das Wort Gottes ist nicht beschränkt auf den Kirchenraum“, gibt Keller zu bedenken. „Jesus ist immer zu den Menschen gekommen.“ Das werde beispielsweise durch die biblische Geschichte von Zachäus (Lukas 19,1-10) deutlich. Mit dem Besuch in dessen Haus habe Jesus nicht nur den Zöllner selbst erreicht, sondern auch Zachäus' „Netzwerk“, also Freunde, Bekannte und Nachbarn. So habe er seine Botschaft unter den Menschen verbreitet. Facebook, Instagram und Co. würden heute ja auch persönliche Netzwerke nutzen, um die Menschen zu erreichen, fügt Keller mit einem leisen Lächeln an.

      Hausaltäre bauen

      Doch wie bringt man heute genau Gott in die Häuser der Menschen? Darüber macht sich der 48-jährige Keller als zertifizierter Kirchenentwickler Gedanken, entwickelt er doch neue, zukunftsorientierte Gestaltungsformen von Kirche. Hausaltäre können dabei helfen, das Fundament der Kirche zu stärken. Bernd Keller ist auf das Thema 2004 bei einem Besuch in Indien aufmerksam geworden. Dort seien solche Altäre allgegenwärtig. Oft sind sie sehr farbenfroh gestaltet.

      Hausaltäre haben nichts mit dem althergebrachten Herrgottswinkel aus unserem Kulturkreis gemein, erklärt Keller. Es geht beim Hausaltar viel mehr darum, das Wort Gottes im Alltag zu verorten. In der Auseinandersetzung mit den Bibeltexten findet Begegnung zwischen Gott und den Menschen statt. Den Hausaltar versteht Keller daher als „spirituellen Ort der Begegnung“.

      Für diesen speziellen Ort braucht es außer der Bibel gar nicht so viel: einen Buchständer, auf dem die Bibel aufgeschlagen liegt, und für den man etwa einem Kochbuch-, Noten- oder Tabletständer verwenden kann, dazu eine Kerze. Hier können die Hochzeits- oder Taufkerze einmal wieder zum Einsatz kommen. Ein Kreuz sowie eventuell weitere christliche Gegenstände wie ein Rosenkranz oder die „Madonna von der Oma“ vervollständigen den Hausaltar, sagt Bernd Keller. Außerdem kann man ihn mit frischen Blumen schmücken, als Zeichen der Lebendigkeit und Hinweis auf die jeweilige Jahreszeit. Und welcher Platz im Haus oder der Wohnung eignet sich am besten für diesen Ort, der Gottes Gegenwart sicht- und spürbar werden lässt? Ein Sideboard im Wohnzimmer oder eventuell im Eingangsbereich ist ideal.

      Gott im Blick

      Sabrina Wehners Hausaltar steht auf dem Sideboard im Esszimmer. Die 41-Jährige aus Hausen bei Bad Kissingen nutzt ihn mit ihrem Mann und den Kindern, um Gottes Wort „ins Leben zu holen“, wie sie sagt. Ihr Hausaltar ist eher schlicht, erzählt sie am Telefon. Neben der Bibel genügen eine Kerze und Blumen oder Zweige in einer Vase, gelegentlich kommen Basteleien der Kinder dazu. Jesusbildchen und Rosenkränze sucht man bei ihr vergebens. Vor ein paar Jahren hat sie dafür am Hausaltar die Sterbebildchen von Oma und Opa ausgelegt – Hausaltäre sind eben so individuell wie die Menschen, die sie gestalten, und ihre Bedürfnisse.

      Die Bibel mit Gottes Wort betrachtet die dreifache Mutter als „Wegweiser“ und holt sich aus ihr Anregungen und Tipps fürs Leben. Man verbringe ja viel Zeit zu Hause, und durch den Hausaltar sei Gott in ihrer Familie als Mittelpunkt präsent, sagt Wehner. „Man nimmt Kontakt auf und hat Ihn im Blick, und Er mich – uns – auch.“ Die Coronazeit hat die Bibelnutzung in ihrer Familie zusätzlich vertieft, berichtet Wehner, die sich seit ihrer Jugend in der Pfarrgemeinde einbringt und online ein Bibelteilen besucht, bei dem man sich in der Gruppe über das Sonntagsevangelium austauscht. Im ersten Lockdown hätten sie als Familie jeden Morgen einen Lobpreis gehalten, erzählt sie. Wenn sie Gottesdienst zu Hause feiern, dann am Hausaltar. „Außer beim Osterfeuer“, sagt Sabrina Wehner in Erinnerung an Ostern 2020 und schmunzelt. Das Feuer habe ja schließlich draußen stattfinden müssen.

      Amoris laetitia

      Bernd Keller sieht Hauskirche als Basis für die Kirchengemeinden vor Ort, findet sich doch dort ein Hausstand zusammen, oder eine Hausgemeinde, die auch Freunde und Nachbarn mit einschließt. Sie stelle eine „Ergänzung“ dar und könne so das Fundament der Kirche stärken. „Jesus begegnet mir durch das Wort Gottes“, sagt er. Und da könne man sich durchaus auch ohne den Priester und seine Predigt mal eigene Gedanken zum Sonntagsevangelium machen, nach dem Motto: „Jetzt schau einmal, Mensch, was du damit machst.“ So wirke das Wort Gottes ins Leben hinein und Hauskirche und -gemeinde unterstützten letztlich Pfarrei, Pfarreiengemeinschaft und Pastoralen Raum, erklärt Keller. Auch Papst Franziskus habe in seinem apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ 2016 zu mehr Hauskirche aufgerufen.

      Keller glaubt, dass es für Wachstumsprozesse der Kirche eine neue „Begründung“ braucht. Ein wichtiges Mittel ist für ihn dabei die Hauskirche. Die Begegnung von Mensch zu Mensch in kleinen Gruppen – ähnlich wie bei Thermomix- oder Tupper-Abenden, fügt er augenzwinkernd an – sei wichtig, um sich gegenseitig vom Glauben zu erzählen und so Zeugnis davon abzulegen. „Es braucht so viele Begegnungsarten mit Jesus Christus im Wort Gottes, wie möglich“, ist Keller überzeugt. „Lasst uns Altäre in den Häusern der Menschen bauen, weil Gott längst da ist.“

      Anna-Lena Herbert

      Kontakt: Sie interessieren sich für das Thema Hauskirche? Unter „www.familie.bistum-wuerzburg.de“ finden Sie weitere Informationen. Außerdem lädt Bernd Keller regelmäßig zum Bibelteilen ein, wegen Corona derzeit online (donnerstags, 19 Uhr); Infos und Zugang: E-Mail an „bernd.keller@bistum-wuerzburg.de“.