Wie so vieles derzeit war auch die Kiliani-Woche anders als in den Jahren zuvor. Auf das Wesentliche reduziert, könnte man sagen, wenn man es positiv ausdrücken möchte.
Allerdings zählen wohl für viele, die Jahr für Jahr in dieser Woche zur Grabstätte der Frankenapostel pilgern, auch die Begegnungen nach den Gottesdiensten mit zum Wesentlichen. Diese Begegnungen, die die Gebetsgemeinschaft aus den Kirchenraum hinaus in die Welt verlängern, waren heuer nicht möglich – wie manches andere auch. Schade.
Und doch darf man unter den gegebenen Umständen eine positive Bilanz ziehen. So hat es sich beispielsweise als gute Idee erwiesen, aus dem Dom, aus Würzburg hinauszugehen und Kiliani-Gottesdienste in den Regionen der Diözese zu feiern. Auch darf man davon ausgehen, dass die Übertragung der Pontifikalämter aus dem Kiliansdom via YouTube und TV Mainfranken vielen Menschen im Bistum die Möglichkeit eröffnet hat, allen Beschränkungen zum Trotz die Wallfahrtswoche mitzufeiern.
Was kann, was darf man nun daraus folgern? Zum Beispiel, dass neue und andere Wege hin zu den Menschen möglich sind und auch angenommen werden; dass Tradiertes und Bewährtes durchaus Ergänzungen und Veränderungen verkraftet – immer wieder auch benötigt; dass mehr Dezentralisierung gut tun kann; dass schwierige Ausgangssituationen die Kreativität befördern können; dass man sich etwas (zu)trauen, auch mal den sicheren Hafen verlassen muss.
Das alles lässt sich nicht nur auf die Kiliani-Woche beziehen. Die gesamte Diözese steht vor großen Herausforderungen, sucht nach neuen Wegen, wird Veränderungen angehen und verkraften müssen. Entscheidend wird dabei sein, ob es gelingt, den Zusammenhalt zu bewahren und möglichst viele in die Entwicklungen einzubinden. Notwendig – im wahrsten Sinn des Wortes – sind dazu Ideen, Mut sowie viel Kompromissbereitschaft und guter Wille von allen. Denn eine zankende, nur mit sich selbst beschäftigte Kirche braucht niemand.
Wolfgang Bullin