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      Die Viertklässler am Würzburger Vinzentinum tragen mit ihren Frühstücksboxen dazu bei

      Klimaschutz kann jeder

      Klimaschutz kann jeder! – Was so mancher Erwachsene nicht weiß, ist den Kindern am Würzburger Vinzentinum sonnenklar. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Monika Bauer sind die Viertklässler der privaten katholischen Grund- und Mittelschule in den letzten Wochen dem Zusammenhang zwischen Essen und Klima auf den Grund gegangen. Die neuen Erkenntnisse setzen sie seitdem tagtäglich beim Befüllen ihrer Frühstücksboxen in die Tat um und tragen damit aktiv zum Klimaschutz bei.

      Zum Auftakt der Projektwochen zum Thema Klimaschutz hat Monika Bauer die Kinder der Klassen 1 bis 6 zu einem opulenten Frühstücksbuffet in die Aula des Vinzentinums eingeladen. „Dabei mussten sich die Kinder immer zwischen zwei Alternativen entscheiden; zum Beispiel Erdbeeren oder Apfelschnitzen, Hartkäse am Stück oder einzeln verpackte Scheiben, Salami oder Kräuteraufstrich“, berichtet die Lehrerin. Auf einem Auswertungsbogen sollten sie ankreuzen, was sie wählen. Nach dem Frühstücksgenuss wurden die Lebensmittel nach den Kriterien Transportweg (Regionalität), Anbauart (biologisch/nicht biologisch), Abfallmenge (Verpackung), Fleischkonsum (vegetarisch/nicht vegetarisch) und Saisonalität (Jahreszeit) bewertet und mit Farbkärtchen versehen: Klimaschädliche Produkte bekamen einen roten Punkt, klimafreundliche einen grünen.

      Experten und Botschafter

      An den beiden folgenden Tagen haben die Viertklässler dann die Schülerinnen und Schüler der anderen Klassen in ihr Klassenzimmer eingeladen und mit kleinen Vorträgen und Erklärvideos weitere Informationen gegeben. Dabei ging es um Anbauart, Jahreszeiten und Tierhaltung ebenso wie um Transportwege, Verpackungsmüll und Bio-Siegel. Außerdem haben die Schüler gemeinsam eingängige Tipps formuliert wie „Bio ist prima fürs Klima!“, „Klimavorfahrt fürs Rad!“ oder „Das Gute liegt so nah!“. Dass die Viertklässler dabei als Experten und Botschafter für andere Klassen fungieren konnten, habe sie besonders motiviert, berichtet Monika Bauer. Tim etwa war zwar aufgeregt, findet es aber „schön, wenn man den anderen etwas zeigen kann“.

      Während für einige wenige das Thema Klima ganz neu war, haben andere schon einiges an Wissen mitgebracht, das nun noch ergänzt wurde: Martha zum Beispiel hat schon von Überschwemmungen oder Tornados gehört. „Die Forscher sagen, das sind Folgen des Klimawandels“, kommentiert sie. Tim wiederum wusste nicht, dass der Transport mit Schiffen besser ist als per Flugzeug oder LKW, weil hier große Menge auf einmal transportiert werden können. Seiner Banknachbarin war ebenfalls neu, „dass Flugzeuge so viel CO2 ausspucken. Ich habe deshalb mit meinen Eltern geredet und wir wollen unnötige Flugreisen vermeiden“, berichtet sie.

      Bio und aus der Region

      Nach den Vorträgen und Inforunden gab es wieder ein Frühstück – diesmal jedoch ein klimafreundliches. „Beim Zusammenstellen der Mitbringliste für unseren „Friday for Frühstück“ wussten die Kinder sofort, was sie einkaufen wollen und was nicht“, so Bauer. Melissa etwa war es wichtig, dass die Lebensmittel nicht in Plastik eingepackt sind: „Saftflaschen aus Glas kann man wieder verwenden“, hat sie gelernt. Elisabeth und Martha haben mit ihren Müttern darauf geachtet, dass das Gemüse biologisch angebaut wurde und aus der Region ist. Dass es jetzt im Winter dann nur Äpfel und Karotten gibt, ist für die meisten gewöhnungsbedürftig, aber nachvollziehbar. „Weintrauben haben bei uns eben gerade keine Saison.“ Antonia hat Bio-Milch beigesteuert, denn „dann wurden die Kühe mit gutem Futter gefüttert“. Tim und Maja haben selbst gekochte Marmeladen mit­gebracht – „aus Früchten, die bei uns im Garten wachsen und nicht gespritzt sind“. Um den Käse hat sich Florian gekümmert. Weil der Käse im Kühlregal hinsichtlich Verpackung, Herkunft und Bio-Qualität seinen Ansprüchen nicht genügte, ist er mit seiner Mutter an die Käsetheke gegangen. „Beim Hartkäse war das kein Problem. Nur einen Camembert aus Deutschland habe ich nicht gefunden“, erzählt er. Auch Vinzenz hat etwas Besonderes mitgebracht. Da sein Bruder Vegetarier ist, hat seine Mutter einen vegetarischen Aufstrich zubereitet: „Der schmeckt total lecker – fast wie Leberwurst“, lacht er.

      Dass das Klimaschutzprojekt ausgerechnet mit den Fridays-for-future-Demos der SchülerInnen zusammenfällt, sei zunächst Zufall gewesen, sagt Monika Bauer. Bereits bei einer Fortbildung im letzten Herbst hatte sich die Grundschullehrerin und Fachberaterin für Umwelt für die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Würzburg mit dem Klimawandel und konkreten Umsetzungsideen für den Unterricht beschäftigt. Die Idee mit dem Frühstück habe ihr auf Anhieb gefallen. Dass das Thema jetzt dank der Freitagsdemos in aller Munde ist, sei dann „eine wunderbare Hilfe“ gewesen – „so war alles sehr präsent “.

      Doch für Monika Bauer sind die Projektwochen mehr als nur ein Thema unter vielen: „Ich möchte den Schülern zeigen, dass sie selbst eine Einflussmöglichkeit haben. Mit unserem täglichen Konsum- und Essverhalten können wir das weltweit große und lebenswichtige Thema Klimawandel positiv beeinflussen“, ist sie überzeugt.

      Nachhaltigkeit

      Aus diesem Grund setzt die Lehrerin auch hier auf Nachhaltigkeit: Einmal in der Woche nehmen die Kinder jetzt das eigene Pausenfrühstück hinsichtlich seiner Klimafreundlichkeit unter die Lupe. Der Brotboxencheck beginnt schon bei der Verpackung: „Die Brote sind jetzt nicht mehr in Alu- oder Klarsichtfolien verpackt. Stattdessen benutzen viele Kinder Boxen mit Trennwänden, so dass man problemlos verschiedene Leckereien transportieren kann“, erzählt Bauer. Bei den Inhalten sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: In Melissas Box etwa kommt frisches Brot vom Bäcker mit einem Aufstrich. Ein Gläschen Joghurt und ein Brot mit Käse und Paprika hat Laura dabei. Dass Paprika und Gurke im Moment aus Belgien oder Spanien kommen, bereitet ihr etwas Kopfzerbrechen. „Aber auch das ist mal ok“, beruhigt ihre Lehrerin sie. „Wenn man immer wieder bewusst einkauft, kann man ab und zu auch mal dazu greifen.“ Kritik üben die Kinder auch an dem in Folie verpackten Minikäse. „Da muss ich noch mal mit Mama reden“, sagt die Brotbox-Besitzerin ernst. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass gelebter Klimaschutz auch mal Verzicht bedeuten kann. So liebt Martha „Erdbeeren über alles, aber im Moment wachsen die bei uns ja nicht.“ Im Gegenzug freut sich das „ausprobierfreudige“ Mädchen schon jetzt auf das Erdbeerfeld ihres Nachbarn und tröstet sich mit einem Kräuteraufstrich, den sie beim Klimafrühstück für sich entdeckt hat. Klimaschutz hat eben auch leckere Seiten!     

      Anja Legge