War es also doch wieder einmal nur Beschäftigung mit sich selbst, innerkirchliche Nabelschau ohne positive Außenwirkung? Denn auch während des Synodalen Wegs sind die Kirchenaustritte nicht weniger geworden, hat sich das Ansehen der Kirche in der Gesellschaft nicht gebessert. Zudem scheinen Austritte und Ansehensverlust nur bedingt mit mangelnder Reformbereitschaft zusammenzuhängen, da es der evangelischen Kirche hierzulande, in der etliche der Reformforderungen schon länger umgesetzt sind, nicht besser geht. Nach den jüngst veröffentlichen Zahlen verzeichnet die mit 380.000 Austritten im Jahr 2022 einen Rekordwert.
Und doch: Bei allen Schwächen und Unzulänglichkeiten ist das Projekt wegweisend. Ohne den Satz „Der Weg ist das Ziel“ überstrapazieren zu wollen, erscheint mir dabei der Prozess selbst fast bedeutender als die Beschlüsse. Der damit eingeschlagene Weg des aufeinander Hörens und voneinander Lernens muss unbedingt weiter beschritten, muss weiter eingeübt werden. Es muss Standard werden, sich auf Augenhöhe zu begegnen, Andersdenkenden den guten Willen nicht abzusprechen, Vielfalt und Verschiedenheit nicht als Bedrohung wahrzunehmen, sondern als Bereicherung, den Gottesgeist nicht nur zu beschwören, sondern zuzulassen und Gott nicht kleiner zu denken, als er ist. Und so – im Verbund mit der Weltkirche – immer mehr zu lernen und zu zeigen, was synodale Kirche bedeutet.
Wolfgang Bullin