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      Der Diözesane Online-Bibeltag beschäftigte sich mit dem Buch Daniel und seinen Antworten für Gläubige

      Kann die Heilige Schrift in Krisen helfen?

      Woran können sich Menschen festhalten, wenn ihr Leben brüchig wird? Auf diese Frage versucht das biblische Buch Daniel zu antworten. Es zeigt Menschen, die in der Not von Gott gerettet werden. Einen Blick auf das Buch Daniel warfen kürzlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Diö­zesanen Online-Bibeltags.

      Gastreferentin war Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart. In ihrem Vortrag leitete Brockmöller aus dem Buch Daniel Strategien ab, wie Menschen mit Krisen umgehen können.

      Alte Geschichten – heute neu

      „Eine wichtige Strategie ist es, alte Geschichten so zu erzählen, dass sie durchsichtig werden auf das, was gerade erfahren wird und jetzt ist“, führte die Theologin aus. So habe es bereits das Buch Daniel getan. Es entstand im zweiten Jahrhundert vor Christus, siedelte seine Erzählung jedoch viel früher zu Zeiten des Königs Nebukadnezar an. Dabei ging es den Urhebern der Schrift nicht um historische Korrektheit, sondern um Botschaften für ihre Gegenwart. So ist auch Daniel eine erdichtete Figur und keine historische Gestalt.

      Die Entstehungszeit der Schrift im zweiten Jahrhundert vor Christus beschrieb Brockmöller als „Zeit großer Umwälzungen“. König Antioches IV. Epiphanes versuchte damals in Jerusalem, den griechischen Götterkult durchzusetzen. Hinzu kam ein interner Richtungsstreit in der jüdischen Gemeinschaft. Die Juden sahen sich laut Brockmöller einem „Kulturkampf der Religionen und Weltanschauungen“ gegenüber, in dem das Judentum zu verschwinden drohte.

      Position des Glaubens

      In diesem Kulturkampf habe das Buch Daniel Position bezogen. Es zeigt Menschen in Not, die unverbrüchlich an ihrem Glauben an den Gott Israels festhalten – etwa die drei singenden Jünglinge im Feuerofen. „Die Position des Buches Daniel ist, wir bleiben bei der Verehrung unseres Gottes“, fasste Brockmöller zusammen. Das Be­ziehen einer klaren Position wertete sie als Krisenstrategie.

      „Alte Geschichten sollte man so erzählen, dass sie Mut machen, gut ausgehen und Hoffnung stiften“, empfahl die Bibelexpertin. Im Buch Daniel seien die Personen, die am althergebrachten Glauben festhalten, stärker als König Nebukadnezar. „Dass Gott rettend eingreift, ist die Pointe im Buch Daniel, egal was auf der Welt passiert.“ Gott sehe weiter und tiefer als jeder Mensch, sagte Brockmöller in Anlehnung an das Motto des Bibeltags „Blick in die Tiefe – und dann?“

      Humor als Waffe

      Gleichzeitig werden Herrschende im Buch Daniel der Lächerlichkeit preisgegeben. „Humor erlaubt es, in chaotischen Zeiten zu überleben“, stellte Brockmöller fest. Das sei ebenfalls eine Krisenstrategie.

      Anlässlich der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens (siehe Seiten 8/9 in der Printausgabe) betrachtete Brockmöller außerdem die Geschichte der „Susanna im Bade“. Die Geschichte erzählt von Susanna, die von zwei Ältesten sexuell bedrängt und fälschlich des Ehebruchs beschuldigt wird. Erst das Eingreifen Daniels rettet sie vor der Hinrichtung. Brockmöller wies darauf hin, dass die Gemeinde den Lügen der Ankläger zunächst glaubte, weil diese Ankläger hohe Ämter hatten. Betroffene von Machtmissbrauch seien schutzlos, und daher brauche es „vom Geist geführte Fürsprecher“. Die Erzählung lege offen, was sonst verschwiegen bleibe.

      Acht Workshops

      Kritisch merkte Brockmöller an, dass Susannas Geschichte nicht in allen Textüberlieferungen des Buches Daniel vorkomme. Die Erzählung habe keinen festen Ort im Buch – was darauf hindeute, dass diese Offenheit Systeme irritiere.

      Bei acht Workshops vertieften die rund 80 Teilnehmenden die von Brockmöller vorgestellten Inhalte. Mitarbeiter aus den Bereichen Pastoral und Bildungsarbeit leiteten die Workshops. Veranstalter des Bibeltags waren das Katholische Bibelwerk, die diözesane Arbeitsgemeinschaft Bibelpastoral und das Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried in Würzburg. Anlass war die Ökumenische Bibelwoche 2021/2022. Sie steht unter dem Motto „Daniel – Engel, Löwen und ein Lied der Hoffnung“.

      Ulrich Bausewein

      Tipp: Eine zehnminütige Zusammenfassung des Buches Daniel ist ver­öffentlicht unter youtu.be/jVtYox_uRh4.