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      Wort zum Sonntag am 6. Oktober 2019

      Jesus lässt mündig werden

      Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm! Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will umkehren!, so sollst du ihm vergeben.

      Evangelium

      In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.    

      Lukas 17,5–10

      Diese beiden Sätze, Vers 3a und Vers 4 im 17. Kapitel des Lukasevangeliums, sind dem Sonntagsevangelium vorangestellt. Sie bilden die Ausgangslage für die Bitte der Jünger: „Stärke unseren Glauben.“ Kein Wunder, dass die Jün- ger darum bitten. Siebenmal vergeben! Die Zahl Sieben verweist in der Symbolik auf ein Immerwährendes. Diese Vergebungsweise, die Jesus zur Lebensgestaltung mit auf den Weg gibt, fordert in der alltäglichen Umsetzung heraus. Sie verlangt viel. Es geht bei seiner Aufforderung nicht um ein „Vertragt euch“, also um einen neuen Vertrag des Gutseins, der mit einem beidseitigen Handschlag quittiert wird. Jesus spricht hier ganz existenziell per­sönliche Handlungen an: „gegen dich versündigt“, „wieder zu dir kommt“, „ich will umkehren“, „so sollst du vergeben“. Diese sind mit Emotionen verbunden. Das Verlangen nach einer zusätzlichen Hilfestellung ist nachvollziehbar. Daher zurecht die Bitte: „Stärke unseren Glauben.“ Anders ausgedrückt, gebe uns noch etwas in die Hand und ins Herz.

      Die Antwort Jesu ist ein dickes Brett: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.“ Ist dies eine Antwort? Es liest sich doch eher wie ein Tatsachenbericht der Unmöglichkeit. Oder wie eine klare Feststellung eines nicht vorhandenen Glaubens. „Wenn ihr hättet ..., würdet ihr ..., er würde euch gehorchen.“ Tja, da ich naturgemäß keinen Maulbeerbaum verpflanzen kann, habe ich keinen Glauben. Oder einen, der nicht ausreicht, um Wunder zu vollbringen. Eine Richtung der christlichen Verkündigungstradition der letzten Jahrhunderte ist genau dieser Argumentation gefolgt und hat so manchen Christen in seinem unmündigen Unvermögen gelassen.

      Dem Geist Jesu entsprach und entspricht dies nicht. Ich glaube, Jesus ist empathisch, in seinen Antworten fantasievoll und kreativ. Daher könnte eine Form der Auslegung so aussehen: Jünger: „So sollen wir verzeihen?! Puh. Stärke unseren Glauben.“ – Jesus denkt bei sich: Wie viele Wunder braucht ihr noch? Schmunzelnd sagt er: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.“ Jünger: „Wie? Wir?“ Jesus denkt bei sich: Auf diese Fragezeichen gehe ich jetzt nicht ein. Wie kann ich meine Intention, meinen Glauben anders erklären? Hier gibt er den Jüngern das Bild vom Knecht und löst dieses Beispiel mit der Aufforderung auf: „So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Und er fügt hinzu: „Macht es einfach. Probiert es aus. Verzeiht und seid füreinander da. Glaubt und ihr könnt erleben, wie aufgrund von scheinbarem Unvermögen Unvorstellbares geschehen kann.“

      Ulrike Steinhoff ist Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in Archiv und Bibliothek der Diö­zese Würzburg.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.