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      Das Krippenmuseum in Glattbach zeigt 450 Krippen von fünf Kontinenten

      Internationaler Blick auf Christi Geburt

      Die Geburt Christi auf einem Floß irgendwo am Titicacasee in den Anden. Oder bei den Inuit im Iglu. Und in Papua-Neuguinea liegen anstelle von Ochs und Esel eben Schwein und Opossum im Stall. Drei von rund 450 Darstellungen des weihnachtlichen Geschehens, die im Krippenmuseum der Gemeinde Glattbach (Dekanat Aschaffenburg) mit ihren Geschichten aufwarten.

      „Wir wollen hier zeigen, wie die Menschen auf allen Kontinenten die Geburt Christi jeweils in ihrer Sprache und entsprechend ihrer Kultur darstellen“, sagt Jürgen Stenger. Er ist seit 2007 Leiter des 1988 eröffneten Museums in der Glattbacher Hauptstraße. Das Museum legt den Fokus auf die kunstgeschichtliche Bedeutung der weihnachtlichen Szenen. Was dann auch bedeutet: keine Krippe gleicht der anderen. Die 450 wechselnden Exponate, die Jürgen Stenger und seine Helfer jährlich aus einem Fundus von gut 1500 Krippen aus aller Welt ausstellen, lassen sich immer wieder neu bestaunen.

      Exponate mit vielen Details

      Dass sich Kinder und Erwachsene oft nicht sattsehen können an den Exponaten und ihren zahlreichen Details, hat mehrere Gründe. Zum einen ist es das besondere Ambiente im ehemaligen „Stenger-Haus“, in dem das Museum seit Gründung untergebracht ist. Das Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert, das die Gemeinde aufkaufte und detailreich restaurieren ließ, atmet viel Geschichte.

      Zum zweiten liegt der Grund für die Anziehungskraft natürlich in den Exponaten selbst. Ihr Fundament hat Domkapitular em. Dr. Jürgen Lenssen, gelegt. Der ehemalige Kunstreferent des Bistums Würzburg war in den 1980er Jahren Pfarrer in Glattbach und ein eifriger Sammler von weihnachtlichen Darstellungen. Rund 230 Krippen, so erzählt es Jürgen Stenger, habe Lenssen der Gemeinde geschenkt. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Friedolin Bernhard, der viele Jahre das Museum leitete, war Lenssen Ideengeber für die Ausstellung.

      Alle Kontinente vertreten

      Und der dritte Grund? Der liegt in der Person von Jürgen Stenger. Der 69-Jährige ist die gute Seele des Hauses. Handwerklich begabt, hat er Vitrinen gebaut, Gebäude gestaltet, Teile repariert. Zu jeder Krippe weiß der ehemalige Gemeinderat eine Geschichte, kennt Hintergründe, Künstler, landestypische Eigenarten. Eine Führung mit ihm durch das Stenger-Haus ist ein Erlebnis. Übrigens ist die Namensgleichheit Zufall. Stenger heißen in der Region viele.

      Zurück zur Ausstellung, die normalerweise immer ab dem ersten Adventswochenende bis Ende Januar geöffnet ist. 2020 war coronabedingt geschlossen. Mit Hygienekonzept soll das Museum heuer geöffnet bleiben. Alle Kontinente sind unter dem Dach des Fachwerkhauses vereint. Im Erdgeschoss beginnt die Reise durch die Krippen-Kultur in Europa. Im oberen Stockwerk, zugänglich über eine steile Holztreppe, treffen sich Krippenkünstler aus Asien, Afrika, Australien, Nordamerika, Südamerika und der Antarktis.

      Lieblingskrippen

      Hat Jürgen Stenger eine Lieblingskrippe? Der rüstige Rentner lacht: Nicht direkt. Aber einige, auf die er besonders stolz ist. Er zeigt beispielsweise die Darstellung aus Papua-Neuguinea, nach der er lange gesucht hat. Ein Besucher hat den Kontakt zu einem Schnitzer auf der Insel Karkar hergestellt. Dieser hat aus Treibholz 14 Figuren gefertigt und einen Stall obendrein. Mit Schwein, Schlange und Opossum. Und einer barbusigen Maria.

      Nicht bei allen komme das gut an, sagt Stenger mit einem Lächeln. Er will durchaus auch provozieren mit gewissen Exponaten, zeigt skurrile Darstellungen. Oder das, was viele als Kitsch bezeichnen würden: zum Beispiel Krippenfiguren aus dem Überraschungsei.

      Aus Holz, Wachs oder Elfenbein

      „Aber ich will zeigen, wie vielschichtig die Vorstellungen der Menschen von der Geburtsszene sind“, sagt der ehrenamtliche Museumsleiter. Zahlreiche wertvolle Schätze lassen sich bestaunen, von renommierten Künstlern wie Roberto „Ciro“ Cipollone aus der Toskana und der Sizilianerin Angela Tripi. Oder des 1932 verstorbenen Münchner Bildhauers Sebastian Osterrieder. Vielfältig sind die Materialien, aus denen Figuren und Gebäude gefertigt sind: Holz, Stein, Ton, Metall, Glas, Wachs, Papier, Schilf, Maisstroh, Elfenbein, Garn…

      Noch ein paar Besonderheiten: Jürgen Stengers kleinste Krippe lässt sich nur mit der Lupe erkennen: in zwei Mini-Glaskugeln, die als Ohrringe taugen, ist sie eingebaut. Die größte Darstellung ist mannshoch, zwei Meter, aus Afrika, ein Krippenbaum aus Zedernholz. Die ältesten Darstellungen datieren aus dem frühen 18. Jahrhundert, es sind zwei Guckkastenkrippen, die Stenger günstig ersteigert hat. Mit solchen Raritäten, aber auch mit zahlreichen Schenkungen erweitert sich das Ausstellungspotential Jahr für Jahr. Was ihm noch fehlt? Jürgen Stenger muss nicht lange nachdenken: seit Jahren sei er auf der Suche nach einer typischen Krippe aus Indien.

      Cornelia Müller

      Das Krippenmuseum Glattbach ist aktuell wegen der Pandemie – anders als ursprünglich geplant – nicht geöffnet.