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      Bildstöcke bezeugen den tiefen Glauben ihrer Stifter

      Innehalten, betrachten, beten

      Bildstöcke sind aus der fränkischen Landschaft nicht wegzudenken. Man begegnet ihnen nahezu überall: an Straßen, Feldwegen, auf Wiesen oder in Wäldern und mitten in Dörfern und Städten. Sie fordern den Vorbeikommenden auf, einen Moment innezuhalten. Vor allem in den vergangenen Monaten, in denen zum Teil nur Spaziergänge eine willkommene Abwechslung von den Einschränkungen der Corona-Pandemie boten, verharrten Menschen wieder öfter vor den steinernen Glaubenszeugen.

      Im Allgemeinen dienten und dienen Bildstöcke der „Ehre Gottes“, erklärt Winfried Hahner, ehrenamtlicher Gästeführer am Fränkischen Bildstockzentrum in Egenhausen (Dekanat Schweinfurt-Süd). „Zur Ehre Gottes“ ist oft Bestandteil der eingemeißelten Inschriften. Wenn der Bauer auf seinem Fuhrwerk vom Blitz erschlagen wurde, war das in der Vergangenheit aber ebenso Anlass dafür einen Bildstock zu errichten, wie wenn eine Holzsammlerin im kalten Winter in einer Schneewehe erfrohr.

      Der 73-jährige Hahner kennt sich mit den steinernen Zeugen fränkischer Frömmigkeit aus. Er hat in und um Egenhausen Bildstöcke erfasst, sich um deren Instandsetzung bemüht und war an der Entstehung des Bildstockzentrums beteiligt, das seit zehn Jahren besteht, wegen Corona aktuell aber noch geschlossen hat. Die Bildstöcke, sagt Hahner, seien sein „Hobby“.

      Entwickelt hätten sie sich aus sogenannten Sühnekreuzen, mit denen Verbrecher Abbitte für ihre Taten leisteten. Hahner berichtet, dass Bildstöcke oftmals nach Unfällen, Unglücken oder Schicksalsschlägen, aber auch zum Dank oder wegen eines Gelübdes errichtet wurden. Den Vorbeigehenden forderten und fordern sie – bisweilen über Jahrhunderte hinweg – dazu auf inne zu halten und für das Anliegen des Bildstockstifters, das oft in der Inschrift erwähnt ist, ein Gebet zu sprechen.

      Viele Kreuzigungen und oft Maria

      Wer in Franken unterwegs ist und die Bildstöcke bei einem Spaziergang, einer Wanderung oder einer Radtour näher betrachtet, entdeckt höchstwahrscheinlich früher oder später eine Kreuzigungsszene. „Die Kreuzigungsgruppe ist das wichtigste Motiv“, sagt Würzburgs Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider. Neben den Kreuzigungen seien Marien- und Heiligendarstellungen beliebt. Marienkrönungen, die Namenspatrone der jeweiligen Stifter oder lokale Kirchenpatrone seien oft auf den „Glaubenszeugnissen“ anzutreffen. Zudem hätten bekannte Gnadenbilder, wie zum Beispiel das aus Dettelbach, als Darstellungen auf Bildstöcken entsprechende Verbreitung gefunden, erklärt Schneider die Motivauswahl.

      In Allersheim (Dekanat Ochsenfurt) finden sich auf einem Bildstock von 1638, der einst auf dem Friedhof stand und heute in der Kirche seinen Platz hat, Kreuzchen über den Köpfen einiger Figuren. Warum? Der Bildstock werde als „Pestsäule“ bezeichnet, sagt Schneider. Bei Seuchen gedachte man früher auch mit Bildstöcken der Toten. Unter dem das Kreuz tragenden Heiland sind die Stifter dargestellt. Laut Inschrift hatten ein gewisser Michel Conradt und seine Ehefrau Walburga den Bildstock errichten lassen, nachdem 1634 gleich mehrere ihrer Söhne erkrankt und gestorben waren. Daher die kleinen Kreuze über deren Köpfen. Sie künden bis heute vom verfrühten Tod der jüngeren Conradts.

      Frühe Bildstöcke waren aus Holz. Sie haben sich, wegen der verglichen mit Stein wesentlich schlechteren Witterungsbeständigkeit, aber in der Regel nicht bis in die heutige Zeit erhalten. Seit dem 15. Jahrhundert errichtete man steinerne Bildstöcke, erklärt Diözesankonservator Schneider. Aber auch deren Zeit ist begrenzt. „Ein Bildstock ist, genauso wie wir Menschen, vergänglich“, gibt Gästeführer Hahner vom Bildstockzentrum zu bedenken.

      Im „Gebiet des wahren Glaubens“

      Während der Reformation erlebte die Bildstocktradition einen Einbruch. Jedoch wurden im Bistum Würzburg zur Zeit von Fürstbischof Julius Echter (1573–1617) viele steinerne Glaubenszeugen errichtet. Dabei dienten sie nicht nur als Zeichen des persönlichen Glaubens – „Das heißt man ist gut katholisch“, sagt Schneider über das Errichten eines Bildstocks – sondern oft auch als Grenzmarkierung. Der Fürstbischof ließ mitunter verpflichtend Bildstöcke mit seinem Wappen darauf setzen und deren Pflege und Instandhaltung kontrollieren. Er habe damit sein „Gebiet des wahren Glaubens“ gekennzeichnet, erläutert Hahner. Auch heutzutage werden noch Bildstöcke errichtet – zuletzt vermehrt während der Flurbereinigung in den 1970er und 80er Jahren.

      Aber wem gehört eigentlich so ein Bildstock? Demjenigen auf dessen Grund er steht, sagt Gästeführer Hahner. Grund dafür, warum sich oftmals über Generationen eine bestimmte Familie um einen Bildstock kümmert. Schneider drückt es so aus: „Wenn man den Acker verkauft, verkauft man den Bildstock mit.“ Bildstöcke seien an ihren Platz gebunden, erklärt der Diözesankonservator. Schließlich habe der Stifter „bewusst den Ort ausgewählt“. Bildstöcke wie der, der bei Egenhausen an den vom Blitz erschlagenen Bauern erinnert, ergeben schließlich nur dort Sinn, wo das Unglück passiert ist. Eine Versetzung finde nur in wenigen Ausnahmefällen statt, berichtet der Diözesankonservator. Zum Beispiel wenn ein Bildstock einer neuen Autobahn oder Straße im Weg sei. Dann muss selbst ein mitunter uralter steinerner Glaubenszeuge weichen, der „zur Ehre Gottes“ errichtet wurde.     

      Anna-Lena Herbert

      Infos

      Fränkisches Bildstockzentrum Egenhausen
      St.-Johannes-Straße 73
      97440 Egenhausen
      Telefon: 09722/2262 ­(Gemeinde Werneck)
      Internet: www.bildstockzentrum.de

      Das Bildstockzentrum ist wegen Corona aktuell noch geschlossen. Drei unterschiedlich lange Wege (siehe Homepage unter dem Reiter „Erlebniszentrum“) laden aber ein, die Bildstöcke rund um Egenhausen mit dem Rad oder zu Fuß zu entdecken.