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      In welche Richtung Christen gehen (sollten)

      Das Evangelium dieses Sonntags ist eine zentrale Stelle im Lukasevangelium. Sie gibt die Richtung der Nachfolge Jesu vor: Der Geist Gottes lockt uns Christen zu denen, die arm gemacht werden, die gefangen oder blind sind oder von einem schweren Schicksal getroffen wurden. Ein Gnadenjahr soll ihnen einen neuen Anfang ermöglichen, befreit von den Belastungen ihres Lebens.

      Wort zum Sonntag am 27. Januar 2019

      Evangelium

      Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit set-ze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.

      Lukas 1,1–4; 4,14–21

      Gottes tiefe Liebe zu jedem Menschen verbindet uns mit denen,deren Lebensmöglichkeiten beschnitten sind. Christen – so das Evangelium – richten sich nicht nach den Maßstäben der Reichen und Mächtigen aus, sondern wenden sich den Schwachen und Armen zu. So lockt der Geist Gottes uns zum Bau des Reiches Gottes.

      Welche Lebenserfahrungen erzählen uns heute Menschen, deren Lebensmöglichkeiten beschnitten sind? Einige Beispiele aus der Telefonseelsorge: Eine alleinerziehende Mutter erzählt, dass ihr Mann keinen Unterhalt zahlt, sie mit kleinen Kindern keine Arbeit bekommt, von Hartz IV lebt und frühmorgens Flaschen sammelt, um die Kosten für ihre Kinder in der Schule bezahlen zu können. Ein Anrufer sagt, dass er trotz einer Vollzeitstelle so wenig verdient, dass er noch zwei weitere Verdienstmöglichkeiten braucht, damit seine Familie über die Runden kommt. Wir hören von Rentnerinnen, die nach der Erziehung ihrer Kinder und ehrenamtlicher Arbeit in Gemeinde und Kirche so wenig Rente bekommen, dass sie kaum zum Leben reicht. Wir sprechen täglich mit Menschen, die aufgrund psychischer oder körperlicher Erkrankung keine Arbeit mehr bekommen. Andere Anrufende wurden von schweren Schicksalen aus der Bahn geworfen.

      Den Erzählungen dieser Menschen zuzuhören, bedeutet, sich auf ihre Lebenserfahrungen einzulassen. So werden aus „den“ Armen, Blinden, Gefangenen und Zerschlagenen konkrete Menschen, deren Erzählungen berühren. Sie zeigen, wie unsicher das Leben sein kann, wie ungerecht manche gesellschaftlichen und politischen Strukturen sind. Die Lebensgeschichten konfrontieren den Zuhörer mit eigenen (Vor-)Urteilen. Sie stellen die Frage nach dem gerechten Tun als Christ und in christlicher Gemeinde: Handeln wir so, dass andere gerechten Lohn, gerechten Anteil an Arbeit und gerechten Lohn für ihre Arbeit haben?

      Auch den ersten Christen scheint es nicht leichtgefallen zu sein, sich den Menschen am Rande ihrer Gesellschaft zuzuwenden. Deshalb wurde es ihnen vom Evangelisten Lukas ins „Stammbuch“ geschrieben. Das Evangelium ist eine Herausforderung für jeden Christen, wie für jede christliche Gemeinde. Es bedeutet für die, die mehr haben, abzugeben an die, die weniger haben. So wachsen Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit.

      Für alle liegt in diesem Evangelium eine Verheißung: für die, deren Lebenssituation sich zum Besseren wendet, und für die, die von ihrem Reichtum und ihrer Macht abgeben. Denn die Absicherung durch Machtstrukturen und Geld hält gefangen. Gottes Geist lockt uns aus unseren Gefängnissen zu mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit – so dass wir ein Gnadenjahr ausrufen und feiern können!

      Christiane Knobling leitet die Ökumenische Telefonseelsorge Untermain.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.