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      MUS-IC-ON! – eine Ausstellung zur Musik der Antike im Martin von Wagner Museum

      In die Vergangenheit lauschen

      Music-On!“ – Einschalten und hinhören? Oder: „Mus-Icon“ – ein Bild vom Klang aus ferner Zeit betrachten? Oder gar selbst den Spuren antiker Musiker folgen und auf nachgebauten Instrumenten in die Saiten greifen? Was ist da wohl gemeint? Mit all diesen Möglichkeiten spielt die sehenswerte Schau „MUS– IC–ON“ des Martin von Wagner Museums in der Würzburger Residenz.

      „Wir müssen uns eines bewusst machen: „Die antike Musik gibt es nicht“, erklärte Dr. Oliver Wiener vom Institut für Musikforschung. Zusammen mit Dr. Florian Leitmeir vom Lehrstuhl für klassische Archäologie und PD Dr. Dahlia Shehata vom Lehrstuhl für Altorientalistik zeichnet er für die neue Ausstellung verantwortlich. Denn erschließen lasse sich das weite Feld der Musik der Antike nur in der Zusammenarbeit mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen. Neuere Forschungen sind dabei nicht mehr ausschließlich auf die wenigen überlieferten Niederschriften begrenzt. Sie stellen die antike Musik vielmehr in den größeren Zusammenhang der vorderorientalischen Musikkultur.

      Die Musikarchäologie versucht heute, Instrumente zu rekonstruieren, auf denen man tatsächlich spielen kann. Auf diese Weise könne man die Klangwelt des Altertums zumindest erahnen, auch wenn man nie absolut genau wissen wird, wie die Instrumente damals wirklich geklungen haben. Viele derartige Nachbildungen finden sich im Martin von Wagner Museum. Einige davon stammen aus der Wanderausstellung „Archaeomusica“ des „Europäischen Musik Archäologie Projekts“, andere wurden speziell für die Würzburger Ausstellung gebaut.

      Wasserorgel Spielen

      Die Zusammenarbeit der Wissenschaftsdisziplinen hat nicht nur Dozenten und Studenten zusammengeführt, sondern auch Ausstellungsstücke aus 34 deutschen und internationalen Sammlungen. Sie ergänzen die Vasenbilder und Reliefs mit Darstellungen antiker Musik, die das Museum selbst besitzt.

      Ein Beispiel ist die antike „Hydraulis“, die berühmte römische Wasserorgel. Sie untermalte nicht nur Gladiatorenkämpfe in den Arenen, son- dern diente auch in Privathäusern und Palästen der Erbauung. Der antike Architekturtheoretiker Vitruvius, der im ersten Jahrhundert lebte, hatte das Instrument einmal beschrieben, nicht ohne anzumerken, dass die komplizierte Konstruktion erst durch das Hören der Klänge wirklich anschaulich werde.

      Das ist der springende Punkt. „Auch wir taten uns zunächst schwer, die genaue Funktionsweise des Instruments zu verstehen“, bekennt Leitmeir. Durch den Nachbau einer zweitönigen Wasserorgel aus Plexiglas können Besucher nun das Zusammenspiel von Luft und Wasser, Pumpbewegungen und Tastendruck anschauen und begreifen.

      Komplett vergessen

      Manche Instrumente, wie eine nur von Abbildungen bekannte übermannshohe Leier, waren bereits komplett vergessen, bis sie jetzt rekonstruktiert wurden. Andere, wie die paarweise gespielten Rohrblattflöten, die man in Griechenland „Aulos“ und in Rom „Tibia“ genannt hat, erinnern in ihrer Bauweise stark an moderne Oboen oder Querflöten. Die anhand von Funden belegte Materialkombination von Knochen und Metall und die verschiebbaren Einzelteile bezeugen das enorme technische Können der antiken Instrumentenbauer, das dem ihrer modernen Kollegen in nichts nachstand.

      Eine Sonderanfertigung für die Würzburger Ausstellung ist Ralf Gehlers Rekonstruktion einer griechischen Kithara. Angelehnt an die detailreichen Bilder auf griechischen Vasen, entwickelte der Instrumentenbauer eine lederbespannte Holzkonstruktion. Die an einen Rinderkopf erinnernde Gesamtgestalt des Saiteninstrumentes betonte er, indem er die Jocharme aus echten Kuhhörnern herstellte. Da dies das Gewicht reduzierte und somit das Spiel erleichtert, ist es wahrscheinlich, dass man in der Antike ganz genauso verfuhr. – „Musik überwindet die Grenzen von Raum und Zeit“, sagt die Altorientalistin Shehata. Deshalb sei es den Kuratoren auch so wichtig gewesen, eine Vielzahl von Kulturräumen und Epochen abzubilden.

      Vom vorderen Orient über Ägypten, Griechenland und Rom bis in keltische Lande reicht die mehr als 5000 Jahre umspannende Schau. Musikforschung zu den Spuren des Altertums hat in Würzburg übrigens eine lange Tradition. Angeregt von der Antikenbegeisterung seiner Zeit, hatte der Würzburger Musikdirektor Franz Joseph Fröhlich (1780–1862) schon im 19. Jahrhundert versucht, antike Hymnen in klassischer Besetzung zu arrangieren.

      Audioguide sinnvoll

      Zwei Beispiele hat das Ensemble der Sing- und Musikschule bei der Ausstellungseröffnung aufgeführt. Hussien Mahmoud spielte auf der Saz, einer Langhalslaute und damit direkten Nachfahrin antiker Instrumente ähnlicher Bauart. Sinnvoll ist es, sich am Eingang einen Audioguide zu besorgen, denn damit hat man die Hörbeispiele bei den Ausstellungsstücken gleich bei der Hand. Noch sinnlicher geht das Lauschen in die Vergangenheit, wenn man die  Exponate selbst bespielt.

      Denn das darf man. Wo kann man sonst schon zu einer Leier singen, wie Troubadix aus den Asterix-Comics, oder ein Lithophon aus dem Paläolithikum beklöppeln, das dem Xylophon ähnelt? Wo sonst kann man römische Keramikglöckchen läuten und auf antiken Knochenflöten pfeifen? Ob die Instrumente früher wirklich genauso geklungen haben, wird dann zweitrangig. Selber Töne auf uralten Instrumenten zu erzeugen, ist einfach ein Erlebnis für sich. Es schlägt eine Brücke in eine längst vergangene Zeit.

      Karen A. Braun

      „Mus-ic-on!“

      „Klang der Antike“, geöffnet bis 12. Juli im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg (Zugang über den Innenhof der Residenz, Durchgang neben der Hofkirche) dienstags bis samstags 13.30 bis 17 Uhr, sonntags (alle 14 Tage) 10 bis 13.30 Uhr. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Konzertreihe beginnt am 18. Januar um 20 Uhr mit einer Klangreise durch die Jahrtausende. Weitere Termine: „www.phil.uni-wuerzburg.de/musicon“.