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      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Sabine Mehling-Sitter, Oberleichtersbach

      In Balance mit Gott und dem Nächsten

      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Sabine Mehling-Sitter, Oberleichtersbach
      Evangelium
      In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
      Matthäus 22,34–40
       
      Nicht schon wieder! Ärger im Kinderzimmer. Immer diese Streitigkeiten, ganz zu schweigen von den schlimmen Ausdrücken. Nun auch noch Tritte und Ohrfeigen. Soll ich mich einmischen oder die Kinder das unter sich ausmachen lassen? Eine tägliche Gratwanderung. Aber so kann und darf es einfach nicht weitergehen! Ich muss mich einschalten. Es muss klar sein, was geht und was nicht geht. Doch – was sage ich bloß? Dass Gewalt unfair ist – das wissen alle, aber sie halten sich nicht dran. Andere Methoden müssen her! Ich versuche es. Zuerst die Klärung der Lage, und dann fällt mir ein Satz aus meiner Kindheit ein, der mir auch heute noch bei manchen Entscheidungen hilft: Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andren zu. Das heißt: Ich will nicht geschlagen werden, also schlage ich auch nicht. Ich will gefragt werden, ob ich etwas hergebe, also frage ich auch. Ganz einfach doch, oder?
      Wenn es nur immer so einfach wäre – gerade für uns Erwachsene. Diese „Goldene Regel“ wird zwar gerne zitiert, aber die Umsetzung gestaltet sich schon etwas schwieriger. Was ich mir gönne, muss ich ja noch lange nicht auch meinem Nachbarn gönnen. Und wenn meine Arbeitskollegin mich beim Chef verpfeift, dann zahle ich ihr das sicher demnächst doppelt und dreifach zurück. Alles muss ich mir nicht bieten lassen. Regeln für das Zusammenleben sind wichtig, aber es kann doch nicht sein, dass immer ich alles einstecken muss. Ich muss schon zeigen, dass ich nicht alles mit mir machen lasse.
      Wo beginnt also diese Goldene Regel und wo hört sie auf?
      Im heutigen Evangelium zeichnet Jesus eine Art Gesamt-Bild dazu. Auf die Frage nach dem großen Gebot – nach dem also, das alle weiteren Gebote und Gesetze umspannt und zusammenfasst – zitiert Jesus das erste der Zehn Gebote „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben ...“. Aber er stellt dieses Gebot mit dem Gebot der Nächstenliebe auf eine Stufe. Der Evangelist Matthäus greift damit die Diskussionen auf, die seinerzeit im pharisäischen Judentum geführt wurden. Das Gottes- wie auch das Nächstenliebegebot sind beide Grundgebote, ohne die weitere Gesetze gleichsam in der Luft hingen, sind der Faden, an dem das Gelingen des Lebens hängt. In allen anderen Einzelweisungen begegnet der Mensch letztlich dem Gott, der will, dass der Mensch ihn und den Nächsten liebt. Das Gesetz will und soll der Liebe dienen, indem es dem Menschen gut tut und ihn in seinem Menschsein fördert. Eine lohnenswerte Frage auch für uns und unsere Gesetze: Bringt es den Menschen auf seinem eigenen Weg voran? Dient es der Liebe oder der Rache?
      Das Gebot der Nächstenliebe nun zeichnet sich durch ein interessantes Maß aus: Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst. In den vergangenen zwei Jahrzehnten besann sich unsere Gesellschaft zusehends auf die Wichtigkeit des Einzelnen. Bei allen negativen Auswüchsen denke ich, dass dieser Trend zum Individualismus ein notwendiger Trend ist. Zu sehr ging in früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten der Einzelne in der Masse unter, standen Vaterland und Muttersprache, Religionsgemeinschaft und Rassenzugehörigkeit an erster Stelle. Ich denke auch, dass diese Wiederbesinnung auf das Recht, Ich zu sagen, ganz im Sinne des Evangeliums ist. Wenn ich mir das Verhältnis zwischen Gott, dem Mitmenschen und mir als Dreieck vorstelle, dann kann es nur gut sein, wenn eine Balance herrscht. Ich bin für mich verantwortlich, für mein Verhältnis zu den Mitmenschen und zu Gott. Vielleicht hilft uns dies und die Goldene Regel zu einem gelingendem Leben in Gottes Sinne.
       
      Die Autorin ist Gemeindereferentin. Sie arbeitet unter anderem als Dekanatsfamilienseelsorgerin im Dekanat Hammelburg und engagiert sich als Sprecherin der Berufsgruppe der Gemeindereferentinnen und -referenten.